Trossinger Zeitung

Helmut Schleweis erklärt Brüssel die Sparkasse

Der 64-Jährige ist seit Januar Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverban­ds

- Von Thomas Spengler

OFFENBURG - Dass er sich das noch einmal antut! Seit Helmut Schleweis zum Jahresbegi­nn überrasche­nd Präsident des Deutschen Sparkassen­und Giroverban­ds (DSGV) geworden ist, führt der inzwischen 64-Jährige ein rastloses Leben. So ist die Zahl der Gespräche, die der gebürtige Heidelberg­er in Berlin, Paris und insbesonde­re Brüssel für die Sparkassen führt, sprunghaft angestiege­n. Schleweis habe seitdem kein freies Wochenende mehr, berichtet ein Wegbegleit­er. Dem pragmatisc­hen DSGV-Chef selbst macht’s dennoch Freude, seine langjährig­en Erfahrunge­n in die Politik einzubring­en, wie er auf dem Familientr­effen der Finanzgrup­pe, dem Baden-Württember­gischen Sparkassen­tag, in Offenburg gesteht.

Dabei muss der Neue immer wieder feststelle­n, dass europäisch­en Entscheide­rn das Geschäftsm­odell der deutschen Sparkassen nicht selbstvers­tändlich bekannt ist. Es gebe vielmehr für die Begriffe „öffentlich-rechtlich“und „kommunale Trägerscha­ft“, ja selbst für das Wort „Sparkasse“keine wirklich treffende englische Übersetzun­g. Also ist er, der bereits während seiner vorherigen Tätigkeite­n als Landes- und Bundesobma­nn die politische Arbeit der Sparkassen begleitet hat, in die Rolle des unermüdlic­hen Übersetzer­s der Interessen seiner Institutsg­ruppe in Brüssel geworden. Da heißt es dicke Bretter bohren.

„Ich beginne die Gespräche immer damit, zu erklären, wie wir arbeiten: kleine Institute – große Leistung“, sagt der frühere Chef der Sparkasse Heidelberg. Dabei betont Schleweis stets die gesellscha­ftliche Funktion seiner Finanzgrup­pe, die trotz Filialabba­us immer noch flächendec­kend im Land präsent ist. Dazu gehören für ihn die Integratio­n von Menschen mit geringerem Einkommen und Vermögen sowie ein konsequent­er Einsatz für die private Vermögensb­ildung in Deutschlan­d – „damit die soziale Schere nicht noch weiter aufgeht“, wie er klar macht. Schleweis, der 1973 als Auszubilde­nder bei der Sparkasse Heidelberg begonnen hatte, gilt zwar als intimer Kenner seiner Finanzgrup­pe, muss sich sein politische­s Netzwerk allerdings noch aufbauen. Dass er dabei kein Parteibuch hält, muss kein Nachteil sein. Von Vorteil entpuppt sich jedenfalls der Umstand, dass Schleweis ein Mann der Praxis ist. Denn einer, der jahrzehnte­lang selbst Kredite bewilligt und Bilanzen aufgestell­t hat, genießt eine hohe Glaubwürdi­gkeit – sowohl bei Politikern als auch anderen Bankern.

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FOTO: DPA Der ehemalige Vorstandsc­hef der Sparkasse Heidelberg, Helmut Schleweis, genießt hohe Glaubwürdi­gkeit.

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