Trossinger Zeitung

Mit dem E-Auto von Salzburg nach Oslo in 24 Stunden

Zwei Skiweltmei­ster und ein Elektro-Rallye-Weltmeiste­r peilen Reichweite­nrekord an

- Von Anna Kratky

RAVENSBURG - Von Salzburg aus quer durch Deutschlan­d, Dänemark, an der Küste von Schweden entlang bis hoch in die norwegisch­e Hauptstadt Oslo – diese Strecke will eine Gruppe bestehend aus den beiden Skiweltmei­stern Marc Girardelli und Andreas Wenzel sowie Elektroaut­oRallyefah­rer Walter Kofler in einem frisierten Fiat 500E zurücklege­n. Insgesamt ist das eine Strecke von etwa 2000 Kilometern, die das Team innerhalb von 24 Stunden bewältigen möchte. Noch nie zuvor ist ein Elektroaut­o an nur einem Tag solch eine Distanz gefahren. Sollte ihnen der Versuch am 21. Juni gelingen, brechen sie den Reichweite­n-Weltrekord für Elektroaut­os von 1600 Kilometern, der 2017 aufgestell­t wurde.

„Selbst ohne einen Weltrekord­versuch zu wagen, sind 2000 Kilometer an nur einem Tag zu fahren eine große Anstrengun­g“, sagt Gianfranco Pizzuto, der Initiator des Projekts, Deswegen war dem gebürtigen Südtiroler wichtig, dass alle Fahrer fit sind. Marc Girardelli, mit fünf Weltcup-Gesamtsieg­en einer der erfolgreic­hsten alpinen Skifahrer, wechselt sich mit Andreas Wenzel ab, Goldmedail­lengewinne­r der Skiweltmei­sterschaft 1978 in Garmisch-Partenkirc­hen. Walter Kofler ist als dreimalige­r Elektro-Rallye-Weltmeiste­r der Spezialist der Gruppe.

Wieso die vier Männer diesen Versuch wagen wollen? Bereits seit 2007 ist sich Pizzuto sicher, dass Elektromob­ilität die Zukunft ist. Der Südtiroler war damals der erste Investor von Fisker Automotive­s. Ein amerikanis­ches Joint Venture, dass sich auf Autos mit batteriebe­triebenem Antrieb spezialisi­ert hatte. Aufgrund von Schwierigk­eiten mit den Zulieferer­n und Rückrufakt­ionen konnte das Unternehme­n ab 2013 seine laufenden Kosten und Schulden nicht mehr bezahlen und wurde an den chinesisch­en Automobilz­ulieferer Wanxiang Group zwangsvers­teigert. Trotzdem glaubt Pizzuto nach wie vor daran, dass sich die Elektromob­ilität durchsetze­n wird. Er ist überzeugt: „Wenn wir zeigen, dass eine große Reichweite auch mit einem kleinen Elektrofah­rzeug möglich ist, dann haben die Leute keine Ausrede mehr, ein diesel- oder benzinbetr­iebenes Fahrzeug zu kaufen.“Die „große Reichweite“will der Südtiroler mithilfe neu entwickelt­er Batterien, die in den Fiat 500E verbaut wurden, erreichen. Diese hat er gemeinsam mit einem ehemaligen Kollegen von Fisker hergestell­t. Aufgrund einer neuen chemischen Zusammense­tzung sollen sie die ursprüngli­che Reichweite des E-Fiats mehr als verdoppeln. Statt 150 Kilometer ohne zu laden soll der italienisc­he Kleinwagen nun 450 Kilometer zurücklege­n können, bis er wieder an die Steckdose muss. Audrey Hepburns Sohn fährt mit Wieso Pizzuto genau diese Strecke ausgesucht hat? „In Salzburg sitzt meine Firma und Oslo ist die Hauptstadt der Elektromob­ilität“, erklärt der Südtiroler. Außerdem sei die angedachte Route fast genau 2000 Kilometer lang. Nach dem Weltrekord­versuch will Pizzuto 100 weitere Scuderia-E, wie er den ausgebaute­n Fiat nennt, herstellen lassen. Einen Abnehmer für den allererste­n hat er bereits gefunden. Sean Hepburn Ferrer, Sohn der bekannten Hollywoodi­kone Audrey Hepburn, hat das Geld für das erste der 100 Fahrzeuge bereits überwiesen. Als Dank dafür darf Ferrer den letzten Teil der Strecke bis ans Ziel nach Oslo fahren.

 ?? FOTO: ANDREAS WENZEL ?? Die Reichweite mehr als verdoppelt: Durch eine neue chemische Zusammense­tzung der Batterien kann der Scuderia-E 450 Kilometer zurücklege­n ohne zu laden.
FOTO: ANDREAS WENZEL Die Reichweite mehr als verdoppelt: Durch eine neue chemische Zusammense­tzung der Batterien kann der Scuderia-E 450 Kilometer zurücklege­n ohne zu laden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany