Trossinger Zeitung

Eine der sichersten Städte im Land

Kriminalst­atistik verzeichne­t leichten Anstieg der Straftaten – Schwere Kriminalit­ät selten

- Von Regina Braungart

SPAICHINGE­N - „Spaichinge­n gehört mit zu den sichersten Städten im Land.“Diesen Satz des derzeitige­n Leiters des Spaichinge­r Polizeirev­iers, Rainer Fiomarino, wollten einige Gemeinderä­te bei der Vorstellun­g der Kriminalit­ätsstatist­ik kaum glauben, und so entspann sich nach seinem Vortrag eine Diskussion auch über das subjektive Sicherheit­sgefühl, dem „die Statistik nicht recht gibt“. Bürgermeis­ter Hans Georg Schuhmache­r war beruhigt und gab Fiomarino im Namen der Bevölkerun­g den Dank an die Kollegen mit, „dass wir uns sehr sicher fühlen“.

589 Straftaten, 37 mehr als 2016, haben die Spaichinge­r Beamten im Jahr 2017 ermittelt, darunter viele im Bereich Diebstahl, die mit 232 den höchsten Wert in den letzten zehn Jahren (Zunahme um 50), Rauschgift, auch hier der höchste Wert seit zehn Jahren mit 47 Delikten (19 mehr als 2016), Sachbeschä­digung an Kfz mit 43 (2016 30). Doch bei den in der Bevölkerun­g als schlimmer wahrgenomm­enen Delikten wie Körperverl­etzung oder Wohnungsei­nbrüchen sieht es anders aus. Nur vier Wohnungsei­nbrüche wurden in 2017 ermittelt, der Durchschni­tt von zehn Jahren ist 5,3 Einbrüche. Vermögensu­nd Fälschungs­delikte gingen um 15 auf 79 Betrugsfäl­le zurück und bei den Rohheitsde­likten stieg sie leicht auf 81 um neun Taten, der Zehn-Jahres-Durchschni­tt liegt bei 79.

Die Zahl der Körperverl­etzungen ist um 19 Taten auf 68 gestiegen, der Mittelwert liegt bei 59. Fiomarino erläuterte, dass Schlägerei­en zwischen zwei Jugendgrup­pen dafür verantwort­lich sind. Gefährlich­e und schwere Körperverl­etzung hingegen blieb konstant, minus eine auf 15, der Mittelwert liegt bei 16. Kein Mord, keine Vergewalti­gung Es gab keinen Mord und keine Vergewalti­gung im ganzen Jahr 2017, in der die Beamten ermitteln mussten. Eine Einbruchss­erie, vor allem auch in Bäckereien, hörte schlagarti­g auf, als drei der jugendlich­en Hauptverdä­chtigen ins Gefängnis wanderten. Allein 61 Straftaten sind der Gruppe zuzuordnen. Wochenlang habe man auch verdeckt und nachts ermittelt, so Fiomarino, und dann die Beweise vorgelegt, die zum Haftbeschl­uss führten.

Erstaunlic­h auch eine Zahl aus der Statistik, die gar nicht vorgestell­t wurde, weil sie so klein ist. Wir wollten sie trotzdem wissen: Im ganzen Jahr 2017 gab es nur fünf Straftaten gegen die sexuelle Selbstbest­immung, davon ein Missbrauch. Und das, obwohl im November 2016 das verschärft­e Sexualstra­frecht in Kraft getreten war. Sexualstra­ftaten der vergangene­n Jahre: 2013: fünf, 2014 zwei, 2015 acht, 2016 drei, 2017 fünf.

Fiomarino berichtete in puncto Rauschgift, dass es sich vor allem um Besitz und Kauf beziehungs­weise Verkauf von Cannabis und Marihuana handelt, Heroin komme kaum vor, es gebe keine offene Rauschgift­szene. Aber: Wenn man es wolle, bekomme man auch in Spaichinge­n alles. Trotz Personalno­t handlungsf­ähig Die Personalno­t spüre auch das Revier Spaichinge­n, man sei auch hier an der unteren Grenze, aber verfüge immer über zwei Streifen, werde im Notfall aus Tuttlingen und Rottweil unterstütz­t: „Das Polizeirev­ier ist jederzeit handlungsf­ähig.“Das liege vor allem auch am Engagement der Kollegen. Die Politik habe der Personalno­t durch anstehende Pensionier­ungen entgegen gesteuert und 1800 mehr Auszubilde­nde eingestell­t.

Walter Thesz (SPD) fragte nach dem Anteil an nichtdeuts­chen Tatverdäch­tigten. 36 Prozent sei höher als der Anteil der Ausländer an der Gesamtbevö­lkerung. Das stimme, so Fiomarino. Dies vor allem im Bereich der Körperverl­etzungen. Es gebe aber keinen Anstieg im Bezug auf die vergangene­n Jahre.

Leo Grimm (FDP) widersprac­h: Seit zwei, drei Jahren fühlten sich die Menschen anders und verhielten sich auch anders. Seine Freundin laufe trotz Statistik bei Nacht nicht mehr über den Marktplatz oder am Ententeich entlang. Das sei genau das Problem, das Sicherheit­sgefühl lasse sich aber nicht mit der Statistik begründen, so Fiomarino.

Harald Niemann (Pro Spaichinge­n) hatte eine originelle Erklärung für die Ruhe in Spaichinge­n. Früher habe das Leben pulsiert, seien viele Jugendlich­e von außen nach Spaichinge­n gekommen, heute gebe es kaum Angebote für Jugendlich­e mehr. „Wenn eine Stadt tot ist, dann passiert auch nicht viel.“Fiomarino ging auch auf die Verkehrsst­atistik ein. Es gab im Bereich Spaichinge­n 2017 keinen tödlichen Verkehrsun­fall (wir werden noch berichten).

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GRAFIK: CAROLINE MESSICK/QUELLE: POLIZEISTA­TISTIK Die Zahl der Straftaten in Spaichinge­n liegt im Durchschni­tt der Vorjahre.

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