Mehrkosten und ein Baum-Kompromiss
Marktplatzsanierung 1,49 Millionen Euro teurer – Eiche wandert einen Meter von Haus 10 weg
VS-SCHWENNINGEN (sbo) - Immer wieder sind es die Mehrkosten, die Gemeinderäte bei Großprojekten schlucken müssen. So der Technische Ausschuss am Dienstagabend. 25 Prozent Steigerung sind bei der Marktplatzgestaltung angefallen.
Die Gesamtkosten der Großmaßnahme, die 2019 beendet sein soll, liegen nun bei 8,74 Millionen Euro. Die Mehrkosten betragen zusammen 1,49 Millionen Euro. Allein 254 000 Euro sind durch die Aufteilung in Bauabschnitte entstanden. Ursprünglich war die Umsetzung in einer Maßnahme geplant, was aber große Einschränkungen in der Zugänglichkeit für Handel und Anlieger bedeutet hätte.
Bei der Erneuerung des Kanals in der Bildackerstraße war der Sanierungsaufwand größer als gedacht. „Da war wirklich alles kaputt“, so Baubürgermeister Detlev Bührer. Sogar die Bordsteinkanten und der Belag. Es mussten auch Kabelbahnen tiefer verlegt werden. Durch die Komplettmaßnahme komme die Stadt letztendlich besser weg. 60 Prozent der Kosten würden bezuschusst.
Hellhörig wurde CDU-Stadtrat Dirk Sautter, als es um die „Anpassung des Standards ging. Ursprünglich waren die Gehwege im nördlichen Bereich der Maßnahme mit Asphaltbelag geplant. Aber im Sinne eines einheitlichen Erscheinungsbildes im Schwenninger Stadtkern werde nun das Standardpflaster eingebaut. Wenn es solche Standards gebe, könnten die doch gleich von Anfang an eingeplant werden, meinte er. Dass die Standardmaßnahmen reingepackt worden seien, ohne mit dem Gemeinderat zu reden, das irritiere ihn schon, kritisierte Edgar Schurr (SPD).
Er sei zwar auch nicht glücklich über die 25 Prozent Mehrkosten, aber die Ursache liege unter der Erde. Das lasse sich schlecht planen, meinte Andreas Flöß (Freie Wähler). Dass nun ein längerer Teil der Dauchinger Straße erneuert werden müsse wegen der Verlagerung der Bushaltestelle weiter entfernt vom Kreisverkehr, riss Bernd Hezel (CDU) zu der Bemerkung hin: „Da glaubt man den Sicherheitsingenieuren und uns nicht.“Er hatte bereits vor Monaten darauf hingewiesen, dass die Haltestelle nicht zu nahe am Kreisel sein dürfe. Es bleibe dem Gremium nichts anderes übrig, als den Mehrkosten zuzustimmen, meinte schließlich Helga Baur (Bündnisgrüne). Man könne nur froh sein, dass die Mittel für die konjunkturbedingten Teuerungen vorhanden seien.
Ernst Reiser (Freie Wähler) sah das ganz anders. Er war auch der einzige, der den Mehrkosten und damit einer überplanmäßigen Ausgabe von 153 300 Euro nicht zustimmte. In der allerersten Rechnung für die Marktplatzsanierung sei von 3,7 Millionen Euro die Rede gewesen. „Jetzt sind wir bei einer 135-prozentigen Steigerung.“Das gehe so nicht weiter. „Aber mir ist es egal, ich steige eh’ aus dem Gremium aus.“ Baumstandorte Auch die Frage der Baumstandorte beschäftigte die Gemeinderäte. Schließlich fand sich eine Mehrheit für die Verschiebung des Baums um einen Meter, der vor dem Haus Marktplatz 10 gepflanzt werden soll. Der Eigentümer will das wenig attraktive Gebäude aus den 60er-Jahren, in dem derzeit noch eine Filiale der Volksbank im Erdgeschoss untergebracht ist, auf Vordermann bringen und dort Gastronomie einrichten. Er bat darum, den Baum wegen der Außenbewirtschaftung und der geplanten Glasfassade einen Meter vom Haus weg zu pflanzen. Tobias Mann vom gleichnamigen Büro hatte den Kompromiss vorgeschlagen.
Eine Verschiebung der Bäume sei nicht generell möglich, da beim Pflanzen auch der Verlauf von Leitungen berücksichtigt werden müsse. Anwohner hatten bereits kritisiert, dass die Bäume zu nahe an den Häuern platziert würden. Andreas Flöß gab zu bedenken, dass nicht auf jeden Hauseigentümer Rücksicht genommen, sondern dem Planer vertraut werden sollte.
Für Siegfried Heinzmann (SPD) ist das Abrücken von einem Meter noch zu wenig, da die großkronigen Eichen vor allem im Frühjahr und Herbst, wenn die Sonne tief steht, Schatten werfen. Ein weiteres Problem sei, dass die Eichen teilweise ihr Laub im Winter behalten. Renate Breuning (CDU) meinte schließlich: Wenn dort kein Baum stünde, würde ein Wald von Sonnenschirmen aufgestellt. Und dann stelle sich die Frage, was schöner sei.