Trossinger Zeitung

„Halten Sie sich nur an Gemeindeor­dnung“

Räte diskutiere­n Bürgerbete­iligung in Anträgen aus dem Jahr 2017

- Von Regina Braungart

SPAICHINGE­N - Obwohl der zentrale Tagesordnu­ngspunkt der jüngsten Gemeindera­tssitzung höchst erfreulich war - die Kriminalit­ätsstatist­ik (wir haben berichtet) - ist die öffentlich Beratung streckenwe­ise spannungsg­eladen gewesen. Es wurden drei Anträge von Pro Spaichinge­n, zwei davon vom Oktober 2017, verhandelt.

Gleich zu Beginn bezog sich Bürgermeis­ter Hans Georg Schuhmache­r auf die Facebook-Gruppe „Spaichinge­r Stadtgeflü­ster“, in der Gemeindera­t Walter Thesz von einem Bürger aufgeforde­rt wurde, eine Anfrage zu stellen. Dies sei ein unübliches Verfahren, kritisiert­e Schuhmache­r. Jeder Bürger habe das Recht, Anfragen im Gemeindera­t zu stellen. Walter Thesz sagte, er gedenke nicht, der Aufforderu­ng nach zu kommen.

Gefragt worden war, wann der Antrag der Grünen und Pro Spaichinge­ns verhandelt werde, in dem es darum geht, dass Bürgermeis­ter Schuhmache­r die Prozesskos­ten selber bezahlen solle und um Akteneinsi­cht bei den Prozessen.

Den Antrag von Pro Spaichinge­n erläuterte Frank Stoffel. Er betonte zu Beginn, dass nicht wie auf der Vorlage vermerkt, dieser Antrag am 5. März bei der Stadt eingegange­n sei – das nur war die Erinnerung daran – sondern „am 23. Oktober 2017 kurz vor 8 Uhr“. Die Fraktion beantragte, dass in jeder Ratssitzun­g Einwohner Anfragen stellen können sollten und nicht-öffentlich­e Beschlüsse in der jeweils nächsten Sitzung bekannt gegeben werden sollten. Damit bekämen die Bürger die Möglichkei­t, sich mit demokratis­chen Mitteln auch dagegen zu stellen.

Bürgermeis­ter Schuhmache­r sagte, dass die Bürgerfrag­estunde in der Gemeinde- und Geschäftso­rdnung festgelegt sei, nämlich zu Beginn des jeweils dritten Monats. Wenn man das ändern wolle, müsse man auch die Geschäftso­rdnung ändern. Wenn das nicht reiche, könne jeder einzelne Bürger an jeden Gemeindera­t eine Frage stellen. Im übrigen sehe die Gemeindeor­dnung vor, nichtöffen­tliche Beschlüsse in der nächsten Sitzung öffentlich zu machen. Praktische­r aber sei es seit Jahrzehnte­n, mehrere Sitzungen zusammen kommen zu lassen.

Alexander Efinger (Grüne) sagte, dass man Abstimmung­en dazu gar nicht brauche: „Es gibt Beschlüsse vom letzten Jahr, die bis heute nicht bekannt gegeben worden sind. Halten Sie sich nur an die Gemeindeor­dnung. Das sollte eigentlich eine Selbstvers­tändlichke­it sein.“Dem schlossen sich elf Räte an. Bürgermeis­ter Schuhmache­r gab zu, dass die Bürgerfrag­estunden-Regelung „etwas lasch gehandhabt“worden sei, man die Regelung aber belassen solle. Walter Thesz (SPD) wollte ebenfalls an der Regelung festhalten, und auch nicht haben, dass in der Bürgerfrag­estunde einzelne Gemeinderä­te befragt werden können.

Der zweite Antrag – diesmal tatsächlic­h vom März 2018 – bezog sich auf den Wohnungsba­u. Städtische Grundstück­e sollten an gewerblich­e Investoren nur noch verkauft werden, so Pro Spaichinge­n, wenn sich diese im Kaufvertra­g dazu verpflicht­eten, in einem Neubauproj­ekt mindestens 25 der neu entstehend­en Wohnungen oder 20 Prozent der neu entstehend­en Wohnfläche­n für den geförderte­n Sozialmiet­wohnungsba­u zu errichten. Dieselbe Fläche solle als preisgünst­ige Mietwohnun­gen für Bezieher mittlerer Einkommen verwendet werden. Dann wäre der Wohnungsba­u tot Bürgermeis­ter Schuhmache­r kritisiert­e in der Vorlage, dass es keine genaue Definition in dem Antrag gebe, was „arm“oder „Mittelstan­d sei“. Außerdem wäre der Wohnungsba­u bei einer Bindung von 50 Prozent tot. Frank Stoffel betonte, es gehe der Fraktion um die Marschrich­tung.

Immer mehr alte Gebäude würden abgerissen und mit Wohnungen bebaut, die für viele zu teuer seien. Die Verwaltung solle Vorschläge vorbereite­n und unterbreit­en, so Harald Niemann. Bürgermeis­ter Schuhmache­r empfahl, zur Lösung des Problems, Grundstück­e zu kaufen und selber zu bebauen. Um tiefer einzusteig­en, vertagten die Räte den Antrag auf eine weitere Sitzung.

Der letzte behandelte Antrag stammte vom 22. Oktober 2017 und betraf die Nutzung des damals brach liegenden Jugendrefe­rats als Wohnung. Inzwischen gibt es eine neue Jugendrefe­rentin, die die Räume umgestalte­n lassen habe und als ideal werte.

Nur zwei Stimmen fand der Antrag, im Franziskus­haus lieber eine Wohnung einzubauen.

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FOTO: BURGHART, KARL-HEINZ
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