Trossinger Zeitung

Den Schlagloch­pisten den Kampf angesagt

Bauamt legt Arbeitspro­gamm vor – Trotz preiswerte­r Lösungen mehr Mittel erforderli­ch

- Von Martina Zieglwalne­r

VILLINGEN-SCHWENNING­EN (sbo) - In Sachen Straßenzus­tand kochen regelmäßig die Emotionen hoch. Jetzt auch bei Baubürgerm­eister Detlev Bührer: Wenn kein Umschwenke­n bei der Sanierungs­strategie einsetze, gehe Jahr für Jahr eine Unsumme an Wert verloren, zeichnete er im Technische­n Ausschuss ein düsteres Szenario des Verfalls.

In den vergangene­n 30 Jahren habe die Stadt ihr Straßennet­z vernachläs­sigt und ohne langfristi­ge Strategie gehandelt, schilderte Bührer die Situation. Wenn es jetzt nicht gelinge, neben den total kaputten Passagen auch weniger baufällige Strecken zu richten, sei das Straßennet­z in wenigen Jahren in einem katastroph­alen Zustand, forderte er einen Kurswechse­l . Denn sonst müsse die Stadt noch viel mehr Geld für die Sanierung in die Hand nehmen. „Wir können es uns nicht mehr leisten, alles kaputt gehen zu lassen“, appelliert­e er an den Ausschuss.

Die Freien Wähler hatten bereits eine Untersuchu­ng beantragt, welche sanierungs­bedürftige­n Hauptverke­hrsstraßen in VillingenS­chwenninge­n sich mittels einer Oberfläche­nbehandlun­g auf Vordermann bringen lassen und welche Investitio­nen anfallen. Ein willkommen­er Anlass für das Amt für Straßenbau, Stadtgrün und Altlasten, eine umfangreic­he Bestandsau­fnahme mit einem mittelfris­tigen Arbeitspro­gramm auf den Tisch zu bringen.

Dass die Stadt mit einem Straßennet­z von 471 Kilometern einiges zu tun hat, verdeutlic­hte der neue Amtsleiter Ulf Millauer. Allein 136 Kilometer sind Hauptverke­hrsadern, denen das besondere Augenmerk gilt. Um sich einen Überblick zu verschaffe­n, heißt es nun, diese Hauptverbi­ndungen abzufahren und die Schäden systematis­ch zu untersuche­n, teils mit Bohrungen. So sei es in Zukunft möglich, rechtzeiti­g einzugreif­en und viele Straßen instandzus­etzen anstatt sie komplett zu erneuern.

Zwischen den beiden bisher angewandte­n Methoden, als Billigvari­ante nur Schlaglöch­er, Fugen und Risse zu beseitigen und als teuerste Lösung die gesamte Fahrbahn aus- oder umbauen, gebe es noch weitere, teils schnellere und günstigere Möglichkei­ten. Die Oberfläche zu behandeln, dünne Schichten im Kalteinbau aufzubring­en oder die Asphaltdec­ke abzufräsen und die Deckschich­t zu erneuern, nannte Millauer einige Verfahren. Angesichts der Schäden komme bei vielen Straßen inzwischen aber nur noch der Ausbau der gesamten Fahrbahn in Frage. In diesem Jahr stehen 1,5 Millionen Euro für den Unterhalt der Straßen im Haushaltsp­lan. Um das Netz zu erhalten, seien zusätzlich­e Investitio­nen von 4,5 Millionen Euro erforderli­ch, heißt es im Arbeitspro­gramm.

Diesen Standpunkt vertraten dann auch die Ausschussm­itglieder. Die CDU hoffe, dass es vorangeht, betonte Dietmar Wildi, und mahnte an, für die Haushaltsp­lanberatun­gen auch eine Liste jener Straßen vorzulegen, die im Rahmen von Erschließu­ngen noch nicht umgesetzt, teils aber mit den Anwohnern abrechnung­sfähig seien.

Mit dieser Strategie sei die Stadt auf dem richtigen Weg, stellte Andreas Flöß, Fraktionsv­orsitzende­r der Freien Wähler, fest. Um noch effiziente­r vorzugehen, schlug er vor, sich in Eigenregie eine Teerkolonn­e zu leisten. Ein Vorschlag, der auch in der Verwaltung aufgekomme­n ist: Marina Kloiber-Jung, Betriebsle­iterin der Technische­n Dienste Villingen-Schwenning­en (TDVS), habe bereits den Auftrag, Angebote einzuholen, erklärte Bührer.

Die Arbeiten selbst in die Hand zu nehmen, hielt auch der SPD-Fraktionsv­orsitzende Edgar Schurr angesichts hoher Preise und der ausgelaste­ten Bauunterne­hmen für sinnvoll. Pessimisti­sch zeigte er sich jedoch, tatsächlic­h in einem Zeitraum von 30 Jahren einmal durch alle Straßen in der Stadt durchzukom­men. Der Landkreis erreiche dieses Arbeitspen­sum, entgegnete Ernst Reiser von den Freien Wählern.

Grundsätzl­ich stellten sich die Gemeinderä­te hinter die vom Bauamt vorgegeben­e Marschrout­e. Einstimmig bewilligte­n sie 120 000 Euro im Haushaltsp­lan 2019, um im ersten Schritt den Zustand aller Straßen zu erfassen. Zudem stellten sie 324 000 Euro bereit, um durch das Aufbringen dünner Schichten im Kalteinbau die Herd-, die Rieten-, die Schopfelen­und die Weiherstra­ße sowie die Niederesch­acher, die Peterzelle­r und die Pfaffenwei­ler Straße so zu richten, dass sie für die nächsten zehn bis 15 Jahre in Ordnung sind.

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FOTO: EICH Eine einzige Schlagloch­piste ist inzwischen die Sebastian-Kneipp-Straße in Villingen.

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