Tipps von der Kräuterpädagogin
Kräuterexpertin Michaela Hagen zeigt, wozu vermeintliches Unkraut gut ist
Michaela Hagen ist Gast der Gartenfreunde Trossingen.
TROSSINGEN - Dank Wildkräutern eine heile Welt – kann das funktionieren? Kräuterpädagogin Michaela Hagen aus Neuhausen ob Eck war am Samstag bei den Gartenfreunden im Siedlerheim zu Gast und erklärte, welche heilenden Wirkungen Wildkräuter haben und wie man sie verarbeiten kann.
Auf einem Tisch liegen sie allesamt: Schafgarbe, Rotklee, Brennnessel, Giersch und Co. Michaela Hagen, die von sich sagt, sie sei mit dem „Kräutervirus“aufgrund ihrer Affinität infiziert, kennt sich bestens mit der Kräuterwelt aus. Sie weiß, was in Kräutersalz, Kräuterpesto und in die Schwäbische Kräutercreme gehört. Zu Beginn klärt Hagen aber erst einmal auf, welche grüne Wunderpflanze was genau kann. „Brennnessel durchspült Niere und Blase – wirkt reinigend“, erläutert sie. Viele trauen sich allerdings nicht an das brennende Gewächs heran. „Fest zupacken“ist das Rezept, „dann brennen die Brennhaare nicht“, weiß die Kräuterexpertin, die in ihrem persönlichen Speiseplan immer Kräuter verwendet. „Heute hatte ich wilden Majoran auf dem Käsebrot zum Frühstück.“
Ein bekanntes Unkraut und nahezu immer unbeliebt: Giersch. Hagen muss eines klarstellen: „Ausläufer abzustechen bringt nichts.“Dadurch würde sich der Giersch erst recht vermehren, neue Verzweigungen bilden. „Lieber abpflücken und gegen Gichtanfälle nutzen oder die kleinen Blätter für Salate oder fürs Käsebrot verwenden. Große Blätter machen sich mit Karotten als Gemüse gut. Kein Unkraut also, eher ein Küchenkraut. Und wem das alles zu trocken ist, der kann zur Gierschlimonade greifen. Wer es auf den Bronchien hat, nimmt Waldengelwurz, und wer es eher süß möchte, tunkt Gundermann-Blätter in Zartbitterkuvertüre – „schmeckt wie After Eight“, sagt Hagen.
Schafgarbe soll Wunden heilen – bei Soldaten im Zweiten Weltkrieg löste sie die Granatensplitter aus der Haut heraus. Für Kinder sei Rotklee ein guter Hustensaft, so die Expertin. Die Blüte in Schokolade zu tunken, schmecke auch nicht schlecht. Faszinierend: In Rotklee steckt mehr ge- sundes Karotin als in einer Karotte. Wer sich Kochen oder Zupfen sparen will, kann die Blüte auch direkt roh verzehren. Von der Theorie zur Praxis: Die Kräuter werden nach dem Vortrag gewaschen und beispielsweise in einem Thermomix kleingemacht. Fürs Kräutersalz braucht es natürlich Salz, aber nicht irgendeines: „Ursalz muss es sein. So qualitativ hochwertige Kräuter sind fürs Meersalz zu schade, zudem die Meere schmutzig sind.“Die Kräutermasse wird mit dem Salz verrührt, dann darf sich jeder der Gäste sein Gläschen füllen und muss die Masse gut trocknen lassen. Fertig ist ein Salz voller gesunder Kräuter. Rezept von Michaela Hagen: Wildkräutersalz selbst herstellen Gewaschenes Wildgemüse und -kräuter durch den Fleischwolf (oder Thermomix) drehen. Pflanzenbrei wiegen und mit der doppelten Menge Ursalz mischen. Gemisch auf einem Backblech dünn ausbringen und entweder lufttrocknen lassen oder im Backofen bei maximal 40°C und geöffneter Ofentür (Kochlöffel einklemmen) gut durchtrocknen lassen. Zwischendurch immer wieder gut durchrühren. Nach Beendigung des Trocknungsvorgangs das Salz durch ein grobes Sieb streichen und in Gläser abfüllen. Grobe Kräuterreste können für die Salzmühle verwendet werden.