Trossinger Zeitung

Im Zweifel muss Seehofer gehen

- Von Andreas Müller andreas. mueller@ schwaebisc­he. de

Groß war die Aufregung am Abend der Bundestags­wahl im vergangene­n Herbst, als AfD-Chef Alexander Gauland vollmundig ankündigte, mit seiner Fraktion die Bundeskanz­lerin jagen zu wollen. Ein gutes halbes Jahr später, die neue Groko ist kaum im Amt, können sich Gauland und die Seinen ganz entspannt zurücklehn­en und genüsslich dabei zuschauen, wie Horst Seehofer und die CSU – Regierungs­mitglied und Regierungs­partei – Angela Merkel im Asylstreit vor sich her treiben. Ein starkes Stück für einen Innenminis­ter, der sich bei seiner Ernennung zuallerers­t dem Wohl des Landes und seiner Bürger verpflicht­et hat.

Stattdesse­n geht es Seehofer im Moment zuallerers­t um sich selbst, um das Begleichen alter Rechnungen mit der Bundeskanz­lerin. Dann geht es ihm und seinen Getreuen um die CSU, die sich bei der Landtagswa­hl in Bayern in Hardliner-Manier die AfD vom Hals halten will. Um die Sache jedenfalls geht es Horst Seehofer nicht. Er hat alles dafür getan, dass sich der Asylstreit in den vergangene­n Tagen in einer ungeheuerl­ichen Weise zugespitzt hat, dass er immer noch in einer bedrohlich­en Regierungs­krise enden könnte.

Der Innenminis­ter spielt offenbar ganz bewusst mit dem Feuer, nimmt offenbar billigend in Kauf, die schwarz-rote Regierung nach nur drei Monaten im Amt vor die Wand zu fahren. Das Problem ist dabei nicht zuvorderst, dass dann die Einheit von CDU und CSU akut gefährdet wäre und dass sich dann unter Umständen das demokratis­che Parteiensy­stem der Bundesrepu­blik drastisch wandeln würde. Das Problem ist, in welch verantwort­ungsloser und pflichtver­gessener Weise Horst Seehofer mit seinem Amt umgeht. Er destabilis­iert eine Regierung, er beschädigt eine Kanzlerin, die in Europa in angespannt­en Zeiten als besonnen ordnende Faktoren dringlich gebraucht werden.

Angela Merkel darf sich das nicht mehr zu lange gefallen lassen. Bei ihr als Kanzlerin liegt die Richtlinie­nkompetenz. Das muss Seehofer respektier­en. Oder er muss gehen. Im Zweifel auch unfreiwill­ig.

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