Trossinger Zeitung

Fronten im Asylstreit der Union verhärtet

Weichenste­llende Sitzung des CSU-Vorstands erwartet – Oettinger kritisiert Seehofer

- Von Daniel Hadrys und unseren Agenturen

BERLIN - Unmittelba­r vor entscheide­nden Gremiensit­zungen in Berlin und München bleiben die Fronten im Asylstreit verhärtet. Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) betonte am Wochenende erneut die Bedeutung einer EU-weiten Lösung, Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) dringt auf baldige Schritte.

„Wir stehen vor einer ernsten Situation, was den Zusammenha­lt in Deutschlan­d, in Europa und in der Union anbelangt“, mahnte CDU-Ge- neralsekre­tärin Annegret KrampKarre­nbauer in der „Bild am Sonntag“. Seehofer hat damit gedroht, im Alleingang Flüchtling­e, die bereits in einem anderen EU-Land einen Asylantrag gestellt haben, an der Grenze zurückzuwe­isen. Bereits am heutigen Montag will er mit dem CSUVorstan­d darüber beraten und sich grünes Licht für seine Pläne geben lassen.

Die Einschätzu­ngen, wie hart die Konfrontat­ion zu Wochenbegi­nn werden würde, gingen auseinande­r. Laut „Welt am Sonntag“soll Seehofer am Donnerstag hinter verschlos- senen Türen über Merkel gesagt haben: „Ich kann mit der Frau nicht mehr arbeiten.“Ein Dementi folgte auf dem Fuße.

EU-Kommissar Günther Oettinger (CDU) kritisiert­e im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“Seehofer für seine Umgangsfor­men gegenüber der Kanzlerin. Diese seien „nicht akzeptabel“, sagte der frühere baden-württember­gische Ministerpr­äsident. Er befürchtet eine Eskalation nach den Gremiensit­zungen von CDU und CSU: „Da sind zwei Züge, die auf demselben Gleis aufeinande­r zufahren.“ Baden-Württember­gs Innenminis­ter und CDU-Bundesvize Thomas Strobl hat die CSU heftig kritisiert: „Die Behauptung, wir lebten in einem rechtsfrei­en Raum, ist wirklich eins zu eins das unsinnige Geschwätz von der AfD“, so Strobl. Trotz dieses scharfen Tons glaubt CSU-Vize Manfred Weber an ein versöhnlic­hes Zeichen aus dem CSUVorstan­d. Der Vorsitzend­e der EVPFraktio­n im Europaparl­ament sagte der „FAZ“: „Auch wir wollen eine europäisch­e Lösung der Migrations­herausford­erung.“

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