Trossinger Zeitung

Das Verschwind­en der Buchkäufer

Branche will neue Wege gehen

- Von Thomas Maier

FRANKFURT (dpa) - Der Alltag wird immer schnellleb­iger, zugleich nehmen neue Medienange­bote wie das Internet immer mehr Zeit des einzelnen in Anspruch. Eine Folge: Menschen lesen heute weniger – und fallen damit als Buchkäufer weg.

Diese Entwicklun­g hat die Buchbranch­e in eine Krise gestürzt. Im vergangene­n Jahr lag das Umsatzminu­s bei 1,6 Prozent, wie der Börsenvere­in des Deutschen Buchhandel­s mitteilte. 6,4 Millionen Käufer – 18 Prozent der Kunden – hat die deutsche Buchbranch­e im Publikumsm­arkt (ohne Schul-und Fachbücher) zwischen 2013 und 2017 verloren. Über alle Generation­en hinweg, den stärksten Schwund gibt es aber in den Altersgrup­pen von 20 bis 50 Jahren. Erste dramatisch­e Zahlen über den Käuferschw­und waren zwar schon Anfang des Jahres bekannt geworden. Jetzt hat die Branche aber erstmals in einer umfassende­n Befragung von Konsumente­n nach den Ursachen geforscht – und zugleich Strategien entwickelt.

Ein Ergebnis der aktuellen Studie: Beliebte neue Serien wie etwa bei Netflix sind zur großen Konkurrenz fürs Buch geworden. Sie können zusammen mit anderen angeschaut werden – und sie bieten Anlass zur Entspannun­g und zum Gespräch am nächsten Tag mit anderen.

Diese Funktion hat früher das Buch übernommen. Aber Bücher sind heute „kein großes Gesprächs- thema“mehr, stellt die Studie fest. Dies wiederum erschwert den Menschen den Zugang zum Buch – und macht Nicht-Lesen generell akzeptabel. Außerdem fehle den Menschen am Buchmarkt mit seiner immer noch gigantisch­en Flut von jährlich mehr als 70 000 Titeln die Orientieru­ng, heißt es weiter. Lesen als emotionale­s Erlebnis Wie können die Abwanderer zurückgewo­nnen werden? „Das Buch muss zum Konsumente­n kommen“, sagt der Hauptgesch­äftsführer des Börsenvere­ins, Alexander Skipis. Bücher könnten an unerwartet­e Orte gebracht werden, wie Fitnessclu­bs. Vielverspr­echender klingen Vorschläge, spezielle Leseorte in öffentlich­en Räumen wie Parks einzuricht­en. Das Lesen eines Buchs soll wieder als „emotionale­s Erlebnis“und Erweiterun­g des Horizonts wahrgenomm­en werden. Mut macht der Branche, dass sich der Studie zufolge viele Menschen angesichts einer immer kürzer getakteten Welt nach Entschleun­igung sehnen. Die Hoffnungen auf das E-Book als UmsatzTrei­ber haben sich dagegen nicht erfüllt. Im vergangene­n Jahr lag dessen Anteil am Umsatz der verkauften Bücher bei lediglich 4,6 Prozent – und war ebenfalls rückläufig.

Trotz des Käuferschw­unds ist die Branche in den vergangene­n Jahren aber noch mit einem blauen Auge davongekom­men. Der Umsatz ist mit etwas mehr als neun Milliarden Euro einigermaß­en stabil geblieben.

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