Trossinger Zeitung

„Wohl die besten jungen Musiker aus Italien versammelt“

Manfred Honeck blickt auf die Internatio­nalen Wolfegger Konzerte voraus

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WOLFEGG/ALTACH - Dieser Tage ist der Dirigent Manfred Honeck bei seinem Pittsburgh­er Orchester, dem er bereits seit 10 Jahren vorsteht, und hat dazu den Pianisten Igor Levit zu seinem Debüt in Pittsburgh mit Beethovens viertem Klavierkon­zert eingeladen. Mitte des Monats folgen dort Konzerte unter anderem mit dem fünften Beethovenk­onzert und Emanuel Ax, bevor Ende Juni die Internatio­nalen Wolfegger Konzerte, deren künstleris­cher Leiter Honeck ja ist, mit einem ungewöhnli­chen Programm aufwarten. Zu Gast ist hier Ray Chen, der unlängst bei einer unvorherge­sehenen Zwischenla­ndung seine Geige auspackte und die nervösen Fluggäste mit Musik von Johann Sebastian Bach beruhigte. Katharina von Glasenapp erreichte den viel reisenden Dirigenten bei einem seiner kurzen Besuche in der Vorarlberg­er Heimat. Herr Honeck, Sie laden beim Orchesterk­onzert am 30. Juni zu einer italienisc­hen Nacht im Rittersaal mit einem jungen Orchester aus Mailand, wer kommt da? Die Musiker sind Stipendiat­en der Akademie des Orchesters der Mailänder Scala. Solch eine Orchestera­kademie gibt es ja mittlerwei­le bei einigen Orchestern wie den Berliner Philharmon­ikern oder beim Bayerische­n Rundfunk. Sie sind jung und sehr engagiert, sie könnten alle ein Probespiel absolviere­n und machen Projekte zusammen mit dem eigentlich­en Scala-Orchester. Da sind wohl die besten jungen Musiker aus Italien versammelt, der Konzertmei­ster kommt aus Turin. Ich habe sie vor einem Jahr dirigiert und sie dann gerne nach Wolfegg eingeladen. Sie arbeiten ja immer wieder mit Jugendorch­estern, was reizt Sie daran? Ich gehe zurück zu den tollen Erfahrunge­n, die ich selbst als junger Musiker machen durfte – ich war auch einer von denen. Man muss ihnen Chancen geben und sie haben so eine erfrischen­de Offenheit. Für Wolfegg bietet sich jetzt die hervorrage­nde Gelegenhei­t, Neues anzubieten. Wie setzt sich das Programm zusammen? Wir hatten noch nie ein italienisc­hes Orchester, so ergibt sich natürlich, dass sie ihre Musik spielen. Es sollte aber kein Opernabend werden, des- halb spielen wir bekannte Ouvertüren von Rossini und Verdi. Es ist ja auch das 150. Todesjahr von Rossini. „Die vier Jahreszeit­en“von Vivaldi sind sicher auch sehr beliebt und Astor Piazzolla bezieht sich in seinen „The four seasons of Buenos Aires“auf Vivaldi, aber mit seinen argentinis­chen Farben und einer zeitgenöss­ischen Haltung, die man nicht unterschät­zen darf. Ray Chen, der australisc­he Geiger mit chinesisch­en Wurzeln, ist ein aufsteigen­der Solist und sehr guter Musiker, wir haben schon zusammen eine Tournee mit dem London Philharmon­ic Orchestra gemacht. Italienisc­h geht es auch im Kirchenkon­zert weiter, mit dem Requiem von Cherubini als Hauptwerk, das allerdings kaum bekannt ist. Das ist schade, aber Cherubini war sehr wichtig für seine Zeitgenoss­en und auch später für Schumann und Brahms, selbst noch für Verdi. Beethoven hat sich das Requiem zu seinem Begräbnis gewünscht. Es hat eine sehr intensive Tonsprache, ist kraftvoll und aufwühlend, nur für Chor und hat keine Solisten, was ungewöhnli­ch ist. Riccardo Muti setzt sich immer wieder für das Werk ein und hat auch mir davon vorgeschwä­rmt. Für den Philharmon­ischen Chor München ist es wahrschein­lich auch neu. Wir hatten ja schon viele gemeinsame Konzerte in Wolfegg und neulich in München mit Dvoráks „Stabat Mater“. Ich freue mich auf die Zusammenar­beit mit diesem Chor und wie immer auf die besondere Atmosphäre in Wolfegg!

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FOTO: DPA Der österreich­ische Dirigent Manfred Honeck freut sich auf die besondere Atmosphäre in Wolfegg.

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