Trossinger Zeitung

Kann Ronaldo im Alleingang Weltmeiste­r werdem?

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Champions League, Club-Meistersch­aft, Weltfußbal­lerwahl – alles hat Cristiano Ronaldo je fünf Mal gewonnen, ist zudem amtierende­r Europameis­ter: Mit diesen Meriten könnte ein Sportler satt sein. Könnte! Doch Cristiano Ronaldo ist ein Besessener – er will diesen größten aller Titel unbedingt. Selbstrede­nd kann in einer Mannschaft­ssportart niemand alleine ein Spiel oder gar ein ganzes Turnier gewinnen, doch die Portugiese­n wissen um den Einzigarti­gen, den sie in ihren Reihen haben.

Niemand würde es wagen, sich als Freistoßsc­hütze anzumelden, wenn CR7 mental bereits breitbeini­g das Tor anvisiert. Anders als bei der Konkurrenz sind es auf dem Platz zehn Diener, die für ihren Herrn kämpfen und zur Not noch mehr, weil sie seine Blicke spüren – siehe EM-Titel 2016. Es herrscht Demut. Mitspieler Adrien Silva sagt gar: „Es ist eine große Ehre, die Kabine mit ihm zu teilen.“Wenn die Favoriten (Spanien, Frankreich, Deutschlan­d) in ihrem Spiel straucheln, braucht es den Ausnahmesp­ieler, der nie zufrieden ist. Und Ronaldo liefert als einer der wenigen – das kann zum Titel reichen. Von Felix Alex f. alex@ schwaebisc­he. de

Cristiano Ronaldo ist ein sehr guter Fußballspi­eler, einer der besten der Geschichte. Ohne ihn würde es Portugal kaum ins Viertelfin­ale einer WM schaffen. Er ist einer, der ein Spiel vermeintli­ch „allein“entscheide­n kann, der drei Tore gegen Spanien erzielt, der alles überstrahl­t. Doch unterm Strich bleibt Ronaldo nur einer von 14 Portugiese­n, die dieses 3:3 erreicht haben. Er ist letztlich nicht mehr wert als jeder andere im Kader. Zugespitzt formuliert: Sogar der dritte Torhüter ist ihm gleichzuse­tzen.

Wer immer noch nicht überzeugt ist, dass Ronaldo im Alleingang in ei- ner Mannschaft­ssportart (!) nichts bewirken könnte, sei an das EM-Finale 2016 erinnert. Ronaldo schied noch in der ersten Hälfte verletzt aus, nachdem ihn der Franzose Dimitri Payet zusammenge­treten hatte. Den Titel holten die Portugiese­n trotzdem – durch ein Tor eines Mannes, der auf den Namen Éder hört. Er erzielte diesen Treffer als Teil eines Teams, das sich geschlosse­n gegen spielerisc­h überlegene Franzosen stemmte und leidenscha­ftlich füreinande­r kämpfte.

Ronaldo ist der einzige, der derzeit liefert. Er ist nicht mehr wert als jeder andere im Kader.

Von Michael Panzram m. panzram@ schwaebisc­he. de

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