Ballartisten benötigen Videobeweis
Mühsames 2:1 gegen Australien – Griezmann profitierte als erster Spieler in der WM-Geschichte vom VAR
KASAN (dpa/SID/to) - Ob Frankreichs Superstar Antoine Griezmann ein großer Freund von Videos auch abseits der Selbstinszenierung ist, ist reine Spekulation. Tatsache ist, dass der Videobeweis dafür verantwortlich war, dass er das erste WM-Tor in Russland für die recht schwachen Franzosen gegen Australien erzielen konnte. Griezmann traf beim 2:1 (0:0) per Foulelfmeter zum 1:0.
Nicht gut kam die Entscheidung von Schiedsrichter Andres Cunha beim Gegner an: Bert van Marwijk, bundesligaerfahrener Trainer Australien, wünschte sich, „dass es einmal einen ehrlichen Schiedsrichter gibt“. Der Unparteiische hatte zunächst auf Weiterspielen entschieden.
Was genau der Coach meinte, blieb sein Geheimnis. Denn die Entscheidung des Videoschiedsrichters war korrekt – sehr zur Freude Griezmanns, der gar nicht mehr mit der technischen Schützenhilfe gerechnet hatte. „Als der Pfiff ausblieb, hatte ich den Videoassistenten ganz vergessen“, berichtete er nach dem mühsamen 2:1 (0:0)-Auftaktsieg gegen Australien: „Zum Glück war das System da. Es ist eine gute Sache.“ Frankreich mit offenen Baustellen Der 27-Jährige profitierte als erster Spieler der WM-Geschichte vom Videobeweis – vier Minuten, nachdem er zunächst ungestraft gefoult worden war. Schiedsrichter Andres Cunha aus Uruguay hatte erst nach dem Hinweis des argentinischen VideoAssistenten Mauro Vigliano in Moskau und der Ansicht der Zeitlupe am Spielfeldrand seine Entscheidung revidiert.
Und auch bei Paul Pogbas Treffer zum 2:1 (81.), der nachträglich als Eigentor durch 2:1 Behich gewertet Antoine Griezmann beim Elfmeter. wurde, war Technik im Spiel. Das Tor wurde mit Hilfe der bereits seit 2014 verwendeten Torlinientechnik anerkannt. Es war ein Sieg mit den Mitteln des 21. Jahrhunderts.
Zur Wahrheit gehört vor allem, dass Frankreich, für viele der absolute Topfavorit des Turniers, kein gutes Spiel zeigte. Vieles war Stückwerk. Sicher ist Australien ein unangenehmer Gegner, aber die Qualität der Offensive des Weltmeisters von 1998 mit Griezmann, Kylian Mbappé, Ousmane Dembélé und dahinter Paul Pogba ist eigentlich furchterregend – nur: Die Ballartisten spielten bescheiden. Die Australier blieben zunächst unbeeindruckt, Jedinak traf in der 62. Minute zum zwischenzeitlichen Ausgleich – ehe Pogba doch noch für den Sieg sorgte.
Frankreichs Trainer Didier Deschamps kritisierte Griezmann, der im Vorfeld sein Bleiben bei Atlético Madrid mit einem seifenoperartigen Video verkündet und damit für viele Lacher gesorgt hatte. „Er muss mehr machen, aber das ist ihm auch bewusst“, sagte der Coach dem TVSender TF1.
Dass Griezmann womöglich der Wirbel um den TV-Clip beschäftigt habe, glaubt Teamkollege Lucas Hernandez nicht. „Seine Wahl, bei Atlético zu bleiben, ist vor einem Monat gefallen. Im Kopf ist er klar, er ist zu 100 Prozent motiviert“, sagte Hernandez am Sonntag. Der Verteidiger ist auch bei Atlético Teamkollege von Griezmann.
Ein anderer Superstar, der in den vergangenen Wochen eher in der Kritik stand, sorgte für den Siegtreffer zum 2:1: Paul Pogba. „Ich habe einen Coach, der mir vertraut, ein Team, das mir vertraut und meine Lieben und meine Familie, die hinter mir stehen. Das ist das Wichtigste“, sagte Pogba, der vor dem Turnier beim 3:1-Sieg gegen Italien von den eigenen Fans ausgepfiffen worden war. Die Sport-Tageszeitung „L'Équipe“sah beim Auftritt „viele offene Baustellen“. Coach Didier Deschamps hat viel Arbeit vor sich. „Unsere Offensive war nicht so gut, wie sie sein sollte“, gab er zu, „es war nicht genug Fluss im Spiel, wir waren nicht schnell genug.“
Lloris – Pavard, Varane, Umtiti, Lucas Hernández – Tolisso ( 78. Matuidi), Kanté, Pogba – Griezmann ( 70. Giroud), Mbappe, O. Dembélé ( 70. Fekir). –
Ryan – Risdon, Sainsbury, Milligan, Behich – Jedinak, Mooy – Leckie, Rogic ( 72. Irvine), Kruse ( 84. Arzani) – Nabbout ( 64. Juric).
1: 0 Griezmann ( 58./ Foulelfmeter), 1: 1 Jedinak ( 62./ Handelfmeter), 2: 1 Behich ( 81./ Eigentor. – 41 279.