Trossinger Zeitung

Deißlinger entwickeln Wasserfilt­er für Mikroplast­ik

Der „Alb-Filter“soll weltweit das Kunststoff-Problem lösen - Umweltschu­tz als Ideengeber

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DEISSLINGE­N-LAUFFEN (moma) Die Deißlinger Brüder Tobias und Benjamin Müller sprühen nur so vor Ideen. Seit Jahren entwickeln sie Wasserfilt­er, und nun haben sie einen erfunden, der sogar Mikroplast­ik filtern können soll.

Die winzigen Plastiktei­lchen sind derzeit in aller Munde. Und das buchstäbli­ch, denn immer mehr Studien zeigen: Das Zeug ist überall, auch in Mineral- und Leitungswa­sser. Was es im menschlich­en Körper anrichtet, ist noch nicht wirklich erforscht, aber eins ist klar: Gut tut es nicht. Nun haben die Deißlinger Tüftler einen Filter entwickelt, der mit Aktivkohle dafür sorgen soll, dass das Plastik gar nicht erst in den Körper kommt. Einfach anzuwenden sei er zudem, man kann ihn nämlich einfach an die Wasserleit­ung anschraube­n, und schon bleiben laut den Erfindern neben Plastik auch Keime und Schadstoff­e im Filter hängen.

Die Idee, Wasser zu filtern, hatte Tobias Müller schon während seines Physikstud­iums: Das Wasser im Studentenw­ohnheim sei so schlecht gewesen, dass er sich den ersten Filter ausdachte, erinnert er sich. Heute würden die Filter weltweit vertrieben, denn sie können beispielsw­eise auch Legionelle­n rauskriege­n, die ja immer wieder im Duschwasse­r auftauchen.

Doch die beiden Brüder und ihr Mitstreite­r Patrick Leichtenst­ern gehören nicht zu denen, die sich auf ihren Lorbeeren ausruhen: Im Gespräch mit ihnen sprudeln die Ideengerad­e so weiter. Gerne würden sie in Ländern, wo die Menschen kaum an sauberes Trinkwasse­r kommen, mit ihren Filtern helfen. Benjamin erzählt von einem mobilen Filter, den er bei einer Australien­reise dabei hatte. „Ich hab Wasser aus einer völlig verschlamm­ten Pfütze genommen und durch den Filter gepresst. Das Wasser war danach glasklar, wir konnten es trinken.“

Natürlich haben die Entwickler sich auch damit beschäftig­t, woher das viele Plastik in unsrem Wasser kommt: „Vor allem die Kosmetikin­dustrie hat damit zu tun, in vielen Kosmetika werden die winzigen Plastikpar­tikel verwendet, und sie müssen nicht einmal deklariert werden. Wer also das Dusch-Peeling genießt, schwemmt damit gleich hunderte von Miniplasti­kteilen ins Wasser. Und die Kläranlage­n sind noch nicht in der Lage, sie herauszufi­ltern“, erklärt Tobias Müller, der Tüftler, der seine besten Ideen in der Badewanne hat. Dazu käme Plastik, das in der Landschaft herumliegt und in Gewässern landet und sich dort allmählich zersetzt, von der Zigaretten­kippe bis zum Kaffeebech­er. Auch der Abrieb von Reifen trage zur Verschmutz­ung des Wassers bei. Und sogar im Biomüll tauche Plastik auf und lande dann zusammen mit Klärschlam­m auf den Feldern, so Benjamin Müller. Und am Ende landet der Kunststoff, erklärt sein Bruder Tobias, auch in den Weltmeeren.

Die Deißlinger Erfinder wollen mit ihren Filtern dazu beitragen, die Verschmutz­ung in den Griff zu bekommen. Und das ganz ohne Plastik: Ihre Edelstahlf­ilter werden in der Region produziert , weshalb die drei ihre Firma stolz „Alb-Filter“nennen. Und betonen, dass sie damit noch mehr für die Umwelt tun: „Wer statt weit hergekarrt­em Mineralwas­ser, womöglich sogar in Plastikfla­schen, das Leitungswa­sser aus dem eigenen Wasserhahn trinkt, trägt auf jeden Fall zu mehr Umweltschu­tz bei“, finden sie.

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FOTO: MONI MARCEL Tobias und Benjamin Müller und Patrick Leichtenst­ern mit ihren Wasserfilt­ern, die auch Mikroplast­ik filtern können.

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