Die Hälfte ist schon weg
Theatersessel finden ein neues Zuhause – Die Resonanz auf die Verschenkaktion ist groß
VILLINGEN-SCHWENNINGEN (sbo) - Ein schickes Möbelstück für die Garderobe im Flur, ein ausgefallenes Hochzeitsgeschenk oder eine Sitzgelegenheit für die Kunden im Geschäft: Die Doppelstädtler haben jede Menge Ideen, wofür die alten blauen Stühle aus dem Theater am Ring in Villingen-Schwenningen alles gut sind.
Bald schon wird man die markanten blauen Sessel bestimmt in der einen oder anderen Ecke der Stadt entdecken können. Bereits nach dem ersten Tag der Aktion, bei der sich jeder ein paar ausgediente Theaterstühle reservieren konnte, war die Hälfte der insgesamt 780 Sitze verschenkt. Der Andrang war bereits am Montagmorgen groß „Mit so einem Andrang haben wir wirklich nicht gerechnet“, sagt Yvonne Klebb, Ticketing-Leiterin beim städtischen Amt für Kultur, die die Aktion koordiniert. „Am Montagmorgen standen hier die Menschen bereits um 8 Uhr im Büro, um sich die Stühle anzuschauen und zu reservieren“, schildert sie. „Viele andere, die die Bestuhlung schon gut kennen, meldeten sich einfach telefonisch.“Für manch einen leidenschaftlichen Theaterbesucher sei so ein Theaterstuhl auf jeden Fall ein Stück lebendige Geschichte, eine Art Erinnerung, weiß Klebb. Bei den anderen stehe vor allem der praktische Aspekt im Vordergrund. „Es ist einfach wahnsinnig, was für tolle und interessante Ideen die Menschen haben“, schwärmt die Kulturamts-Mitarbeiterin. Die Stühle seien zwar alt – „ihr Vorteil aber ist, dass sie wenig Platz wegnehmen“. Und ein besonderer Hingucker ist so ein Theatersessel allemal.
Wobei: Einzeln sind die Sitze aus dem Theater am Ring gar nicht zu haben. Das liege an der Baukonstruktion, erklärt Klebb. Da die Stühle miteinander verbunden sind, stehen den Interessenten nur Zweier-, Dreierund Vierer-Bänke zur Auswahl. „Die Zweier-Blöcke sind besonders beliebt, manche nehmen sich gleich mehrere“, stellt Klebb nach den beiden ersten Aktionstagen fest. „Dass man die Stühle nachher im Boden verschrauben muss, schreckt die Menschen nicht ab. Sie finden es in Ordnung“, sagt sie schmunzelnd. Konkrete Sitze oder Reihen darf man sich nicht aussuchen Ein wenig enttäuscht sei der eine oder andere allerdings gewesen, weil man sich nicht bestimmte Reihen oder Sitze aussuchen kann. „Das geht nicht, da wäre der logistische Aufwand zu groß“, macht Klebb klar. „Bis jetzt gab es aber keinen einzigen Fall, bei dem jemand gekommen ist und keinen Stuhl reserviert hat“, weiß sie. Zwei Großaufträge kommen von den Bühnen der Region Neben Privatpersonen und Geschäftsleuten wollen auch andere Bühnen den blauen Stühlen ein zweites Leben in ihren Einrichtungen schenken: Die beiden Großaufträge kommen vom Villinger RollmopsTheater und von einer Musicalschule aus Freiburg.
Was passiert aber mit den Stühlen, für die sich keine Interessenten finden? „Diese müssen dann leider verschrottet werden“, sagt Klebb. Sie hofft aber – mit Blick auf die gewaltige Resonanz an den beiden ersten Tagen –, dass nur wenige Sitze im Müll landen werden.
Noch bis Freitag, 22. Juni, kann jeder während der Öffnungszeiten im Amt für Kultur vorbeikommen, sich die Stühle anschauen und reservieren. Auch die Abholtermine, an denen die reservierten Sitze bereitgestellt werden, hat das Kulturamt festgelegt: Die Stühle können am Freitag, 29. Juni, von 8 bis 13 Uhr und von 14 bis 16 Uhr sowie am Samstag, 30. Juni, von 9 bis 14 Uhr abgeholt werden. Weitere Informationen gibt es bei Yvonne Klebb unter der Telefonnummer 07721/82 23 12 oder per E-Mail an kulturamt@villingenschwenningen.de