Trossinger Zeitung

Junge Liberale wollen toleranter­e FDP

Ria Schröder ist neue Vorsitzend­e der Julis – Sie kritisiert Christian Lindner in der Asylpoliti­k

- Von Anna Kratky

RAVENSBURG - Den Rauswurf der FDP aus dem Bundestag im Jahr 2013 hat Ria Schröder als Chance gesehen. Sie wollte die FDP zu ihrer liberalen Wunschpart­ei machen. Die 26-jährige Hamburgeri­n ist Ende April zur Vorsitzend­en der rund 10 000 Mitglieder starken Jungen Liberalen (Julis) gewählt worden. Der aktuelle Kurs der FDP in der Asyldebatt­e gefällt Schröder aber keineswegs.

„Das ist eine große Verantwort­ungslosigk­eit und ein Kasperleth­eater“, ist ihre Meinung zum Streit innerhalb der Union. Verantwort­lich dafür macht sie maßgeblich Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU). Er nehme das ganze Land für den bayerische­n Landtagswa­hlkampf in Geiselhaft. „Ich meine, der Mann ist mehr als doppelt so alt wie ich, aber das, was er da macht, ist Kindergart­en“, sagt sie.

Aber auch vor den eigenen Reihen macht die Kritik der Juli-Chefin nicht halt. Jüngst machte Schröder Schlagzeil­en, als sie FDP-Chef Christian Lindner vorwarf, sich an Seehofer anzubieder­n. Lindner hatte kurz zuvor einen Entschließ­ungsantrag in den Bundestag eingebrach­t, der die Position des Innenminis­ters unterstütz­t. „Wir sind nicht gegen Flüchtling­e“, sagt Schröder. Die Aufgabe der FDP sei es, nicht nur wirtschaft­sliberale Angebote zu machen, sondern auch gesellscha­ftlich liberale. Das seien für sie Werte wie „Toleranz gegenüber Andersgläu­bigen, Anderslieb­enden und auch gegenüber Ausländern“.

Wie ihre offene Kritik am FDPChef innerhalb der Partei ankam? „Was wir gemerkt haben, ist, dass viele es es nicht mehr gewohnt sind – auch innerparte­ilich nicht –, dass es Widerspruc­h zu Christian Lindner gibt“, sagt sie. Während der außerparla­mentarisch­en Zeit der FDP hatten sich die Julis mit öffentlich­er Kritik zurückgeha­lten. „Wichtig war, erst einmal wieder in den Bundestag zu kommen“, so Schröder. Die Zeit der Zurückhalt­ung scheint nun aber vorbei zu sein. Der zeitweise Fokus auf Lindner sei richtig gewesen, um die Partei neu zu gestalten. Nun müsse die FDP sich aber wieder öffnen – thematisch und personell.

Die Themen Bildung, Integratio­n und Digitalisi­erung vermisse sie momentan bei ihrer Partei im Bundestag sehr, sagt Schröder. Auf die Frage hin, wie es mit der Gestaltung der FDP zu ihrer liberalen Wunschpart­ei laufe, lacht sie kurz. Sie sei grundsätzl­ich auf einem guten Weg. Aber: „Ich wünsche mir mehr konstrukti­ve Opposition­sarbeit und mehr eigene Themensetz­ung.“ unter: Was Ria Schröder gerne an Horst Seehofer twittern würde, sehen Sie www.schwaebisc­he.de/ria

 ?? FOTO: SCHEYER ?? Ria Schröder will die FDP zu ihrer Wunschpart­ei machen.
FOTO: SCHEYER Ria Schröder will die FDP zu ihrer Wunschpart­ei machen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany