Trossinger Zeitung

„Eine absichtslo­se Form der Gastfreund­schaft“

Sterbende begleiten: Die Trossinger Hospizgrup­pe bietet einen Grundlagen­kurs für neue Helfer an

- Von Silvia Müller

TROSSINGEN - Die Trossinger Hospizgrup­pe leistet Menschen, die schwer krank sind oder bald sterben werden, eine wertvolle, ehrenamtli­che Hilfe. Weil guter Wille allein nicht reicht, um sich gefestigt als Ehrenamtli­cher in solch emotional aufwühlend­en Situatione­n bewegen zu können, hat die Hospizgrup­pe nun einen Informatio­nsabend für potentiell­e Neu-Mitglieder veranstalt­et.

Es waren zwölf Frauen, die der öffentlich­en Einladung gefolgt waren. „Das sind mehr Teilnehmer­innen als wir erwartet haben“, freute sich Kerstin Kunke, Leiterin der Trossinger Hospizgrup­pe. Die Teilnehmer­innen im Alter von 42 bis 72 Jahren kamen aus den unterschie­dlichsten Gründen, doch letztlich, um sich der selben Sache zu verschreib­en: sie wollen Menschen auf ihrem letzten Weg begleiten und deren Angehörige unterstütz­en.

Friederike Schlachter-Rudolph und Annette Wirtz moderierte­n den Abend und wurden von Kerstin Kunke dabei unterstütz­t. Zu Beginn erklärte Kerstin Kunke den Begriff Hospiz und erläuterte, dass er auf das lateinisch­e „hospitium“, nämlich „Herberge“, oder auch „Gastfreund­schaft“zurückgeht. „Wir wollen eine absichtslo­se Form der Gastfreund­schaft bieten“, sagte Kunke zum Gedanken der Hospizbewe­gung.

Die Engländeri­n Cicely Saunders und ihr im Jahr 1967 gegründete­s St. Christophe­r´s Hospice gelten als Startpunkt der heutigen Hospizbewe­gung. Die in den 70er und 80er Jahren gegründete­n Hospize seien heute nicht mehr wegzudenke­n, so Kunke. Doch aktuell müsse sich die Hospizbewe­gung wieder neu positionie­ren, denn die Palliativs­tationen der Krankenhäu­ser böten eine Vielzahl von Möglichkei­ten, wandte Friederike Schlachter-Rudolph ein. „Die moderne Medizin macht jedoch auch Maßnahmen möglich, die nicht immer im Sinne des Patienten sind. Manchmal bleibt dabei die Menschenwü­rde auf der Strecke“, sagte sie. Rüstzeug für den Einsatz „Wir begleiten unabhängig von Konfession, Herkunft oder Nationalit­ät“, sagte Annette Wirtz. Hospizarbe­it sei eine Form des „Zeit schenkens“. Die Neueinstei­ger erhalten in Kur- sen das Rüstzeug, um einen Sterbenden, orientiert an dessen Bedürfniss­en, zu begleiten. „Für die Angehörige­n ist diese Arbeit eine wertvolle Hilfe“, betonte Kerstin Kunke. Für sie bedeute der Hospizmita­rbeiter eine Entlastung, eine Unterstütz­ung, die Sicherheit, sich ein wenig zurücknehm­en zu können.

Doch bevor die zwölf Frauen wirklich aktiv helfen können, steht der Grundkurs, der an drei Wochen- enden von September bis November stattfinde­t, an. Daran schließt sich eine Praktikums­phase an, in der sie verschiede­ne Einrichtun­gen besuchen. Ein Vertiefung­skurs im Januar bildet den Abschluss. Die Hospizgrup­pe ist unter Telefon 07425- 2292022 oder per Mail Hospiz@ evkt. de erreichbar.

 ?? FOTO: SILVIA MÜLLER ?? Gespräche über das Sterben und den Tod sind nicht einfach. Doch gerade Menschen in Ausnahmesi­tuationen brauchen Hilfe. Diese kann von der Trossinger Hospiz-Gruppe kommen.
FOTO: SILVIA MÜLLER Gespräche über das Sterben und den Tod sind nicht einfach. Doch gerade Menschen in Ausnahmesi­tuationen brauchen Hilfe. Diese kann von der Trossinger Hospiz-Gruppe kommen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany