1878 entpuppt sich Kind als Brandstifter
Chronik zum Feuerwehrjubiläum ist auch ein Dokument zur Ortsgeschichte Spaichingens
SPAICHINGEN - Die fast 200 Seiten umfassende Chronik der Spaichinger Feuerwehr zum 150-jährigen Bestehen ist auch ein Zeitdokument für alle an der Geschichte Spaichingens Interessierten.
Auf den ersten Blick scheint die Chronik wie andere Festschriften auch: Voller aktueller Bilder der heutigen Gruppen des Jubilars, Grußworten und ähnlichem. Auf den zweiten Blick lohnt sich das Stöbern aber aus einem ganz anderen Grund: Die Geschichte des Feuerlöschwesens in Spaichingen, wie sie akribisch der frühere Bürgermeister Dr. Reinhard Winker bis 1953 zusammengetragen hat und die weitere Chronik ist nämlich auch ein Dokument dessen, wie sich Spaichingens Gemeinschaftsleben verändert hat – und was gleich geblieben ist.
Zum Beispiel war das Feuer in den früheren Jahrhunderten in den Städten ein ständiger bedrohlicher Begleiter des Lebens. Deshalb hat sich durch den Umgang mit Bränden sogar das Erscheinungsbild der Städte geändert. Etwa, weil die früher Stroh bedeckten und oft aus Holz gebauten Häuser schnell ein Raub der Flammen waren, im Gegensatz zu gemauerten Häusern mit Ziegeldächern.
Man erfährt die Jahreszahlen der großen Spaichinger Brände, wann sich zum ersten Mal ein Kaminkehrer angesiedelt hat, wie die Professionalisierung der Feuerwehr vonstatten ging und: sie war militärisch aufgebaut.
1878 schreckte die Spaichinger Bevölkerung eine ganze Serie an Bränden auf. Von einem „unheimlichen Geist, der mit verruchter Hand in das friedliche Erntetreiben“eingreife, war die Rede. Doch der Täter war kein dunkler Verbrecher, sondern ein Kind.
Man erfährt, dass damals sogar in der Stadt eine am Fenster stehende Frau vom Blitz erschlagen wurde, wie der Krieg in Spaichingen ankam, wie sich nach dem Krieg das Feuerlöschwesen mehr und mehr zur Hilfe in allen Lebenslagen veränderte und dass etwa ab 1970 mit dem massenhaften Besitz von Autos die schlimmsten Unfälle mehr und mehr auch im beschaulichen Spaichingen und Umgebung zum kräftezehrenden Aufgabengebiet der Feuerwehren wurde.
Wer noch einmal die Unwetter und andere Naturereignisse nachlesen will – akribisch mit Datum und vor allem vielen zeitgeschichtlichen Fotos wurden die Daten zusammen getragen. Die Chronik, ein gebundenes Buch von 188 Seiten, konnte durch Sponsoren auf einem Preis von fünf Euro gehalten werden. Sie ist bei Grimms lesen und genießen, Skribo Reuther, der Bäckerei Büchle und beim Felsenbeck, den Metzgereien Kreuz und Hoffnung, Baustoffe Honer und der Paracelsusapotheke zu bekommen.