Laschet lobt Mittelstand und offene Grenzen
NRW-Ministerpräsident tritt als Festredner beim Firmenjubliäum von Paul Kauth auf
DENKINGEN - „Ich hätte nie gedacht, dass wir einmal wieder Werte wie Westbindung, Freiheit, soziale Marktwirtschaft verteidigen müssen.“Mit diesem Satz hat der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet, bei seinem Besuch am Freitag in Denkingen als Festredner von „90 Jahre Firma Paul Kauth“angedeutet, wie schwierig die derzeitige bundespolitische Diskussion in Berlin ist.
Ob er mit diesem Satz allerdings die AfD oder auch „die Schwester“gemeint hat, ließ er offen. Nur so viel: Eine Erfolgsgeschichte wie die von Kauth, in der bundesrepublikanischen Wirtschaft allgemein, sei auch einem Europa der offenen Grenzen geschuldet, brauche den offenen Binnenmarkt. „Wer das gefährdet, gefährdet in Europa mehr als eine einzelne parteipolitische Diskussion.“
Den konservativen Kontrapunkt setzte Laschet in seiner Rede auch: Deutschland habe etwa Anfang des Jahrtausends gegen die „New Economy“gehalten und an Industriearbeitsplätzen festgehalten – was sich dann vor allem in der Finanzkrise ausgezahlt habe, in der riesige Finanzströme in Produkten und Derivaten ohne jede dingliche Grundlage um den Erdball gekreist seien. Er plädierte in der Betrachtung ökologischer Notwendigkeiten klar, die Frage der Arbeitsplätze höher zu bewerten und für vernünftigeren Geist etwa bei der Dieseltechnologie: Der Umstieg vieler auf Benzin führe jetzt wieder zu einem Anstieg der CO2Belastung.
Die vorher kritischen Worte von einem der Geschäftsführer, Steffen May, sich für das schnelle Internet seitens der Politik besser einzusetzen, unterstützte Laschet ebenso wie Volker Kauder.
Der Vorsitzende der CDU/CSUFraktion und Wahlkreisabgeordnete sagte, er kenne die Firma seit 30 Jahren. Zwei Dinge seien entscheidend gewesen: das Unternehmen in die nächste Generation zu führen und Arbeitsplätze in der Region zu sichern. „Gewinn war nie der Firmenzweck schlechthin.“
Dann hielt Kauder ein glühendes Plädoyer für den Mittelstand: Die 30 großen Dax-Unternehmen über die ständig jeder spreche, stünden nur für zwei Millionen Arbeitsplätze. Mittelstand und Handwerk aber für 38 Millionen. Er wünschte Kauth und seinen 550 Mitarbeitern auch an seinem neuesten Standort Kanada Erfolg. „Trotz Trump. Da kann man sehen, was eine einzige Person an Irritationen auslösen kann.“
Juniorchef Johannes Kauth zeichnete die Historie vom Fuhrunternehmen Paul Kauth in der Spaichinger Eisenbahnstraße zur Paul Kauth GmbH & Co. KG nach. Dass Kauth in Denkingen gelandet sei, habe daran gelegen, dass der Bauantrag durch den damaligen jüngsten Bürgermeister Deutschlands, Erwin Teufel, auf Eis gelegt worden sei und der Denkinger Bürgermeister blitzschnell schaltete. Frieder Kauth, 1945 geboren, wurde 1962 Geschäftsführer bis 2012 und sein Sohn Christian Kauth übernahm die Geschäftsführung dann 2013.
Christian Kauth erläuterte die Zukunftsperspektive. Nicht nur, dass Kauth innerhalb kurzer Zeit sechs Standorte, meist durch Übernahme anderer Firmen wie in Deilingen, Frittlingen, Finntrop oder Solingen gegründet habe, das Unternehmensziel für die nächsten zehn Jahre sei die Verdopplung des derzeit 135 Millionen Euro hohen Umsatzes.
Mehrere Redner betonten, dass Kauth als Teilehersteller für Automoblie auch mit dem Wandel zur E- Mobilität mithalten werde: Die Verbindungen von Türen, Aufhängungen und anderes brauche man auch im E-Auto.
Ein Grußwort gab es auch von Denkingens Bürgermeister Rudolf Wuhrer. Dieser durfte einen namhaften Scheck für ein Gemeindeprojekt entgegen nehmen. (Wir werden darüber gesondert berichten)