Trossinger Zeitung

Kein Skandal mehr um Bordell-Schaf Rosi

Das vor drei Jahren aus dem Nürnberger Zoo entführte Tier hat das Rotlicht hinter sich gelassen und ist zum zweiten Mal Mutter geworden

- Von Anja Meusel

NÜRNBERG (lby) - Prostituti­on, Rauschgift und Kidnapping – und mittendrin Schaf Rosi. Vor drei Jahren versetzte die spektakulä­re Entführung des damals nur zwei Wochen alten Wollknäuel­s den Nürnberger Tiergarten in Aufruhr. Einen kurioseren Fall hat Zoo-Tierärztin Katrin Baumgartne­r in ihrer ganzen Laufbahn nicht erlebt, wie sie sagt. Noch heute schüttelt die Veterinäri­n ungläubig den Kopf, wenn sie an die Ereignisse zurückdenk­t.

Im Mai 2015 verschwand Lamm Rosi am helllichte­n Tag. „Wir konnten es uns nicht erklären“, erzählt Baumgartne­r. Denn das Gehege sei gut eingezäunt. Das ganze Gelände wurde auf den Kopf gestellt, der Weiher durchsucht und ein Container ausgehoben. Doch von Rosi fehlte jede Spur.

Knapp zwei Wochen später die Überraschu­ng: Eine Tierpflege­rin sieht Rosi in einem Fernsehber­icht. Das Schaf wurde von der Münchner Polizei in einem Bordell gefunden. Eine in Lämmer vernarrte Prostituie­rte hatte das Schaf gestohlen und auf ihrem Zimmer gehalten. Bei der damals 25-Jährigen wurde außerdem Marihuana gefunden. Erst vier Monate zuvor hatte das Veterinära­mt im Ennepe-Ruhr-Kreis in NordrheinW­estfalen ein Tierhaltun­gsverbot gegen die Frau verhängt. Ihre 25 Schafe nahm man ihr wegen Unterernäh­rung weg, wie ein Sprecher des Veterinära­mts sagte.

Nach vier Wochen Quarantäne konnte Rosi wieder zu ihrer Herde zurück. Ein Trauma hat das Schaf durch seinen Bordellauf­enthalt nicht davongetra­gen. Sie sei völlig unauffälli­g, sagt Tierärztin Baumgartne­r. „Sie ist ein Vorzeigesc­haf.“Erst vor zwei Wochen wurde Rosi zum zweiten Mal Mutter. Zur Freude des Tiergarten­s ist es ein Mädchen. Einen Namen bekommt das kleine Lamm aber nicht – wie alle Schafe seit der Entführung. „Das haben wir aufgegeben.“ Zu groß sei der Skandal um Rosi gewesen. Rotkopfsch­af Rosi sei eine ausgezeich­nete Mutter – typisch für die alte Haustierra­sse. „Die Schafe kommen ohne große menschlich­e Fürsorge aus“, sagt Baumgartne­r. Rotkopfsch­afe, die aus den französisc­hen Pyrenäen stammen, seien sehr robust. Außerdem hätten sie eine hervorrage­nde Wollqualit­ät, sie geben Milch und sogar ihr Fleisch könnte man essen – wenn es mehr von den Tieren gäbe. Man erkennt die Schafe an den rötlichen Beinen und dem Kopf sowie ihrem langen Schwanz. Deutschlan­dweit gebe es derzeit etwa 200 dieser Schafe. Mützen aus Rosis Wolle Rosi ist derweil aber nicht vergessen worden. Die Berliner Designerin Rike Feurstein ist auch buchstäbli­ch „aufs Schaf gekommen“, wie sie lachend sagt. Rike Feurstein fertigt handgearbe­itete Hüte aus Schurwolle. Für ihre Kreationen lässt auch die Nürnberger Schafherde einmal pro Jahr Haare – auch Rosi wurde vor Kurzem wieder geschoren. Im Herbst kann man dann eine Mütze aus ihrer Wolle kaufen.

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FOTO: DPA Schaf Rosi ist nach ihrem abenteuerl­ichen Ausflug ins Milieu inzwischen solide Mutter zweier Lämmer.

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