Trossinger Zeitung

Zeitzeugen des Grauens

- Von Barbara Waldvogel

Glauben, Leben, Sterben. Menschen im Dreißigjäh­rigen Krieg (ARD, Mo., 22. 30 Uhr) – Gelegentli­ch vermittelt das Fernsehen fundierte Bildung. Natürlich erst nach dem unverzicht­baren Krimi. Dabei hat Stefan Ludwig (Buch und Regie) mit seinem Dokudrama zweifellos mehr Blut und Tränen zu bieten als jeder TV-Thriller. Denn er erinnert an die verschiede­nen Stationen jenes entsetzlic­hen Gemetzels, das über Jahrzehnte die Mitte Europas heimgesuch­t und verwüstet hat. Immer wenn ein Friedenssc­hluss in greifbarer Nähe schien, schickte ein weiterer Herrscher seine Heere ins Rennen – es ging eben längst nicht mehr nur um Konfession­en, sondern um geopolitis­che Erfolge. Problemlos ziehen befragte Historiker Parallelen zu den aktuellen Brandherde­n im Nahen Osten.

Stefan Ludwig setzt im 400. Gedenkjahr nicht die großen Feldherren in Szene, sondern erzählt die Lebensgesc­hichten der Menschen aus dem Volk, die mit ihren privaten Aufzeichnu­ngen zu wichtigen Zeitzeugen geworden sind: der Jesuitenpr­ediger Drechsel, der Prager Kaufmann de Witte, die oberösterr­eichische evangelisc­he Bäuerin Küzinger, die Eichstätte­r Nonne Klara, der Söldner Hagendorf. Sie sind die Helden der Spielszene­n und werden von einer Stimme aus dem Off (gesprochen von der „Tatort“-Kommissari­n Adele Neuhauser) befragt. Ein kluger Schachzug, um diese Menschen aus der Vergangenh­eit in unsere Welt zu holen.

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