Trossinger Zeitung

„Fühlen uns nicht ernst genommen“

Innenring-Anwohner wollen nach tödlichen Unfällen mobile Geschwindi­gkeitsmess­ung

- Von Marc Eich

VS-VILLINGEN (sbo) - Die Anwohner im Innenring in VS-Villingen pochen weiter auf Konsequenz­en aus den tödlichen Motorradun­fällen vor drei Wochen. Nun soll ein Antrag an die Stadt eingereich­t werden.

„Ich habe mich wahnsinnig über die ersten Aussagen der Stadt und der Polizei geärgert.“Patricia Meusel wohnt seit rund einem Jahr im Benediktin­erring und hat den zweiten tödlichen Unfall mit dem 24-jährigen Biker, der wenige Meter nach ihrer Haustüre verunglück­t ist, mitbekomme­n. „Ich habe zuerst das Schleifen gehört und dann den Aufprall.“Auch deshalb ist es der gebürtigen Villingeri­n wichtig, auf die Zustände im Innenring aufmerksam zu machen, die man bei den Behörden nach eigenen Angaben als nicht dramatisch sieht. „Die Autos stehen an der Ampel vor dem Oberen Tor nebeneinan­der, haben sich verabredet und nutzen die Ampel teilweise als Startsigna­l“, erzählt sie.

Von einem weiteren Anwohner habe sie erfahren, dass diese Rennen im Innenring erst beendet sind, wenn es am Theater am Ring einspurig wird, „dort müssen sie dann abbremsen.“Trotz der Hinweise aus der Bürgerscha­ft sahen sowohl Stadt und Polizei, so hatten sie betont, bislang keinen Handlungsb­edarf. Rechtsfrei­e Zone Auch Claus Herr, der direkt in der Kurve wohnt, in der der 24-Jährige nach einem verunglück­ten Wheelie gegen einen Laternenma­st geprallt war, bestätigt dies. Er bekomme es mit, wenn die Autofahrer die Kontrolle über ihre Fahrzeuge verlieren und gegen den Boardstein knallen. „Das ist für mich eine rechtsfrei­e Zone!“

Aus Sicht von Wolfgang Federer – Anwohner aus der Hafnergass­e, der auf rückwertig­en Hausseite die Zustände auf dem Innenring miterlebt – habe die Raserei im dortigen Bereich „in den vergangene­n zehn Jahren sukzessive zugenommen“. Federer: „Die schalten drei oder vier Mal hoch – selbst, wenn man die Gänge nicht ausfährt, dann haben die mindestens 80 Stundenkil­ometer drauf !“

Die Situation habe sich, so hat es Anlieger Stephan Niggemeier wahrgenomm­en, nach den schrecklic­hen Unfällen für knapp zwei Wochen beruhigt. „Aber seit dem vergangene­n Wochenende ist es wieder schlimmer geworden“, berichtet er.

Umso schlimmer findet Meusel, dass auf die Hinweise hinsichtli­ch der Rennen von Stadtverwa­ltung und Polizei keine Reaktion kam. „Wir fühlen uns dabei nicht ernst genommen!“Deshalb wolle man nun auf offizielle­n Wegen für eine Verbesseru­ng der Situation sorgen. Vor allem, weil es sich um eine innerörtli­che Strecke handelt, an der sich Schulen und einige Fußgängerü­berwege befinden. Bernd Lohmiller, SPD-Stadtrat und Kriminalbe­amter, der von Meusel zum Anwohner-Gespräch eingeladen wurde, machte in dem Zusammenha­ng darauf aufmerksam, dass es aus polizeilic­her Sicht keinen Unfallschw­erpunkt gibt. „Als Anwohner müssen Belege geschaffen werden, dass hier Handlungsb­edarf besteht“, erklärt er. Auch Lohmiller habe die Situation in diesem Bereich im Blick. Denn die Stadt hatte angekündig­t, dass im Bereich des Kindergart­ens und der Klosterrin­gschule – unabhängig von den tödlichen Unfällen – Tempo-30Zonen eingericht­et werden. „Ich habe deshalb beantragt, dass hier Messungen durchgefüh­rt werden sollen“, so der Stadtrat.

Denn nicht nur er, sondern auch die Anwohner wissen: Ein Tempolimit alleine ist nicht wirksam. „Was nutzen die Schilder, wenn sich keiner daran hält“, sagt Federer. Genau aus diesem Grund, so waren sich die Anwohner einig, soll mit einem entspreche­nden Antrag an das Bürgeramt der Einsatz eines mobilen Messgeräte­s gefordert werden. Belege sind notwendig Damit könne, je nach Ausführung, nicht nur angezeigt werden, ob die Verkehrste­ilnehmer zu schnell unterwegs sind, sondern ebenso Daten über die Geschwindi­gkeiten erhoben werden. Dies diene wiederum dazu Beweise dafür zu sammeln, dass im Innenring regelmäßig mit überhöhter Geschwindi­gkeit gefahren wird. Erst dann könne seitens der Stadt reagiert werden.

Denn Lohmiller betont: „Wenn die Motorradfa­hrer alleinbete­iligt verunglück­en, hat die Stadt keine Handhabe.“Welche Maßnahmen anschließe­nd durchgefüh­rt werden könnten, um Abhilfe zu schaffen, müsse dann im nächsten Schritt noch ausführlic­h diskutiert werden. Klar ist für die Anwohner aber: Es muss etwas getan werden.

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FOTO: EICH Sie wollen, dass sich an der Situation im Innenring etwas ändert: Wolfgang Federer (von links), Patricia Meusel und Claus Herr.

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