Großes Interesse an Krematorium
VS-Schwenningen im Mittelpunkt des „Tags der Architektur“– Erste Einblicke in die Neckarhalle
VS-SCHWENNINGEN (sbo) - Am „Tag der Architektur“lädt die Architektenkammergruppe des Schwarzwald-Baar-Kreises stets zu einem Rundgang entlang architektonischer Höhepunkte ein. So auch am Samstag.
Ziel des gut dreistündigen Spazierganges – diesmal in VS-Schwenningen – waren das seit Ostern betriebene neue Krematorium, der Neckarstadtteil, die Baustelle der Neckarhalle und das Gelände der Landesgartenschau. Der Gruppenvorsitzende Alexander Schmid und sein Vorstandsteam hatten diese Auswahl zum bundesweiten Motto „Architektur bleibt!“getroffen, die bei rund 60 Bürgern auf Interesse stieß.
Besonders groß war dieses bei der Führung von Tobias Walderich, Architekt im städtischen Amt für Gebäudewirtschaft und Hochbau, der das neue Krematorium plante. Den Eingang für Angehörige und die „operative“Seite des Krematoriums habe er strikt voneinander getrennt, erläuterte Walderich seine Überlegungen für diesen sensiblen Bau. Die Klinkerfassade lehne sich an das bisherige, in den 1920er-Jahren entstandene Gebäude an, über das Stadtführer Michael Kopp zu berichten wusste.
Schon 1909 habe sich im „roten Kaff “Schwenningen ein Feuerbestattungsverein gegründet mit dem Ziel, ein Krematorium zu errichten und mit Mitgliedern, die von den christlichen Bestattungsritualen nichts wissen wollten. Erst vor 25 Jahren sei Katholiken erlaubt worden, sich nach dem Tod verbrennen zu lassen, erinnerte Kopp.
Zurück zum Neubau: Beeindruckt zeigten sich die Besucher von einem würdevollen Abschiedsraum, in dem Hinterbliebene dem Toten die letzte Ehre erweisen und ihn – wenn gewünscht – hinter Glas in den Ofen einfahren sehen können. Bisher steht eine Verbrennungsstätte zur Verfügung. Da die Zahl der Einäscherungen in den vergangenen Jahren aber rapide stieg, habe man Vorrichtungen für einen zweiten gleich mit eingeplant, erklärte am Rande Amtsleiter Dieter Kleinhans.
Derzeit werden pro Jahr rund 3000 Einäscherungen vorgenommen. Für einen zweiten Ofen werden rund eine Million Euro an Haushaltsmitteln veranschlagt. Gelungen fanden die Besucher die Einbindung des aufgrund eines mit 16 Kubikmeter Wasser gefüllten Kühlturmes zehn Meter hohen Technikraumes in die Architektur. Und auch die bauliche geschaffene Möglichkeit für die Bestatter, die Särge rund um die Uhr anliefern zu können, gefiel. Das Herz Schwenningens Mit Michael Kopp ging es hernach bergab zur Pauluskirche und dem Viktoriaplatz, wo einst „das Herz Schwenningens schlug“und sich im Dritten Reich der Widerstand gegen Hitler formierte.
Noch ist sie eingerüstet, aber die Teilnehmer des Rundganges durften die Neckarhalle an der Neckarstraße schon einmal von innen sehen. Er habe die Halle mit ihren einst 700 Sitzplätzen als verbindendes Element zwischen dem Neckartower, dem Neckarviertel, dem ehemaligen Landesgartenschaugelände und der hier beginnenden Innenstadt gestaltet, sagte der Tuttlinger Architekt Michael Muffler.
Nur wenige Schritte weiter endete der Spaziergang im Neckarpark, wo 2010 die Landesgartenschau stattfand. Armin Schott vom Amt für Stadtentwicklung zog einen positiven Vergleich zwischen den ursprünglichen architektonischen Planungen des Geländes und deren Umsetzung bis heute. 95 Prozent habe davon realisiert und aus einer verseuchten Industriebrache, die Schwenningen zudem in zwei Teile zerschnitt, den Neckarpark mit bis heute großer Anziehungskraft gemacht.