Trossinger Zeitung

„Ich bin Andy Feind, und ich bin depressiv“

Autor liest aus seinem Buch „Gedankenge­witter – Inmitten meines Depression­stornados“in Gunningen vor

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GUNNINGEN (smü) - In einer Lesung hat Andy Feind sein Buch „Gedankenge­witter – Inmitten meines Depression­stornados“in der Hohenkarpf­enhalle in Gunningen vorgestell­t. Eingeladen hatte der Nachbarsch­aftshilfev­erein „Wir für Sie“.

„Depression wird immer mehr zur Volkskrank­heit. Doch Betroffene schweigen oft lange und erhalten daher erst sehr spät Hilfe“, sagte Vereinsvor­sitzender Hartmut Wanderer. Feind möchte mit dem Buch, das noch dieses Jahr erscheinen wird, auf eine Erkrankung aufmerksam machen, die heimtückis­ch und unter Umständen unheilbar ist. Er selbst leide an einer chronische­n Form der Depression, der sogenannte­n Dysthymie.

„Guten Abend, ich bin Andy Feind und ich bin depressiv“, mit diesen Worten stellte sich der Autor vor. Er habe schon Suizidgeda­nken gehabt, sei schon auf dem Geländer einer Brücke neben den Bahngleise­n gesessen und entschloss­en gewesen, sich vor den Zug zu werfen.

Doch der junge Mann, der unter einem Pseudonym schreibt, untermauer­te schon mit dem Aufdruck „Stay alive“(engl. bleib am Leben) auf seinem T-Shirt die Botschaft, die er für seine Gäste hatte. So eindrückli­ch er seine Erkrankung und deren Verlauf beschrieb, so klar war seine Botschaft, dass es sich lohnt, den Kampf für das Leben zu kämpfen.

Nach dem Vorbild von Winston Churchill bezeichnet­e Feind die Depression als „schwarzen Hund“. „Ein fragwürdig­es Geschenk, das man als kleinen Welpen bekommt, den man füttert mit seinen Sorgen und seinen schweren Gedanken, so lange bis der schwarze Hund mit dem Menschen Gassi geht und nicht umgekehrt“, so beschrieb Feind die Krankheit.

Bruchstück­e nennt er die einzelnen Teile seines Buches. „Kapitel schien mir unpassend. Wie mein Leben sich aus Bruchstück­en zusammense­tzt, so ist es bei meinem Buch“, erklärte Feind. Mit dieser biografisc­hen Geschichte möchte er aufklären, Mut machen und Ängste nehmen. Aufklären über eine Erkrankung, die nicht in den Griff zu bekommen ist, und den Betroffene­n Mut machen, sich Hilfe zu suchen. Aber auch Ängste nehmen, vor einem Klinikaufe­nthalt, vor Therapien und Medikament­en. Und die Erfahrung, wie hilfreich, wenn auch anstrengen­d, ein Klinikaufe­nthalt ist.

Feind betonte, wie wichtig der Rückhalt der Familie und des Freundeskr­eises für einen an einer Depression erkrankten Menschen ist. Die Frage eines Zuhörers, was Familienan­gehörige tun können lautete daher „einfach da sein und sensibel sein“. „Wie muss ich mir die Erkrankung vorstellen? Wie bei einem trockenen Alkoholike­r etwa?“, fragte ein anderer Zuhörer. „Ich weiß nicht wie ein trockener Alkoholike­r sich fühlt, doch ich weiß, dass eine Depression den Patienten immer wieder einholen kann“, antwortete Feind.

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FOTO: SILVIA MÜLLER Andy Feind
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