„Das ist die Faszination Fußball“
Kurz vor dem Jubiläum blickt das Orgateam auf 30 Jahre SVS-Jugendturnier zurück
SPAICHINGEN - Vom sportlichen Mini-Camp zur riesigen Zeltstadt – Das SVS-Jugendturnier hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zum Großevent gemausert. In diesem Jahr feiert es sein 30. Jubiläum.
Mal ein kleines Turnier am Samstag veranstalten, einfach etwas für die Jugend und den Fußball als Alternative zur üblichen Punkterunde machen. Das war die bescheidene Idee von Frank Merkt, Peter Kollmar und Hansi Fetzer. 1989 hat das SVSJugendturnier seine Taufe gefeiert: Mit 100 Teilnehmern und fünf Zelten. „Da hatten wir nur zwei Plätze. Und der Hauptplatz war nicht mal ausgebaut“, erinnert sich Gerhard Harich, der als stellvertretender Fußballjugendleiter für die Organisation des Rahmenprogramms zuständig ist. Vor dreißig Jahren traten erst einmal auch nur die D- und E-Jugenden gegeneinander an.
Nur ein Jahr später sah das schon ganz anders aus. Das Turnier hatte sich in der Gegend bereits so herumgesprochen, dass sich die Teilnehmerzahl verdoppelte und auch die BJugend zum Turnier hinzukam. „Und dann ist es mehr oder weniger von Jahr zu Jahr in Hunderterschritten angestiegen“, erinnert sich Harich. Die Teilnehmer kamen von überall her: aus Nordrhein-Westfalen, der Schweiz, aus Österreich und der Partnerstadt Sallanches. Auch wenn in diesem Jahr der Platz knapp wird und deshalb die Mannschaften aus der Partnerstadt zuhause bleiben muss, sind es noch immer 800 Teilnehmer, mit denen der Sportverein rechnet. Das Turnier kommt von Anfang an gut an Die Zelte waren schon zu Beginn nicht genug. „Schon am Anfang kamen die Leute mit Wohnwägen an“, sagt Harich. Reinhold Bühler, der die Spaichinger Fußballjugend von 1996 bis 2002 geleitet hat, erklärt sich die hohe Nachfrage mit einer Art Schneeballsystem: „Wenn einer da mal sagt, es war toll, dann spricht sich das herum.“Laut Bühler gebe es sogar Vereine, die jetzt zum 20. Mal mitmachen. Von den anfangs fünf Zelten habe man sich mittlerweile auf rund 75 steigern müssen. In diesem Jahr inklusive zweier Großraumzelte fürs Catering. Laut dem aktuellen Fußballjugendleiter Walter Nierlich sei diese Großveranstaltung heute nicht mehr anders zu stemmen. Früher war das noch anders. Da hätten die Frauen zuhause Kartoffelsalat und Hähnchenschlegel vorbereitet. Und auch die Gastmannschaften hätten mitangepackt. „Die sind früher angereist und haben freitagmittags ihre Zelte selbst aufgestellt“, erinnert sich Harich. Als „Fußball-Großfamilie“umschreibt Harich das Gefühl der Anfangszeit. Heute hat es der Verein etwas schwerer, freiwillige Helfer vor allem für den Aufbau der Zelte zu finden; „Heute kommen die Mannschaften ins gemachte Nest.“ Die Ansprüche sind mit den Jahren gestiegen „Andere Turniere machen das heute auch so. Wir haben einfach den Servicegedanken aufgegriffen“, sagt Tobias Schumacher, Vorsitzender des SV Spaichingen. Laut Schumacher könne man heutzutage nicht mehr von den Gastmannschaften verlangen, früher anzureisen, mithelfen aufzubauen und am besten noch selbstgebackenen Kuchen mitzubringen. Und da spielt auch die Erwartungshaltung der Kinder mit hinein.
Laut Frank Merkt, der früher den Wirtschaftsbetrieb des Turniers geleitet hat und seit Stunde eins beim Jugendturnier dabei ist, hätte sich die Jugend früher noch selbst beschäftigt: mit Tauziehen vor dem Zelt oder Taschenlampenfußball. Heute braucht es schon mehr: Freien Eintritt ins Freibad und die Großleinwand für die Übertragung der WMSpiele.
Laut Nierlich seien auch W-Lan und Strom für Handys und Konsolen heute stark nachgefragt. „Aber die Zeltromantik ist schon noch da“, ergänzt Reinhold Bühler, der die Fußballjugend Ende der Neunzigerjahre leitete. Für viele Kinder sei es das erste Mal, dass sie alleine rauskommen und das sei schon immer etwas Besonderes.
Auch wenn der Aufwand für den Spaichinger Sportverein gefühlt immer größer wird und die Ansprüche an das Turnier steigen: Das Organisationsteam will sich nicht beklagen. „Das ist die Faszination Fußball“, sagt Nierlich.