Rietheim-Weilheim jetzt ohne Hausarzt
Hartmut Arleth zieht zum letzten Mal die Tür seiner Praxis zu – Kein Nachfolger in Sicht
RIETHEIM-WEILHEIM - Was er lange im Vorfeld angekündigt hat, ist seit Freitag Realität in der Doppelgemeinde Rietheim-Weilheim. Der Allgemeinmediziner und Hausarzt Hartmut Arleth hat seine Praxis endgültig geschlossen.
31 Jahre lang war der mittlerweile 66-jährige Hartmut Arleth für die Gemeinde mit seiner Praxis ein fester Anker als Hausarzt. Er hatte für seine Patienten immer ein offenes Ohr und war ein Hausarzt im klassischen Sinne. Nun verabschiedet er sich in den wohlverdienten Ruhestand. „Wir haben auf den Tag genau 31 Jahre lang geöffnet gehabt“, sagte seine Frau Sybille Arleth unserer Zeitung. Neue Stelle für Sprechstundenhilfe Bis zum 1. April arbeitete auch Anja Oberhofer unter anderem als Sprechstundenhilfe in der Praxis mit. „Für sie haben wir glücklicherweise eine andere Stelle gefunden und konnten sie vermitteln“, sagte Sybille Arleth. Die vergangenen drei Monate assistierte Sybille Arleth ihrem Mann alleine weiter. „Ich bin nur ersatzweise eingesprungen bis zur Praxisschließung“, fügte sie hinzu.
Am Freitag und auch die Tage zuvor herrschte Hochbetrieb in der Praxis. Viele holten letzte Rezepte und Unterlagen ab. Es gab aber auch mehrere Patienten, die nicht mit einem gesundheitlichen Problem die Praxis aufsuchten, sondern vielmehr mit einem Geschenk. Sie sagten Dankeschön für eine lange Zeit, in der Arleth viele Patienten und Angehörige kennenlernte, mit ihnen menschlich und vertraulich eng verbunden war und sie auf einem gesundheitlichen Leidensweg teils über Jahre begleitete.
Was folgt, ist eine große Umstellung für die Patienten. Gerade für die älteren Einwohner von RietheimWeilheim war Arleth als Hausarzt ein Wegbegleiter und eine Anlaufstelle, die viele Senioren mehrmals im Quartal aufsuchen mussten. Die Tür stand für seine Patienten meistens offen – das ist ab sofort und passend zum Quartalsende Ende Juni nun Geschichte. Die Tür bleibt geschlossen.
Laut der Gemeindeverwaltung und Rietheim-Weilheims Bürgermeister Jochen Arno ist es aufgrund der aktuellen Situation schwierig, einen neuen Allgemeinmediziner für die Doppelgemeinde zu finden. Das intensive Bemühen der Gemeinde erstreckt sich schon über mehrere Monate – bisher ohne Erfolg. Weitere Praxen-Schließungen in der Region sind zu erwarten „Meine Patienten haben mich häufig in den vergangenen Monaten gefragt, zu welchem Arzt sie künftig gehen sollen. Ich habe ihnen geraten, sich einen Arzt zu suchen, der noch jünger ist, sonst müssen sie sich auch noch ein zweites Mal nach einem neuen Hausarzt umsehen“, sagte Hartmut Arleth unserer Zeitung.
Mehrere Allgemeinmediziner mit Praxis in den umliegenden Gemeinden und in der Region seien ebenso schon älter und würden mit großer Wahrscheinlichkeit ihre Praxis in den kommenden Jahren ebenfalls schließen.
Hartmut Arleth bleibt der Doppelgemeinde weiterhin verbunden. Die Praxis ist schließlich in seinem Wohnhaus. Was mit den Räumlichkeiten seiner Praxis passiert, lässt der Allgemeinmediziner offen. Es sei nicht auszuschließen, dass beispielsweise ein Physiotherapeut oder ähnliche Berufsbilder Interesse an den Räumen zeigen. Er selbst will weiterhin „gelegentlich“im Bereitschaftsdienst tätig bleiben. Und: „Ich besuche auch weiterhin ärztliche Fortbildungen und schalte meinen Kopf, nur weil ich im Ruhestand bin, nicht ab“, sagte er abschließend mit einem Augenzwinkern an seinem letzten Arbeitstag.