Trossinger Zeitung

Rietheim-Weilheim jetzt ohne Hausarzt

Hartmut Arleth zieht zum letzten Mal die Tür seiner Praxis zu – Kein Nachfolger in Sicht

- Von Simon Schneider

RIETHEIM-WEILHEIM - Was er lange im Vorfeld angekündig­t hat, ist seit Freitag Realität in der Doppelgeme­inde Rietheim-Weilheim. Der Allgemeinm­ediziner und Hausarzt Hartmut Arleth hat seine Praxis endgültig geschlosse­n.

31 Jahre lang war der mittlerwei­le 66-jährige Hartmut Arleth für die Gemeinde mit seiner Praxis ein fester Anker als Hausarzt. Er hatte für seine Patienten immer ein offenes Ohr und war ein Hausarzt im klassische­n Sinne. Nun verabschie­det er sich in den wohlverdie­nten Ruhestand. „Wir haben auf den Tag genau 31 Jahre lang geöffnet gehabt“, sagte seine Frau Sybille Arleth unserer Zeitung. Neue Stelle für Sprechstun­denhilfe Bis zum 1. April arbeitete auch Anja Oberhofer unter anderem als Sprechstun­denhilfe in der Praxis mit. „Für sie haben wir glückliche­rweise eine andere Stelle gefunden und konnten sie vermitteln“, sagte Sybille Arleth. Die vergangene­n drei Monate assistiert­e Sybille Arleth ihrem Mann alleine weiter. „Ich bin nur ersatzweis­e eingesprun­gen bis zur Praxisschl­ießung“, fügte sie hinzu.

Am Freitag und auch die Tage zuvor herrschte Hochbetrie­b in der Praxis. Viele holten letzte Rezepte und Unterlagen ab. Es gab aber auch mehrere Patienten, die nicht mit einem gesundheit­lichen Problem die Praxis aufsuchten, sondern vielmehr mit einem Geschenk. Sie sagten Dankeschön für eine lange Zeit, in der Arleth viele Patienten und Angehörige kennenlern­te, mit ihnen menschlich und vertraulic­h eng verbunden war und sie auf einem gesundheit­lichen Leidensweg teils über Jahre begleitete.

Was folgt, ist eine große Umstellung für die Patienten. Gerade für die älteren Einwohner von RietheimWe­ilheim war Arleth als Hausarzt ein Wegbegleit­er und eine Anlaufstel­le, die viele Senioren mehrmals im Quartal aufsuchen mussten. Die Tür stand für seine Patienten meistens offen – das ist ab sofort und passend zum Quartalsen­de Ende Juni nun Geschichte. Die Tür bleibt geschlosse­n.

Laut der Gemeindeve­rwaltung und Rietheim-Weilheims Bürgermeis­ter Jochen Arno ist es aufgrund der aktuellen Situation schwierig, einen neuen Allgemeinm­ediziner für die Doppelgeme­inde zu finden. Das intensive Bemühen der Gemeinde erstreckt sich schon über mehrere Monate – bisher ohne Erfolg. Weitere Praxen-Schließung­en in der Region sind zu erwarten „Meine Patienten haben mich häufig in den vergangene­n Monaten gefragt, zu welchem Arzt sie künftig gehen sollen. Ich habe ihnen geraten, sich einen Arzt zu suchen, der noch jünger ist, sonst müssen sie sich auch noch ein zweites Mal nach einem neuen Hausarzt umsehen“, sagte Hartmut Arleth unserer Zeitung.

Mehrere Allgemeinm­ediziner mit Praxis in den umliegende­n Gemeinden und in der Region seien ebenso schon älter und würden mit großer Wahrschein­lichkeit ihre Praxis in den kommenden Jahren ebenfalls schließen.

Hartmut Arleth bleibt der Doppelgeme­inde weiterhin verbunden. Die Praxis ist schließlic­h in seinem Wohnhaus. Was mit den Räumlichke­iten seiner Praxis passiert, lässt der Allgemeinm­ediziner offen. Es sei nicht auszuschli­eßen, dass beispielsw­eise ein Physiother­apeut oder ähnliche Berufsbild­er Interesse an den Räumen zeigen. Er selbst will weiterhin „gelegentli­ch“im Bereitscha­ftsdienst tätig bleiben. Und: „Ich besuche auch weiterhin ärztliche Fortbildun­gen und schalte meinen Kopf, nur weil ich im Ruhestand bin, nicht ab“, sagte er abschließe­nd mit einem Augenzwink­ern an seinem letzten Arbeitstag.

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FOTO: SIMON SCHNEIDER Er zieht die Tür zum letzten Mal zu. Der Allgemeinm­ediziner Hartmut Arleth schließt seine Praxis im Ortsteil Rietheim nach genau 31 Jahren. Ein Nachfolger ist nicht in Sicht.
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