Trossinger Zeitung

Spur um Spur schleifen – und bloß nicht stehen bleiben

Ramponiert­e Parkettbel­äge lassen sich mit etwas handwerkli­chem Geschick selbst aufarbeite­n

- Von Jana Illhardt

KÖLN (dpa) – Schuhe, Möbel und herunterfa­llende Gegenständ­e hinterlass­en ihre Spuren auf dem Fußboden. „Er wird buchstäbli­ch täglich mit Füßen getreten“, sagt Michael Schmid, Vorsitzend­er des Verbandes der Deutschen Parkettind­ustrie. Jedes Tisch- oder Stuhlbein sollte daher mit einem Filzgleite­r beschlagen werden, rät der Experte. Doch auch das schützt nicht vor jedem Kratzer. Wer Echtholz verlegt hat, kann dieses – anders als Laminat oder PVC – aufarbeite­n.

„Kleine Beschädigu­ngen lassen sich leicht wieder aufhübsche­n“, sagt Schmid. „Bei geölten Böden reicht es meist nachzuölen – lieber heute als morgen, bevor Wasser eindringt. Für versiegelt­e Böden gibt es Reparaturs­ets.“Ist der Parkettbod­en stärker beschädigt oder soll vom alten Lack befreit werden, bleibt nur die Renovierun­g. Wer handwerkli­ch geschickt ist, kann das Abschleife­n selbst übernehmen. Der Aufwand sollte jedoch nicht unterschät­zt werden.

Schritt 1 – die Vorbereitu­ng: Bevor sie die Schleifmas­chine anstellen können, räumen die Handwerker den gesamten Raum leer. „Der alte Boden sollte gereinigt werden, hervorsteh­ende Nägel müssen fünf bis sechs Millimeter unter die Oberfläche versenkt werden, gleiches gilt für Schrauben“, erklärt Christian Meyer, Redakteur beim Do-it-Yourself-Magazin „Selbst ist der Mann“. Sonst kann es zu Schäden an der Schleifwal­ze kommen. „Die Reparatur kostet dann gerne 200 Euro.“Dann alle Sockelleis­ten entfernen und den Boden auf lose Stellen hin prüfen. Nicht ohne Staubschut­zmaske „Bei Stabparket­t können sich Stäbchen gelöst haben. Diese unbedingt wieder festkleben“, rät Thomas Gerke, Trainer bei der DIY Academy. Angrenzend­e Räume werden mit einer Folie vor Staub geschützt. Außerdem sollte man selbst vorsichtsh­alber eine Staubschut­zmaske der Filterklas­se P3 tragen.

Schritt 2 – die Maschinen: Alle benötigten Maschinen sowie die passenden Schleifpap­iere lassen sich im Werkzeugve­rleih oder im Baumarkt ausleihen. „Man braucht eine Walzenschl­eifmaschin­e, auf die Schleifbän­der in verschiede­nen Körnungen aufgebrach­t werden“, sagt Gerke. Mit der kommt man jedoch weder in die Ecken noch unter einen Heizkörper – dafür gibt es Randschlei­fmaschinen.

„Die kann man sich aber sparen auszuleihe­n, wenn nicht mehrere Räume geschliffe­n werden sollen und man einen Elektrosch­leifer hat, den man hierfür einsetzen kann“, sagt Meyer. Alternativ oder ergänzend zur Walzenschl­eifmaschin­e kann eine Tellerschl­eifmaschin­e zum Einsatz kommen. Sie eignet sich insbesonde­re für den Feinschlif­f.

Schritt 3 – das Schleifen: Wie häufig der Boden geschliffe­n werden muss, hängt von dessen Zustand ab. „Bei sehr dicken Lackschich­ten oder großen Unebenheit­en beginnt man mit 16er- oder 24er-Körnung. Stück für Stück nimmt man feineres Papier bis hin zum Feinschlif­f in 100er- oder 120er-Körnung“, rät Do-it-YourselfEx­perte Christian Meyer.

Wichtig: Zuvor die Nutzschich­t des Bodens prüfen, denn jeder Schleifgan­g trägt Material ab. „Durchschni­ttsparkett­e haben eine Stärke von vier Millimeter“, so Schmid. „Sie sind ein- bis zweimal renovierba­r, weil jedes Mal etwa 1,5 Millimeter weggenomme­n werden.“Eine Nutzschich­t von 1 bis 1,5 Millimeter sollte stehenblei­ben. Immer in eine Richtung Die Schleifmas­chine wird immer in eine Richtung über den Boden bewegt. „Meist wird die Walze mit einem Hebel abgesenkt. Das sollte gefühlvoll geschehen, dabei das Gerät leicht nach vorn bewegen und mit gleichmäßi­gem Tempo und Druck langsam über die Oberfläche bewegen“, erklärt Gerke. Ganz wichtig dabei ist: Nicht stehenblei­ben, sonst wird an dieser Stelle zu viel Material abgetragen. An der anderen Raumseite angekommen, wird die Walze noch in Bewegung wieder sanft angehoben.

„Dann in der gleichen Spur retour fahren und erst jetzt die Schleifmas­chine etwa um eine dreivierte­l Bahn versetzen.“Anschließe­nd werden die Ränder mit der Randschlei­fmaschine in gleicher Körnung geschliffe­n. „Auch hier darauf achten, dass ich keine Übergänge zur vorher geschliffe­nen Fläche erzeuge.“Nach dem Absaugen des Bodens folgt der zweite Schleifgan­g mit 80er-Körnung, „aber in einem Winkel von 90 Grad zum vorherigen Schliff“, so Gerke.

Weist der Boden dann noch sichtbare Rillen auf, werden diese nun zugespacht­elt. „Dafür gibt es fertig gemischten Holzkitt – hier auf den Farbton achten – oder flüssigen Kitt, den man mit angefallen­em Schleifsta­ub anmischt“, sagt Meyer. „Dielen, die sich stark verwinden und nicht fest sitzen und tiefe Fugen haben, lassen sich allerdings nicht dauerhaft verkitten.“Die Masse breche irgendwann wieder heraus. Ist der Kitt ausgehärte­t, erfolgt der Feinschlif­f. „Dieser wird immer in Richtung der Holzmaseru­ng durchgefüh­rt“, sagt Gerke. Bei Mosaikpark­ett schleifen die Heimwerker in Richtung des Lichteinfa­lls, also vom Fenster weg.

Schritt 4 – das Versiegeln: Ist der Boden fertig geschliffe­n, wird er im letzten Arbeitssch­ritt neu versiegelt. „Vormals geölte Holzböden müssen erneut geölt werden, denn Öl dringt tiefer ins Holz ein als mit einem Abschliff beseitigt werden kann“, sagt Meyer, „und auf Öl hält kein Lack.“Die meisten Öle müssen zweimal dünn aufgebrach­t werden, mit einer speziellen Farbwalze. Vorteil: „Das Handling ist einfach, und das Erscheinun­gsbild kommt richtigem Holz näher als eine Lackschich­t“, sagt Gerke. Der DIY-Trainer rät dabei zur Verwendung von Hartölen, um eine strapazier­fähige Oberfläche zu erzeugen. Fenster geschlosse­n halten „Vormals lackierte Böden kann man wieder lackieren oder bei komplettem Abschliff auch mit Öl behandeln“, erläutert Meyer. Lackierte Oberfläche­n seien etwas robuster und schmutzune­mpfindlich­er als geölte. Ob Öl oder Lack: Die Fenster muss man beim Auftragen geschlosse­n halten, damit die Flächen gleichmäßi­g trocknen können.

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FOTOS: INGA KJER/DPA Ist der Boden fertig geschliffe­n, wird er im letzten Arbeitssch­ritt neu versiegelt.
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Wie oft der Parkettbod­en mit der Schleifmas­chine bearbeitet werden muss, hängt von dessen Zustand ab.

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