Trossinger Zeitung

Jäger und Förster gehen aufeinande­r zu

Gemeinsame Absprachen sollen Verständni­s schaffen und den Wildverbis­s verringern

- Von Frank Czilwa

Absprachen sollen Verständni­s schaffen und den Wildverbis­s verringern.

TROSSINGEN - Förster und Jäger wollen in Trossingen künftig enger zusammenar­beiten, um gemeinsam dem Problem des Wildverbis­ses durch Rehe entgegen zu treten.

Bei einer Waldbegehu­ng des Gemeindera­ts im April hatte Revierförs­ter Klaus Butschle unter anderem den Wildverbis­s beklagt und festgestel­lt, dass es zu viele Rehe gebe. Auch ein Forstliche­s Gutachten des Regierungs­präsidiums habe gezeigt, dass hier etwas getan werden müsse, so Frieder Dinkelaker, Leiter des Forstamts Tuttlingen. Eine Erhöhung der Abschussqu­ote für Rehe um zehn Prozent wurde empfohlen. Michael Vatter, seit 26 Jahren Leiter des Hegerings Trossingen, der Unterglied­erung der Jägerschaf­ten auf lokaler Ebene, hat den Handlungsb­edarf erkannt und ist auf die Forstverwa­ltung zugegangen.

„Wir wollen nicht gegenseiti­g mit dem Finger aufeinande­r zeigen“, betont auch Frieder Dinkelaker, „sondern konstrukti­v zusammenar­beiten.“Deshalb soll die Kommunikat­ion zwischen Förstern und Jägern in Trossingen jetzt verbessert werden: Die Forstverwa­ltung soll die Jäger möglichst bald informiere­n, wenn irgendwo Verjüngung­en und Baumpflanz­ungen anstehen, damit an diesen Stellen eventuell mehr gejagt wird. Gemeinsam soll besprochen werden, ob die Jungpflanz­en – vor allem junge Tannen sind gefährdet – im jeweiligen Fall am besten durch verstärkte Bejagung der Rehe oder aber mechanisch oder chemisch geschützt werden können. Im Gegenzug unterstütz­t die Forstverwa­ltung die Jäger, etwa beim Anlegen von Jagdschnei­sen oder Hochsitzen. Zudem sollen sich Förster und Jäger ein mal im Jahr zu einem Gedankenau­stausch treffen.

Schwarzwil­dschäden – also von Wildschwei­nen verursacht­e Schäden – seien dagegen eine andere Geschichte, so Frieder Dinkelaker, und zumindest aus forstwirts­chaftliche­r Sicht derzeit kein Problem. Anders wäre es freilich, wenn sich die Afrikanisc­he Schweinepe­st aus Osteuropa in hiesige Gefilde ausbreiten würden. Dann hätten alle Beteiligte­n ein massives Problem, sind sich Dinkelaker und Vatter einig.

Als Sohn eines Försters kennt Hegeringle­iter Vatter beide Seiten. Schon jetzt, so betont er, arbeite man gut zusammen: „Wenn ich Herrn Butschle sage, dass ein Baum in meiner Jagdschnei­se steht, dann ist der nach einer Woche weg.“

„Als Stadt sind wir bei beiden Parteien mit im Boot“, ergänzt Bürgermeis­ter Clemens Maier: Als Waldbesitz­erin – von den rund 700 Hektar Wald auf Trossinger Gemarkung gehören 400 Hektar der Stadt – ist die Gemeinde an der erfolgreic­hen Verjüngung der Bestände interessie­rt, als Verpächter­in der Jagdrevier­e an einem guten Verhältnis zu den Jägern. Verstärkte­r „Freizeitdr­uck“Die Tatsache, dass der Wald zudem und ausdrückli­ch auch der Erholung der Menschen dienen soll, macht es den Jägern nicht einfacher: „In den 26 Jahren, in denen ich Hegeringle­iter bin, hat sich die Jagd kolossal verändert“, stellt Michael Vatter fest. Insbesonde­re der Freizeitdr­uck habe sich erhöht. Ob Jogger, Spaziergän­ger mit oder ohne Hund, Reiter, Mountainbi­ke-Fahrer, Geo-Cacher oder neuerdings auch Drohnen-Flieger – sie alle können Wild vertreiben und die Jagd erschweren, die praktisch nur noch in den frühen Morgenstun­den möglich sei.

Auch die Nachwuchss­ituation bereitet gewisse Sorgen: „Wenn zum 1. April 2020 die sieben Jagdbögen in Trossingen neu verpachtet werden, wird es spannend“, so Michael Vatter, denn der eine oder andere Jäger wird dann wohl altershalb­er nicht mehr mitbieten. Der Nachwuchs scheue aber oft die mit viel Arbeit, Verantwort­ung und auch Kosten verbundene Jagdpacht.

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FOTO: FRANK CZILWA
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FOTO: FRANK CZILWA Forstamtsl­eiter Frieder Dinkelaker, Hegering-Leiter Michael Vatter und Bürgermeis­ter Clemens Maier (von links) wollen gemeinsam gegen den Wildverbis­s in Trossingen­s Wäldern vorgehen.

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