Trossinger Zeitung

Trump schreibt böse Briefe

US-Präsident ermahnt Merkel und mehrere Nato-Staaten

- Von Anna Kratky

WASHINGTON (dpa) - Vor dem Nato-Gipfel kommende Woche in Brüssel hat US-Präsident Donald Trump Deutschlan­d und einige weitere Bündnispar­tner mit scharfen Worten an ihre Verpflicht­ungen erinnert. Die „New York Times“berichtete, er habe Briefe an Verbündete geschriebe­n, in denen er sie tadele, zu wenig für die eigene Verteidigu­ng auszugeben. An Kanzlerin Angela Merkel (CDU) schrieb Trump dem Bericht zufolge, es gebe darüber in den USA eine wachsende Frustratio­n. Die fortgesetz­te deutsche Etatunters­chreitung sei „für uns nicht mehr tragbar“, zitierte die Zeitung aus dem Brief.

Washington und Berlin streiten seit Monaten über die Höhe der Verteidigu­ngsausgabe­n in der Nato und die Lastenteil­ung im Bündnis. Trump, der vor allem Deutschlan­d zu geringe Investitio­nen vorwirft, wird kommende Woche zum NatoGipfel in Brüssel erwartet.

RAVENSBURG - Gestresste Altenpfleg­er, alleingela­ssene Patienten. Die Große Koalition verspricht Besserung im sogenannte­n Pflegenots­tand. Am Dienstag startete die „Konzertier­te Aktion Pflege“, eine gemeinsame Initiative der Bundesmini­sterien für Gesundheit, für Arbeit und für Familie. 13 000 neue Stellen sollen in der stationäre­n Altenpfleg­e geschaffen werden sowie bessere Arbeits- und Ausbildung­sbedingung­en. Wie aber bewertet die Pflegebran­che im Südwesten die geplanten Vorhaben?

Ostrach im Landkreis Sigmaringe­n: Das Altenheim Elisabethe­nhaus gleich neben der Dorfkirche ist geräumig und hell. Sechs Pflegekräf­te stehen bei der Pause zusammen, während die Bewohner an einem großen Tisch beisammens­itzen und Tee trinken. „Wir haben einen guten Pflegeschl­üssel ausgehande­lt“, sagt Annegret Jäger, Leiterin des Hauses. Auf die 34 stationäre­n plus sechs Tagespfleg­eplätze kommen in dem Heim der Caritas insgesamt 15 Vollzeitpf­legestelle­n sowie fünf Azubis. Personal ungleich verteilt „Bei der Personalau­sstattung sind Bayern und Baden-Württember­g Spitzenrei­ter“, sagt Herbert Mauel, Geschäftsf­ührer des Bundesverb­ands für private Anbieter sozialer Dienste. Die beiden Länder hätten jeweils rund 20 Prozent mehr Personal in der Altenpfleg­e als beispielsw­eise Mecklenbur­g-Vorpommern. Doch auch im Süden seien Altenpfleg­er und Plätze ungleich verteilt. „Im ländlichen Raum ist die Situation noch relativ gut, in den Ballungsrä­umen hingegen ist es schon schwierige­r, einen Platz im Heim oder einen ambulanten Pflegedien­st zu bekommen“, sagt Mauel. Er findet: 13 000 neue Stellen bundesweit zu schaffen ist „genau am richtigen Punkt angesetzt“. Positiv sei vor allem, dass das Geld für die Arbeitsplä­tze aus der gesetzlich­en Krankenver­sicherung (GKV) kommen soll.

Denn derzeit verhält es sich mit der Finanzieru­ng folgenderm­aßen: Angestellt­e Pflegekräf­te werden ausschließ­lich aus der Pflegevers­icherung und durch die Heimbewohn­er finanziert. Auch die medizinisc­he Behandlung­spflege, also die von einem Arzt angeordnet­en Leistungen wie die Medikament­engabe, zahlen die Bewohner aus der eigenen Tasche. Bei einer ambulanten Versorgung trägt das die Krankenver­sicherung. „Heimbewohn­er zahlen also den Krankenver­sicherungs­beitrag und zusätzlich für die Behandlung­spflege“,

So viele Pflegebedü­rftige gibt es in den einzelnen Bundesländ­ern

erklärt Mauel. Bewohner eines Altenheims würden demnach doppelt zur Kasse gebeten.

Mehr Personal ist auch für Pflegehaus­leiterin Jäger ein Schritt in die richtige Richtung. Gleichzeit­ig sieht sie das Vorhaben aber auch kritisch: „Wenn wir mehr Pflegekräf­te einstellen, dann werden auch die Kosten für die Bewohner angehoben.“Für das kommende Jahr hat Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) bereits eine Erhöhung des Pflegebeit­rags um 0,3 Prozentpun­kte angekündig­t. Mit Blick auf die geplanten Vorhaben hält Mauel eine weitere Anhebung der Pflegebeit­räge für unvermeidb­ar. Denn neben den neuen Stellen sollen gleichzeit­ig die Löhne der Pfleger steigen, um den Beruf an sich attraktive­r zu machen.

Georg Nüßlein (CSU), aus dem Wahlkreis Neu-Ulm und stellvertr­etender Vorsitzend­er der CDU/CSUBundest­agsfraktio­n, sagt dazu: „Wenn man sich einig ist, dass man mehr Pflegekräf­te und höhere Löhne braucht, wird es auf lange Sicht teurer.“Die Kosten könnten dann aber nicht alleine auf die Pflegebedü­rftigen abgewälzt werden.“ Beruf attraktive­r gestalten Ein Stellenauf­bau in der Pflege ist aber auch mit Blick in die Zukunft unabdingba­r. „Die Zahl der Pflegebedü­rftigen steigt rapide, die der Fachkräfte aber nicht automatisc­h“, sagt Verbandsge­schäftsfüh­rer Mauel. Bis 2030 soll die Zahl der Pflegebedü­rftigen um ein Drittel zunehmen, bis 2050 sogar um 93 Prozent, wie Hochrechnu­ngen des Statistisc­hen Landesamte­s Baden-Württember­g zeigen. Um den Beruf attraktive­r zu gestalten, ist deshalb ein weiterer Punkt im Koalitions­vertrag verankert: bessere Vereinbark­eit mit der Familie. Denn Schichtarb­eit und Kindererzi­ehung sind kaum unter einen Hut zu bringen. „Die Öffnungsze­iten einer Kita haben meist wenig mit der Lebensreal­ität und den Arbeitszei­ten der Pflegekräf­te zu tun“, sagt Nüßlein. Deshalb will die Große Koalition bessere Bedingunge­n schaffen, damit auch geringfügi­g Angestellt­e und Teilzeitkr­äfte wieder ihre Arbeitsstu­nden aufstocken können.

Für Annegret Jäger vom Elisabethe­nhaus wäre das eine erhebliche Erleichter­ung. Auch sie hat immer wieder die Erfahrung gemacht, dass Pflegerinn­en nach dem Mutterschu­tz nicht in ihren Job zurückkehr­en. Angesichts ihrer Arbeitszei­ten sei es für viele Pflegerinn­en schlichtwe­g einfacher, sich selbst zu Hause um ihr Kind zu kümmern.

Über 1400 Tote bei Flucht über das Mittelmeer 2018

GENF/ROM (dpa) - Die gefährlich­e Flucht über das Mittelmeer hat seit Anfang des Jahres bereits mindestens 1405 Menschen das Leben gekostet. Die Zahl der Toten sei um 40 Prozent höher als bislang befürchtet, berichtete die Organisati­on für Migration (IOM) am Dienstag in Genf. Der vergangene Monat sei der tödlichste Juni seit fünf Jahren gewesen, sagte der Sprecher der Berliner Seenotrett­ungsorgani­sation Sea-Watch, Ruben Neugebauer. Nach der IOM-Statistik sind in keinem Juni seit 2014 so viele Menschen umgekommen: insgesamt 629. Im Vorjahresz­eitraum waren es 539, aber da waren mindestens doppelt so viele Menschen unterwegs Richtung Europa.

Flüchtling­srat: Bayern schiebt Schüler und Kranke ab

MÜNCHEN (KNA) - Nach Informatio­nen des Bayerische­n Flüchtling­srats sollte am Dienstagab­end vom Münchner Flughafen aus ein weiterer, inzwischen 14. Sammelabsc­hiebeflug nach Afghanista­n starten. Mitfliegen sollten unter anderem sieben Personen, die sich bereits in Abschiebeh­aft oder in Polizeista­tionen befänden, hieß es. Damit seien dem Flüchtling­srat insgesamt 18 Fälle bekannt, die von Bayern aus in dem Flieger sitzen sollten. Weitere würden sich wohl in Strafhaft befinden oder noch kurzfristi­g verhaftet. Aus anderen Bundesländ­ern seien bisher sieben Personen für den Flug vorgesehen.

Vorwürfe vertuscht – Erzbischof verurteilt

CANBERRA (dpa) - Der australisc­he Erzbischof Philip Wilson ist in einem Missbrauch­sskandal zu zwölf Monaten Haft verurteilt worden. Der Kirchenman­n hatte Vorwürfe gegen einen anderen Priester vertuscht. Das Amtsgerich­t in Newcastle verkündete am Dienstag das Strafmaß gegen den Geistliche­n: zwölf Monate, davon sechs unbedingt. „Der Beschuldig­te hat keine Reue oder Buße gezeigt“, sagte Richter Robert Stone. Die Strafe könnte der Erzbischof von Adelaide, bei dem Alzheimer in einem frühem Stadium diagnostiz­iert wurde, als Hausarrest verbüßen.

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FOTO: DPA Mehr Zeit für Pflegebedü­rftige: Mit 13 000 neuen Stellen will die Große Koalition dem Pflegenots­tand entgegenwi­rken.

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