Trossinger Zeitung

Babyboom macht Fußball zur Nebensache

Mehrere WM-Spieler sind während des Turniers Vater geworden oder warten noch auf den Nachwuchs

- FOTO: TWITTER.COM/WORLDCUP

ST. PETERSBURG (SID) - Englands Fabian Delph schwänzte das Achtelfina­le, auch der Schweizer Breel Embolo jettete zuvor Richtung Heimat – und für Kult-Einwerfer Jonas Knudsen charterten die dänischen Spieler sogar extra einen Privatflie­ger: Gleich mehrere WM-Stars sind während des Turniers in Russland Vater geworden und eilten zu ihrer Familie. Nur Schwedens Kapitän Andreas Granqvist machten Terminschw­ierigkeite­n zu schaffen.

Granqvist stand beim Achtelfina­le der Schweden gegen die Schweiz auf dem Platz und das, obwohl die Geburt seines zweiten Kindes unmittelba­r bevorsteht und der Stichtag sogar auf dem Dienstag, dem Tag des Achtelfina­ls der Schweden gegen die Schweiz, lag. Von seiner Gattin bekam Granqvist jedoch die klare Ansage, die Partie auf keinen Fall sausen zu lassen. „Es sind diese WMMomente, von denen er schon als kleiner Junge geträumt hat“, hatte Sofie Granqvist der Schweizer Zeitung „Blick“vor dem Spiel gesagt.

Ganz anders ging Englands Fabian Delph die Sache an. Bei ihm kündigte sich das dritte Kind an, weswegen er nach der 0:1-Niederlage in der Gruppenpha­se gegen Belgien direkt von Kaliningra­d nach England gereist war. Weil der Nachwuchs aber auf sich warten lässt, verpasste Delph das Achtelfina­le gegen Kolumbien. Etwas mehr Rücksicht mit dem Vater hatte der Zuwachs von Dänemarks Knudsen, der bei der WM durch seine weiten Einwürfe von sich reden gemacht hatte. Seine Tochter war bereits am 12. Juni, also zwei Tage vor WM-Beginn, zur Welt gekommen. Eigentlich glaubte er aber, sie erst nach Turnierend­e sehen zu können. Prompt sammelten seine Mitspieler im Mannschaft­squartier Geld für einen Privatjet, der Knudsen wenigstens für zwei Tage zu seiner kleinen Familie trug.

Eine absolute Punktlandu­ng hatte vorher schon Embolo von Schalke 04 hingelegt. Nach dem letzten Gruppenspi­el gegen Costa Rica hastete der 21-Jährige zurück in die Schweiz und begrüßte am nächsten Tag gemeinsam mit seiner Freundin Naomi Töchterche­n Naliya auf der Welt. Aufräumen zur Frustbewäl­tigung? Die japanische Nationalma­nnschaft hat nach ihrem WM-Aus am Montagaben­d gegen Belgien ihre Kabine blitzblank geputzt. Normalerwe­ise sehen Umkleideka­binen von Profifußba­llern nach Spielen desolat aus: Überall liegen Essensrest­e, Plastikfla­schen, Tapestreif­en und anderer Müll herum. Nicht so bei der japanische­n Nationalma­nnschaft, die sogar ihren Müll selbst entsorgte. Mit der Putzaktion eiferte das Team seinen Fans nach, die nach jedem WM-Spiel die Tribünen aufräumten. Und die Japaner zeigten sich nicht nur reinlich, sondern auch höflich: Das Team hinterließ in ihrer Kabine im Stadion in Rostow am Don ein Schild, auf dem auf Russisch „Danke“stand.

Der beherzte Griff von Vinnie Jones in die englischen Kronjuwele­n von Paul Gascoigne, der durchgezog­ene Flug von Toni Schumacher gegen Patrick Battiston, der aufgeschli­tzte Oberschenk­el von Ewald Lienen oder generell eingesprun­gene Grätschen aus mehreren Metern Entfernung – gerne auch von hinten: Die Szenen aus der Erinnerung scheinen überhart und lassen den Eindruck zu, früher war vieles unfair. Richtig? Falsch! Natürlich waren grenzwerti­ge Aktionen (aus heutiger Sicht) alltäglich, doch war der Fußball generell – was gern vergessen wird – körperlich­er, auf Technik setzten meist nur einzelne

Härte ist nicht gleichzuse­tzen mit unfair.

Von Felix Alex

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FOTO: INSTAGRAM.COM/BREELEMBOL­O97 Trotz der WM war Embolo bei der Geburt seiner Tochter Naliya dabei.
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