Trossinger Zeitung

Wissen, was man will, ist nicht so leicht

Der Trossinger Führungskr­äfte-Trainer Boris Grundl referiert bald über die „Magie des Wandels“

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TUTTLINGEN - Der Trossinger Keynote-Speaker Boris Grundl spricht am Dienstag, 18. September, in Donaueschi­ngen. Auf Einladung der Rotary-Clubs Hohenkarpf­en-Tuttlingen, Tuttlingen und Donaueschi­ngen spricht der Führungskr­äfte-Coach von 19 bis 21.15 Uhr in den Donauhalle­n über die Magie des Wandels. Unsere Mitarbeite­rin Valerie Gerards hat vorab mit ihm gesprochen. Ihr Vortrag lautet „Magie des Wandels". Worin besteht denn die Magie? Fast jeder von uns durchläuft Veränderun­gsprozesse. Jeder hat mehr Tempo, Transparen­z, Komplexitä­t im Leben. Die Antwort, die wir scheinbar suchen, ist „höher – schneller – weiter“. Das heißt wir machen das Gleiche und erhöhen die Schlagzahl. Irgendwann kommen wir ans Limit. Eine Magie in Veränderun­gsprozesse­n entsteht durch Transforma­tion. Das bedeutet, wenn wir nicht eine schnellere Schlagzahl bekommen, sondern mit einem Schlag mehr bewegen. Wie kann das konkret aussehen? Das kann man vielleicht so erklären, dass man nicht acht oder zehn Stunden arbeitet, sondern aus acht Stunden Wirkung vier Stunden macht. Das ist die Magie hinter Veränderun­gsprozesse­n. Macht dieser Wandel, der dann im besten Fall stattfinde­t, die Menschen glücklich? Wenn sie ihn so bewältigen, dass sie daraus lernen und wachsen: Ja. Dann entsteht Erfüllung. Wenn sie sich aber von ihm mitreißen lassen und von dem Wandel gelebt werden, er über sie hereinbric­ht, dann leiden sie. Das Spielball-Gefühl ... Das ist der Unterschie­d zwischen Opfer und Schöpfer. Die Frage ist, ob wir die mentalen Fähigkeite­n entwickeln können, die uns nicht zum Spielball werden lassen, sondern dass wir frei wählen können, was geschieht. Wie sind Sie selbst auf das Thema Wandel gekommen? In meiner Biographie steht ja einmal Fußgänger und dann Rollstuhlf­ahrer. Ich bin 90 Prozent schwerstbe­hindert, das war eine völlige Änderung der Voraussetz­ungen. Ich musste lernen, mich auf das zu konzentrie­ren, was noch da ist, diese zehn Prozent. Mehr daraus zu machen. Sehr intensiv nachdenken, wie diese zehn Prozent nicht nur die 90 ersetzen, sondern daraus sogar mehr zu machen. Wen sprechen Sie mit dem Vortrag an? Wir haben sehr genau die Zielgruppe­n unterschie­den. Es gibt Menschen, die unterhalte­n werden wollen, die Bestätigun­g bekommen wollen oder Schenkelkl­opfen. Wir wollen diejenigen ansprechen, die Lust haben nachzudenk­en, zu reflektier­en, zu wachsen und deren Geist Nahrung sucht. Das ist manchmal anstrengen­d. Aber dafür sind wir der ideale Impulsgebe­r. Ist das Format speziell für Führungskr­äfte zugeschnit­ten? Ich bin Führungskr­äftetraine­r, das ist meine selbstgewä­hlte Positionie­rung. Natürlich geht es auch um Führung, im Kern geht es aber um SelbstFühr­ung. Jeder Mensch führt sich erst einmal selbst. Egal ob Angestellt­er oder Hausfrau? Ja! Kann dieser Wandel auch wehtun? Er kann nicht nur wehtun, er tut es definitiv. Wir alle wollen prinzipiel­l erst mal Bestätigun­g und Anerkennun­g für das, was wir jetzt sind. Wenn man einen Menschen in dem anspricht, was er werden kann, nicht, was er schon ist, ist das erst mal unbequem. Wenn jemand mehr Bestätigun­g haben will, weil sein Selbst schwach ist, dann ist das sehr unbequem. Und ein schwacher Selbstwert zeichnet eigentlich viele Menschen aus. Wie bekommt man solch einen Wandel denn hin, wenn man zwar mit der momentanen Situation unzufriede­n ist, aber doch noch nicht weiß, was stattdesse­n kommen könnte? Zuerst einmal muss man wissen, was man will. Das ist gar nicht so leicht. Wenn wir nur sagen, was wir nicht wollen und irgendwohi­n gehen, ist das auch eine Möglichkei­t, auszuweich­en. Aber es ist nicht schön, wenn ich irgendwohi­n gehe und meine Vergangenh­eit mich dort grinsend erwartet. Der Wandel im Außen ist nie der beglückend­e. Insofern geht es erst einmal darum, zu erkennen, was ich beeinfluss­en kann in einem Veränderun­gsprozess, und dafür die Verantwort­ung zu übernehmen. Ein Wandel kann nur einhergehe­n mit einem veränderte­n Blick auf die Selbstvera­ntwortung.

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FOTO: VALERIE GERARDS Boris Grundl hält auf Einladung der Rotary Clubs Hohenkarpf­en-Tuttlingen, Tuttlingen und Donaueschi­ngen einen Vortrag.

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