Zäsur: Schulwerk e.V. soll Stiftung werden
Verantwortung für Millionen – Absicherung für die Zukunft – Steueränderung
SPAICHINGEN - Bei der nächsten ordentlichen Mitgliederversammlung werden die Mitglieder des katholischen Schulwerks über eine Zäsur in der dann 51-jährigen Geschichte des Vereins abstimmen: den Übergang der Trägerschaft für die Rupert-Mayer-Schule und den Kindergarten St. Michael vom gemeinnützigen Verein katholisches Schulwerk zur Stiftung Katholisches Schulwerk Spaichingen. Bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung am Donnerstag sind die Mitglieder darüber informiert worden.
Neben der Belegschaft des Kindergartens und einigen Lehrern sind nur wenige Eltern außerhalb des Vorstands gekommen. Ein Symptom dessen, was letztlich auch zur Überlegung geführt habe, die Rechtsform zu ändern. Denn bisher trägt der Vorstand des katholischen Schulwerks e.V. die Verantwortung für eine Bildungseinrichtung mit einem inzwischen auf über zehn Millionen angewachsenen Vermögen, vor allem durch die Gebäude und Liegenschaften. Und es werden jährlich fünf Millionen bewegt, um den Schul-, Kindergarten-Krippenbetrieb aufrecht zu erhalten. Immer weniger Bereitschaft für Vorstandsposten Die Grundüberlegung sei also gewesen: Was ist, wenn sich nicht mehr sieben Menschen finden, die bereit sind, die ganze Verantwortung zu tragen, die regelmäßigen und notwendigen Vorstandssitzungen zu machen? Vorsitzende Isabel Kipping sagte im Gespräch, dass ein ehrenamtlicher Vereinsvorstand an seine Grenzen komme bei den Summen, um die es gehe. Deshalb habe man sich auch entschlossen, zum 31. Juli 2017 einen Wirtschaftsprüfbericht anzufordern. Der übrigens keinerlei Auffälligkeiten ergeben habe.
Dass die dabei erfolgten Bewertungen von Gebäuden und Vermögen nun auch dem Vorhaben, die Trägerschaft in eine Stiftung zu überführen, nutzt, sei ein glücklicher Zufall, so der amtierende Kassierer Tobias Ledwig. Ledwig ist wie alle vor ihm in dieser Position beruflich für das Amt qualifiziert. Aber dass dies auch in Zukunft so sein werde ist ungewiss.
Das Tüpfelchen auf dem I des Gedankens an eine Stiftung ist eine Änderung des Umsatzsteuergesetzes, die jährlich mit sechsstelligen Summen zu Buche schlagen könnte. Denn: Die Mitarbeiter von Schule und Kindergarten sind bei der kirchlichen Stiftung katholische freie Schule Rottenburg angestellt, was sie absichert. Der Träger ist aber der Verein Schulwerk. Sie würden dann wie Leiharbeiter bewertet und entsprechend müsste Umsatzsteuer von 19 Prozent bezahlt werden. Das wäre bei einer Stiftung als Trägerin nicht so. Abkehr von der Elternschule hin zur Professionalisierung Eine Zäsur ist das Ganze, weil die Gründerväter der Rupert-MayerSchule und des Kindergartens diese Rechtsform bewusst gewählt haben, um „die vom katholischen Glauben und den Grundaussagen der katholischen Kirche getragene und geprägte Bildungs- und Erziehungsarbeit der Rupert-Mayer-Schule und des Kindergartens St. Michael ideell und materiell zu unterstützen und zu för- dern. Die Schule und der Kindergarten richten sich am Marchtaler Plan aus“, so sieht es die Satzung in ihrer Präambel vor.
Den Eltern sollte damit eine starke Möglichkeit der Einflussnahme auf Pädagogik und Ausrichtung gegeben werden. Das ist bei wichtigen Fragestellungen wie Kleinkindbetreuung, Ganztagsbetreuung, der Einrichtung der Realschule und vor allem auch an den großen investiven Entscheidungen für die Gebäude – wie die Turnhalle mit Mensa – zu spüren gewesen. Die Zeiten zeigten aber, so Rektorin Jutta Höss und Vorsitzende Isabel Kipping, dass die Eltern froh sind, wenn ihre Kinder gut aufgehoben sind, aber oft keinen großen Wunsch nach Partizipation hätten.
Diesen Einfluss, so der die Mitglieder informierende Wirtschaftsprüfer Felix Wannenwetsch, wolle die Stiftung durch die Posten vor al- lem im Aufsichtsrat der Stiftung erhalten. Aber: In allen kirchlichen Schulträgerstiftungen der Diözese sei ein Vorstand gleichzeitig hauptamtlich an der Schule tätig, meist der Rektor. Alle Katholischen Schulen seien aus Elternvereinen entstanden, die meisten inzwischen Stiftungen.
Eine Stiftung sei „auf die Ewigkeit ausgerichtet“, da das Stiftungskapital, in diesem Fall vor allem die Liegenschaften, nicht angetastet werden dürfe. Und sie unterliegen der kirchlichen Stiftungsaufsicht.
An den Beschäftigungsverhältnissen ändere sich nichts: Die Mitarbeiter/innen seinen nach wie vor bei der Stiftung freie katholische Schulen Rottenburg angestellt, so Wannenwetsch.
Der ideelle Part solle durch den gemeinnützigen Verein weiter bestehen bleiben, vielleicht durch eine Fusion mit dem bestehenden Förderverein.