Trossinger Zeitung

„Wir wollten gar nicht schlafen“

Eine Gruppe aus Tuttlingen reiste zur WM nach Russland und begegnete dort der Welt

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TUTTLINGEN - Die Fußballwel­tmeistersc­haft geht in die letzten Runden. Am Mittwoch entscheide­t sich, ob England oder Kroatien ins Finale einziehen wird. Sven Störk, Roxana Magierka, Arndt Störk und Benjamin Rogg aus Tuttlingen reisten nach Russland, um bei der WM dabei zu sein. Dabei erlebten sie euphorisch­e Fans, zuvorkomme­nde Russen und einen Bundeskanz­ler. Sebastian Heilemann hat mit zwei Russland-Reisenden der Gruppe gesprochen. Frau Magierka, Herr Störk, Sie sind zu der Weltmeiste­rschaft nach Russland gereist. Welche Eindrücke bringen Sie mit? Sven Störk: Die Menschen in Russland waren weltklasse. Jeder war total hilfsberei­t, und man musste sich nur ein bisschen suchend umschauen, dann wurde man schon von jemandem angesproch­en. Und die haben einem dann nicht nur den Weg erklärt, sondern teilweise sogar direkt mitgenomme­n. Roxana Magierka: Es war überall unglaublic­h sauber. Da gibt es keinen Kaugummi oder Zigaretten­stummel auf der Straße. Das ist mir extrem aufgefalle­n. Auch die Stadien in denen wir waren, sind weltklasse. Das Stadion in Sotschi liegt direkt am Meer. Aber in einem der größten Länder der Welt ist es ja klar, dass es da auch schöne Flecken gibt. In Moskau haben Sie sich das Spiel Deutschlan­d gegen Mexiko angesehen. Wie war die Stimmung? Störk: Die Mexikaner haben wirklich ein Feuerwerk abgebrannt. Im deutschen Block war es ruhiger. Dort gab es mehr reine Fußballtou­risten. Von dem Feuer der Mexikaner hat dort ein bisschen etwas gefehlt. Da hat man eben auch gemerkt, dass wir den Erfolg gewöhnt sind. Eine Mannschaft wie Mexiko, die weniger oft gewinnt, freut sich eben auch mehr. In Sotschi beim Spiel gegen die Schweden war die Stimmung bei den deutschen Fans dann deutlich besser. Magierka: Nach dem Spiel hat mir ein Mexikaner mit Tränen in den Augen seine Geschichte erzählt. Er sagte, dass er gemeinsam mit seinem Bruder vier Jahre lang gespart hat, um bei der Weltmeiste­rschaft in Russland dabei sein zu können. Doch die beiden konnten sich nur eine einzige Karte leisten. Vor dem Stadion haben sie dann ausgelost, wer zum Spiel gehen darf. Der andere musste draußen warten. Nach dem Spiel hat er dann ganz aufgelöst seinen Bruder gesucht. Die Mexikaner hatten eine unbeschrei­bliche Leidenscha­ft für den Fußball. Da war es schwierig, nicht mitzufeier­n. Für die Russen war es ja ein Heimspiel. Wie hat sich das auf deren Stimmung ausgewirkt? Störk: Bei den Siegen der russischen Mannschaft haben wir uns ins Partygesch­ehen gemischt und gezeigt, dass wir als Deutsche auch feiern können. Alle waren glücklich, haben sich umarmt. Zu Beginn der WM war das quasi das Sommermärc­hen der Russen. Den größten Autokorso haben wir in St. Petersburg nach dem Sieg der Russen gegen Ägypten erlebt. Die Menschen sind auf die Autos gesprungen und haben uns aufgeforde­rt, auch nach oben zu steigen. Das hätte bei uns so in Deutschlan­d nicht funktionie­rt. Mir ist auch aufgefalle­n, dass es ganz viele Russen gab, die für die deutsche Mannschaft waren. Damit haben wir gar nicht gerechnet. Und wir haben wirklich für die Russen mitgefiebe­rt. Roxana: In St. Petersburg wollten wir gar nicht schlafen, weil wir keine Minute verpassen wollten. Sie haben von Ihrer Reise auch noch ein etwas außergewöh­nliches Foto mitgebrach­t – mit Bundeskanz­ler a.D. Gerhard Schröder. Wie kam das denn zustande? Störk: Das war purer Zufall. Roxana musste auf die Toilette. Deshalb sind wir in ein Hotel gegangen. Und auf einmal sagt einer von uns: Hey, das ist doch Gerhard Schröder. Mit ein bisschen Zurückhalt­ung haben wir uns dann auf ihn gestürzt. Der war total nett und hat Witze mit uns gemacht. Er hat die ganze Zeit gegrinst. Der war wirklich sehr freundlich und angenehm.

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FOTO: PRIVAT Roxana Magierka und Sven Störk bei der WM in Russland.

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