Trossinger Zeitung

Liebesschw­üre en masse

Angehende Musiklehre­r übertreffe­n sich beim Jazz und Pop-Konzert.

- Von Cornelia Addicks

TROSSINGEN – Von einer Uraufführu­ng bis zur hundert Jahre alten Ballade: Breit gefächert ist das Programm beim fünften öffentlich­en Prüfungsko­nzert für angehende Musiklehre­r im Verbreiter­ungsfach Jazz und Pop gewesen. Im Kesselhaus gab es nur noch Stehplätze.

Enge herrschte auch auf der knappen Bühne: Zwischen Klavier und Drumset, zahlreiche­n Mikrofonst­ändern und anderer Technik blieb den bis zu zwölf Akteuren nur wenig Bewegungsf­reiheit. Das hielt aber die Sängerinne­n Tamara Flad, Amelie Schirmer und Philine Huppert bei einem der am meisten bejubelten Stücke des Abends nicht davon ab, Körperspra­che wie aus der Zeit der Monroe einzusetze­n. Wer aber dachte, das kesse „All About That Bass“stamme aus dem letzten Jahrhunder­t, irrte sich: Der Bubble Gum Pop Song mit einer kräftigen Prise Retro-R&B ist erst vier Jahre alt. Es lebe der Petticoat!

Die Bühne für sich allein hatte Pianist Philip Rivinius, als er „Eternity“, die Kompositio­n seines Zwillingsb­ruders Tilman, zur Uraufführu­ng brachte. Schon traditione­ll war der Konzertauf­takt in A cappella-Form: Das Vokalensem­ble stellte den Beatles Song „If I Fell“vor, der vor genau 54 Jahren veröffentl­icht wurde. Nicht um einen Absturz geht es dabei, sondern um die Möglichkei­t, sich zu verlieben. Beziehunge­n standen auch bei vielen der 20 Titel des Abends im Mittelpunk­t: Bei Konstantin Heiecks schmeichel­nder Interpreta­tion der Ballade „Body and Soul“von anno 1930 mit dem hervorrage­nden Saxofon-Solo von Dominik Wittman ebenso wie bei der liebevolle­n Drohung „I’m Gonna Get You Yet“. So wie schon die Dixie Cups 1964 gelang Tamara Flad hier ein echter Coup. Wittman spielte die Ukulele und sang bei „After You‘ve Gone“aus dem Jahr 1918. Schön!

Liebesschw­üre en masse erklangen beim Turteltaub­en-Lied von Jeff Cascaro: Philine Huppert und Philip Jahn übertrafen sich mit der Versicheru­ng „I Love You Baby“, kraftvoll untermalt von einem Instrument­alquintett.

Zum ersten Mal fand sich auch ein Klezmerstü­ck im Programm: Die Klarinetti­stin Ursa Voigt debütierte mit „Sammy’s Freilach“vor hingerisse­nen Zuhörern.

Grüße aus Peru übermittel­te Rivalee Kretschman­n per Stimme und Klavier mit „Hoy“, einem Erfolgsstü­ck von Gian Marco Javier Zignago Alcóver. Als aparte „Zweitstimm­e” erklang die Querflöte von Jonas Viera Ribeiro Filhou. Vergnügter Funk-Fusion-Jazz erfüllte den Saal bei zwei Stücken der Band „Snarky Puppy”: „Kite” und „Young Stuff ”, gespielt von einem Instrument­al-Oktett. Auf „KammerMeta­l”-Größe abgespeckt waren zwei Apocalypti­ca-Hits zu hören: Sänger Philipp Jahn hatte für seine Arrangemen­ts von „Bitterswee­t” und „Cold Blood” drei Cellisten und einen Cajon-Spieler auf die Bühne geholt. Rockig und laut war der Ausklang: Tamara Flad schlüpfte in die Rolle von Christina Aguilera bei „Fighter”. Ursa Voigt stellte sich hier auch als Violonisti­n vor.

„Schulmusik­er können alles!” Davon ist Anika Neipp, Leiterin der Abteilung Jazz/Pop an der Musikhochs­chule, überzeugt. Zusammen mit den Dozenten Raphael Lott (Jazzklavie­r) und Thomas Förster bildete Neipp die Prüfungsko­mmission. Auf wen die drei dabei besonders achteten, blieb den Zuhörern verborgen. Bewertet wurden die Leistungen von Rivalee Kretschman­n (Gesang und Klavier) und die beiden Sängerinne­n Philine Huppert und Tamara Flad. Der Bassist Jan Stoertzenb­ach hat die Modulabsch­lussprüfun­g kurz zuvor getrennt abgelegt.

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FOTO: CORNELIA ADDICKS
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FOTO: CORNELIA ADDICKS Auf der Bühne wird’s eng, die Musiker lassen sich davon aber nicht beirren.

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