FIFA strengt Klage gegen den Saudi-Sender an
ST. PETERSBURG (dpa) – Eigentlich wollte er im Luschniki-Stadion in Moskau noch einmal den WM-Pokal in die Höhe stemmen – doch Andrés Iniestas internationale Karriere endete anders als erhofft. „Alles hat einen Anfang und ein Ende. Manchmal sind nicht alle Abschiede so, wie man sie erwartet oder sich wünscht“, sagte der 34-Jährige nach dem verlorenen Achtelfinale mit Spanien gegen Russland, das sein letztes Länderspiel war. Wie Iniesta nahmen zahlreiche Fußballer in Russland Abschied von der WM-Bühne – etwa Javier Mascherano, Rafael Márquez oder Keisuke Honda. Bei anderen gescheiterten Weltstars wie Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo ist die Zukunft noch unklar.
Der 31 Jahre alte Messi schweigt seit dem WM-K.o. mit Argentinien im Achtelfinale. Ob der Offensivspieler in vier Jahren in Katar noch einmal auf die WM-Bühne zurückkehrt, ist fraglich. Auch Portugals Cristiano Ronaldo ließ seine Zukunft im Nationaltrikot offen. „Ich bin mir sicher, dass die Seleção auch in Zukunft zu den Besten der Welt gehören wird, mit großartigen Spielern und einer fantastischen, jungen Mannschaft“, sagte er lediglich. Und auch wie das Team des entthronten Weltmeisters Deutschland in Zukunft aussehen wird, ist offen – Rücktritte von Stammspielern gab es in Russland nicht.
Messis Teamkollegen Javier Mascherano und Lucas Biglia dagegen nutzten das Ausscheiden bei der WM, um einen Schlussstrich unter ihre Karriere im Nationaltrikot zu ziehen. „Es ist Zeit, auf Wiedersehen zu sagen“, sagte Mascherano nach dem letzten seiner 20 WM-Spiele unter Tränen. „Ich hoffe, dass diese Jungs in der Zukunft etwas erreichen können.“Mexikos Rafael Marquez nahm nach 21 Jahren und fünf Weltmeisterschaften ebenfalls Abschied. „Es ist nicht das Ende, das ich mir gewünscht habe, aber das war's“, so der 39-Jährige nach Mexikos 0:2-Niederlage im Achtelfinale gegen Brasilien.
Im argentinischen und mexikanischen Nationalteam dürfte genauso ein Umbruch bevorstehen, wie ihn die Japaner anstreben. Trotz des beachtlichen Achtelfinal-Einzugs der Samurai Blue verkündeten mehrere Spieler ihren Rücktritt, darunter Keisuke Honda, der Frankfurter Makoto Hasebe und Gotoku Sakai vom Hamburger SV. „Wir haben gute junge Spieler. Sie sind an der Reihe, die Geschichte des japanischen Fußballs zu schreiben“, sagte Honda, der zum ersten Japaner wurde, der bei drei Weltturnieren getroffen hat.
Bei Dänemark traten der Ex-Stuttgarter William Kvist und Michael Krohn-Dehli zurück, Mexikos Oribe Peralta beendete ebenso seine Karriere in der Nationalmannschaft. Auch die beiden Iraner Sardar Azmoun und Reza Ghoochannejhad traten nach dem Vorrunden-Aus aus der Auswahl ihres Landes zurück. Der letzte große Auftritt Spekulationen gab es auch um Mohamed Salah. Der 26-jährige Ägypter soll angeblich wegen politischer Instrumentalisierung über einen Abschied aus der Nationalmannschaft nachdenken – äußerte sich aber nicht.
Ganz anders Iniesta, der nach zwölf Jahren in der Furia Roja mit einem rührenden Abschiedsbrief auf Wiedersehen sagte. „Es war mein Lebenstraum, die Farben unseres Landes zu vertreten“, schrieb er. „Ich glaube, ich hatte das Glück, eine der besten Etappen des spanischen Fußballs miterleben zu dürfen.“Iniesta hatte im WM-Finale 2010 das Siegtor gegen die Niederlande erzielt und prägte von 2008 bis 2012 die erfolgreichste Ära der Spanier. Der letzte große Auftritt auf der WM-Bühne verlief nun aber ernüchternd. MOSKAU (dpa) - Ein politisch aufgeladener Wirtschaftskrimi um Fernsehpiraterie sorgt für Unruhe beim nächsten WM-Gastgeber Katar und betrifft auch Sportevents von der Bundesliga über die Formel 1 bis Wimbledon. Der Ausrichter der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 appelliert kurz vor Ende des Turniers in Russland an internationale TV-Anstalten und Verbände für eine konzertierte Aktion gegen den in SaudiArabien aktiven Fernsehsender BeoutQ. „Jede Verletzung der Rechte von TV-Sendern, für die diese viel Geld bezahlt haben, ist absolut nicht fair“, sagte Nassir al-Chatir, VizeChef des WM-Organisationskomitees. „Alle Sender, auch die nicht direkt betroffen sind, sollten Stellung beziehen. Alle Verbände sollten ebenfalls Farbe bekennen.“
Die FIFA erklärte wenig später, dass der Weltverband in Saudi-Arabien rechtliche Schritte wegen des „Piratenunternehmens“eingeleitet habe. Zudem forderte der Weltverband das Königsreich und weitere arabische Staaten auf, „uns in dem Kampf gegen Piraterie zu unterstützen“.
Die Auseinandersetzung ist eines der deutlichsten Zeichen, dass die Krise am Golf mit den Hauptakteuren Katar und Saudi-Arabien längst auch den Weltsport erreicht hat. Für zahlreiche Events, darunter die WM in Russland und 2022 in Katar sowie die Fußball-Bundesliga, hat der katarische Sender beIN Sports die Rechte für die arabische Welt. Dieser besitzt in Saudi-Arabien aber keine Sendelizenz mehr. Die Regierung in Riad wirft dem Sender vor, er habe unrechtmäßig ein Monopol auf die Übertragungsrechte erworben – und hindere Fans daran, ihren Lieblingssport frei im Fernsehen zu verfolgen.
Diese Lücke schließt der Sender BeoutQ , der in Saudi-Arabien Sportereignisse zeigt, ohne die Rechte zu besitzen. Auch Spiele der Bundesliga. Das „saudi-arabische Piratenangebot BeoutQ“sei „von der DFL in keiner Weise autorisiert, Bundesliga-Inhalte zu verbreiten“, teilte die Deutsche Fußball-Liga mit. Es gelte aufzudecken, „wer für die Piraterie verantwortlich ist“, um an die Verantwortlichen heranzutreten. „Darüber hinaus behält sich die DFL juristische Maßnahmen und Aktivitäten über politische Wege vor.“
Die Tennis-Dachorganisationen forderten während Wimbledon die „sofortige Schließung des illegalen, in Saudi-Arabien ansässigen Piratennetzwerks BeoutQ“. Das Königreich wies die Anschuldigungen in einer Stellungnahme allerdings deutlich zurück und bezeichnete Aussagen, dass der Sender aus Saudi-Arabien stamme, als „bösartige Lüge“.