Gruppenvergewaltiger vor Gericht
Prozess gegen fünf Männer in Essen eröffnet – Einer gesteht: „Ich schäme mich.“
ESSEN (dpa) - Sie nannten sich „Spinnen“oder „Skorpione“und sollen eine Reihe von Schülerinnen im Ruhrgebiet ins Auto gelockt, bedroht und vergewaltigt haben. Vor dem Essener Landgericht hat am Freitag der Prozess gegen fünf mutmaßliche Gruppenvergewaltiger begonnen. Sieben Taten legt die Staatsanwaltschaft den 17 bis 24 Jahre alten Deutschen zur Last. Die Dunkelziffer könnte laut den Ermittlern allerdings noch wesentlich größer sein.
Nuri E. ist 20 Jahre alt und wohnte bis zu seiner Festnahme im Januar in Gelsenkirchen. Er legte ein Geständnis ab, während zwei Verteidiger noch vor Verhandlungsbeginn auf dem Gerichtsflur verlauten ließen, man „müsse ja erst mal gucken, ob hier nicht vieles auch freiwillig abgelaufen ist“. Über seinen Verteidiger ließ er erklären: „Ich stehe zu den Taten und erkenne meine Schuld.“Er schäme sich, bitte die betroffenen Schülerinnen um Entschuldigung und biete ihnen Schmerzensgeld an.
Ausführlich schilderte er, was vorgefallen sein soll. Er habe sich mit den vier anderen beim Kurznachrichtendienst WhatsApp über Frauen ausgetauscht und Verabredungen getroffen. Eine Gruppe hieß „Spinnen GE“, die andere „Scorpions MC 1%“. Motorradrocker bezeichnen sich selbst oft als „1%er“. Nuri E. will das gewusst, aber trotzdem nicht viel über den Gruppennamen nachgedacht haben. „Ich fand das einfach cool.“
Der 20-Jährige wollte nach eigenen Angaben immer nur dazugehören. Die Chefs der Gruppe seien aber andere gewesen. Diese hätten sich in der Regel einzeln mit Mädchen zu einem Treffen verabredet und danach die anderen informiert. Die Fälle ähneln einander. In der Regel waren die Mädchen zwar überrascht, dass sie plötzlich zu vier Männern und nicht nur zu einem Mann ins Auto steigen sollten. Trotzdem seien sie mitgekommen. Opfer schwer traumatisiert Mit dem Auto soll die Gruppe in abgelegene Waldgebiete gefahren sein. Laut Anklage nahmen die Männer der Schülerin das Handy ab, um sie in der Dunkelheit vor die Wahl zu stellen: „Entweder du musst hier alleine ohne Telefon aussteigen und nach Hause laufen. Oder wir haben alle ein bisschen Spaß miteinander.“So oder so ähnlich sollen sich die Angeklagten ausgedrückt haben. Nuri E. räumte ein: „Ich habe gemerkt, dass sie das nicht wollten.“Besteht aber darauf, selbst nicht gewalttätig geworden zu sein.
Wie sich die übrigen Angeklagten im Prozess verhalten, wird sich im August entscheiden. Dann werden die betroffenen Mädchen als Zeuginnen geladen werden. Tobias Degener, der eine Schülerin als Nebenklage-Anwalt vertritt, sagte am Rande des Prozesses: „Meiner Mandantin geht es bis heute nicht gut.“