Rottweiler Risiko macht sich bezahlt
Stadt lässt sich Landesgartenschau-Bewerbung 220 000 Euro kosten
ROTTWEIL - 50 000 Euro hatte die Stadt Rottweil für die Bewerbung zur Landesgartenschau 2028 im Haushaltsplan 2018 eingestellt – und prompt den Zuschlag bekommen. Jetzt stellte sich heraus, dass die Stadtverwaltung 155 000 Euro ausgegeben hat. Kein Problem für den Gemeinderat: Er genehmigte die Summe am Mittwochabend in nichtöffentlicher Sitzung einstimmig im Nachhinein.
Das berichtete Oberbürgermeister Ralf Broß gestern. Gleichzeitig räumte er ein: „Das war ein hohes Risisko, aber wir sind ganz bewusst in dieses Risko gegangen und der Erfolg gibt uns recht.“Die Konkurrenz gegen finanzstarke Städte wie Ulm, Tuttlingen, Ludwigsburg oder auch Schramberg sei groß gewesen, da habe man nicht kleckern dürfen, sondern klotzen müssen. In der Tat haben die Verantwortlichen alle Register gezogen: Allein den Tag als die Jury im April kam, haben sie sich 50 000 Euro für die Präsentation kosten lassen.
Nicht in den 155 000 Euro enthalten ist die Machbarkeitsstudie des Büros Planstatt Senner, das auch für die Tuttlinger Bewerbung arbeitete. Dafür zahlte die Stadt Rottweil bereits im vergangenen Jahr weitere 66 539 Euro. Macht summa summarum mehr als 220 000 Euro für die Landesgartenschau-Bewerbung.
Genau genommen hat der OB seine Kompetenz überschritten, denn er darf nur über Mehrkosten bis zu 50 000 Euro verfügen. Doch Broß hat sich abgesichert, wie er erklärt: „Wir haben den Gemeinderat auf dem Laufenden gehalten, dass es teurer werden wird.“Und das Gremium nickte das nicht nur ab, sondern genehmigte gleich noch weitere 45 000 Euro für das laufende Jahr. „Wir müssen alles daran setzen, um die Euphorie in der Bevölkerung zu halten“, sagt Broß. Und er fügt hinzu, Rottweil habe auch wegen einer großen Schwäche den Zuschlag erhalten: Im Neckartal gebe es enorme städtebauliche Defizite. Erstes Projekt der Laga läuft bald an Das erste Projekt der Landesgartenschau läuft schon bald an: Die Dreher’sche Mühle, die auf das 13. Jahrhundert zurückgeht und vom Verfallen bedroht ist, soll saniert werden. In einem ersten Bauabschnitt wird noch im Sommer das Wehr abgebrochen, um die Durchlässigkeit des Neckars zu sichern. Kosten 900 000 Euro, Zuschuss 50 Prozent. Im zweiten Abschnitt wird eine Brücke über den Fluss gebaut, die einen direkten Fußweg von den Innenstadt zum Testturm ermöglicht.