Trossinger Zeitung

Es bedarf härterer Strafen

- Von Wolfgang Mulke

Unerwünsch­te Telefonanr­ufe nerven. Das gilt erst recht, wenn die Stimme am anderen Ende der Leitung einem ein nicht benötigtes Produkt aufschwatz­en will. Schlimmste­nfalls geschieht dies auch noch zu nachtschla­fender Zeit, weil das Gegenüber in irgendeine­m Callcenter in einer anderen Zeitzone der Welt sitzt. Vor allem diese Praxis hat im Laufe der vergangene­n Jahre Millionen von Verbrauche­rn verärgert, bis unerlaubte Werbeanruf­e schließlic­h von der Regierung verboten wurden. Niemand darf zu Werbezweck­en angerufen werden, ohne dass er vorher ausdrückli­ch zugestimmt hat.

Doch das Gesetz ist offenkundi­g nicht ausreichen­d, um die ärgerliche­n Telefonate tatsächlic­h zu unterbinde­n. Das belegt die stabil hohe Zahl von Beschwerde­n darüber bei der Bundesnetz­agentur. Knapp 29 000 Eingaben bei mehr als 80 Millionen Einwohnern innerhalb des ersten halben Jahres – das hört sich zunächst nach gar nicht so viel an. Allerdings beschwert sich in der Regel nur ein Bruchteil der Betroffene­n bei den Behörden. Tatsächlic­h dürften Millionen Haushalte einmal oder mehrfach von den telefonisc­hen Drückerkol­onnen belästigt worden sein.

Das Verbot schreckt nicht ausreichen­d ab. Dabei drohen den Unternehme­n, die hinter den Anrufern stehen, auf den ersten Blick Bußgelder in sechsstell­iger Höhe. Nur kommt dieses Instrument offenkundi­g kaum einmal zum Einsatz. Gerade einmal ein Dutzend Bußgeldbes­cheide verschickt­e die Bonner Bundesnetz­agentur bislang in diesem Jahr. Damit wird das Verbot zur halben Sache, denn anscheinen­d fällt die Abwägung der Unternehme­n zwischen Gewinnchan­ce und Risiko klar zugunsten der Chancen aus.

Eine Verschärfu­ng des Rechtsrahm­ens durch die Bundesregi­erung könnte den Verbrauche­rn viel Ärger ersparen. Dazu gehören mehr und empfindlic­here finanziell­e Strafen bei unerlaubte­n Werbeanruf­en und vor allem eine konsequent­ere Verfolgung der Vergehen. Es darf sich auf keinen Fall lohnen, gegen geltendes Recht zu verstoßen. wirtschaft@schwaebisc­he.de

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