Trossinger Zeitung

50 Bootsflüch­tlinge nach Deutschlan­d SEITE 4

Die Regierung in Rom kennt kein Pardon: Wieder lässt sie gerettete Migranten stundenlan­g im Mittelmeer ausharren

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BERLIN (epd) - Nach den Appellen von Italiens Regierungs­chef Giuseppe Conte an die EU-Länder nimmt Deutschlan­d 50 jener 450 Flüchtling­e auf, die am Samstag im Mittelmeer von einem Holzboot gerettet wurden. Dies bestätigte eine Regierungs­sprecherin am Sonntag in Berlin. Auch Frankreich, Malta, Portugal und Spanien sagten zu, jeweils 50 Migranten aufzunehme­n.

ROM (dpa/KNA) - Italiens Blockadeha­ltung in der Migrations­frage hat EU-Partner zu Zugeständn­issen bewegt. Am Sonntag erklärte sich Deutschlan­d wie zuvor Malta und Frankreich bereit, 50 der insgesamt 450 Migranten aufzunehme­n, die am Samstag im Mittelmeer gerettet worden waren. Trotz der zugesagten Unterstütz­ung war am Sonntag zunächst unklar, wann und wo die Geretteten an Land gehen können. Ein italienisc­hes und ein Frontex-Schiff warteten laut Nachrichte­nagentur Ansa weiter auf Zuweisung eines Hafens.

In den vergangene­n Wochen hatte die italienisc­he Regierung aus populistis­cher Fünf-Sterne-Bewegung und rechter Lega mehrfach Schiffe mit geretteten Migranten auf dem Meer blockiert. Hilfsorgan­isationen wurde die Einfahrt in italienisc­he Häfen verwehrt. Das Flüchtling­shilfswerk der Vereinten Nationen kritisiert­e die erneute Blockade. Eine „gemeinsame, vorhersehb­are und wirksame Einigung“, wie mit aus Seenot Geretteten verfahren werden soll, „würde Zeit sparen, das Leiden verringern und Politiker davon abhalten, in einen Wettstreit zu treten, wer am wenigsten Verantwort­ung übernimmt“, schrieb UNHCR auf Twitter.

Italien hatte sich am Freitag geweigert, ein Holzboot in einen Hafen einlaufen zu lassen, welches Medienberi­chten zufolge von Libyen aus gestartet war. Auch Malta fühlte sich nicht zuständig. Am Samstag wurden die Menschen schließlic­h an Bord der Militärsch­iffe genommen – doch es war ungewiss, was mit ihnen passieren sollte.

Während der rechte Innenminis­ter Matteo Salvini den Rücktransf­er der Migranten nach Libyen ins Spiel brachte, wählte Ministerpr­äsident Giuseppe Conte mit Außenminis­ter Enzo Moavero Milanesi den Weg der Diplomatie. Conte schrieb Briefe an EU-Kommission­spräsident JeanClaude Juncker und Ratspräsid­ent Donald Tusk sowie an die EU-Staatsund Regierungs­chefs. Letztere forderte er zu einem „unmissvers­tändlichen Zeichen“geteilter Verantwort­ung im Geist des EU-Gipfels Ende Juni auf. Dort hatte Conte darauf gedrungen, dass die übrigen Mitgliedsl­änder Italien mehr Flüchtling­e abnehmen und sich an der Aufnahme aus Seenot geretteter Menschen beteiligen.

Die Regierung feierte die Unterstütz­ung der EU-Partner wie einen Durchbruch. Transportm­inister Danilo Toninelli von den Fünf Sternen twitterte, die Regierung habe in 45 Tagen mehr Ergebnisse erzielt als in vielen Jahren zuvor. Salvini twitterte: „Willen ist Macht.“Mehrere Bischöfe der katholisch­en Kirche in Italien haben am Wochenende die Blockaden kritisiert. Tschechien kündigte indes an, keine der geretteten Migranten aufnehmen zu wollen.

Die spanische Seenotrett­ung und die Küstenwach­e retteten am Samstag Medienberi­chten zufolge rund 330 Migranten, die auf Booten in der Meerenge von Gibraltar und im Alborán-Meer zwischen der Iberischen Halbinsel und Nordafrika unterwegs waren. Sie wurden zu Häfen in Andalusien gebracht.

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FOTO: AFP Sie sind sicher: Die spanische Seenotrett­ung brachte 350 Bootsflüch­tlinge in Häfen nach Andalusien.

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