Trossinger Zeitung

Infrastruk­tur bremst Unternehme­n aus

Firmen beklagen marode Straßen und unzulängli­che Kommunikat­ionsnetze

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KÖLN (dpa/sz) - Eine wachsende Zahl deutscher Unternehme­n klagt nach einer neuen Studie über schlechte Straßen, Funklöcher und lahme Internetve­rbindungen. Gut 68 Prozent von 2600 befragten Unternehme­n sehen ihre Geschäfte durch Mängel der Infrastruk­tur beeinträch­tigt, wie das arbeitgebe­rnahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln in einer Umfrage ermittelt hat. Das waren zehn Prozentpun­kte mehr als fünf Jahre zuvor. Die größten Probleme verursache­n demnach Straßen und Kommunikat­ionsnetze.

Allerdings sind die Probleme nicht überall gleich ausgeprägt. Die schlechtes­ten Straßen gibt es demnach in Nordrhein-Westfalen, wo sogar 78 Prozent der Firmen Infrastruk­turmängel beklagten. Noch einmal schlechter als im NRW-Durchschni­tt würden die Straßen im Ruhrgebiet bewertet, sagte Thomas Puls, einer der Studienaut­oren. Aber auch in Baden-Württember­g berichten die Unternehme­n über hohe Einschränk­ungen im Straßenver­kehr.

Bei Mobilfunk und Internet gibt es in Ostdeutsch­land den größten Frust: Dort bemängelt fast ein Drittel der Firmen sogar „deutliche Beeinträch­tigungen“, wie es in der Studie heißt, gefolgt vom Südwesten mit 29 Prozent. Der Norden mit Niedersach­sen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Bremen schneidet vergleichs­weise gut ab, dort sieht sich lediglich ein knappes Viertel der Unternehme­n deutlich beeinträch­tigt. „Insgesamt ist das aber ein ziemlich flächendec­kendes Problem“, sagte Puls. Am stärksten beeinträch­tigt fühlen sich laut Studie die auf gute Straßen angewiesen­e Bauwirtsch­aft und die Dienstleis­tungsbranc­he.

„Bei den Straßen gibt es die meisten Probleme auf kommunaler Ebene“, sagt Heiko Stiepelman­n, Vizehauptg­eschäftsfü­hrer des Hauptverba­nds der Deutschen Bauindustr­ie. „Im kommunalen Bereich hat sich der Investitio­nsstau in den vergangene­n Jahren eher noch vergrößert.“Der Bund hingegen unternehme große Anstrengun­gen, Bundesstra­ßen und Autobahnen zu modernisie­ren. „Das muss man anerkennen, das unterstütz­en wir sehr.“ Geld ist nicht das Problem Momentan aber tragen die Milliarden­investitio­nen des Bundes in die Fernstraße­n sogar zur schlechten Bewertung bei, wie aus der IW-Studie hervorgeht. „Denn mehr Baustellen bedeuten zunächst einmal mehr Staus und betrieblic­he Beeinträch­tigungen“, heißt es in dem Papier. Die Wissenscha­ftler sehen das Hauptprobl­em nicht in fehlendem Geld für den Straßenbau: Haupthinde­rnisse sind laut Studie fehlendes qualifizie­rtes Personal in den Behörden und die Tücken des komplizier­ten Planungsre­chts, das Baumaßnahm­en verlangsam­t.

In Sachen Telekommun­ikation sieht der Digitalbra­nchenverba­nd Bitkom die Lage keineswegs schwarz, fordert aber einen flotteren Ausbau schneller Internetve­rbindungen. „Der Ausbau des Breitbande­s in Deutschlan­d ist besser als sein Ruf, denn Deutschlan­d ist hier in den vergangene­n Jahren gut vorangekom­men“, sagte Verbandspr­äsident Achim Berg. Die Anforderun­gen an die Netze steigen nach Worten des Bitkom-Chefs jedoch „von Tag zu Tag“.

„Deswegen ist es wichtig, dass der Glasfasera­usbau weiter entschloss­en vorangetri­eben wird, Gewerbegeb­iete müssen dabei vorrangig versorgt werden“, so die Forderung. Die Hauptkriti­k bei Bitkom: „Der Dschungel an bürokratis­chen Vorschrift­en und behördlich­en Genehmigun­gsverfahre­n verhindert vielerorts einen schnellen Glasfasera­usbau.“

 ?? FOTO: DPA ?? Verlegung von Kabeln für den Anschluss von Breitband-Internetve­rbindungen: Nach einer Befragung von 2600 Unternehme­n durch das Institut der deutschen Wirtschaft haben die Infrastruk­turmängel in den vergangene­n fünf Jahren deutlich zugenommen.
FOTO: DPA Verlegung von Kabeln für den Anschluss von Breitband-Internetve­rbindungen: Nach einer Befragung von 2600 Unternehme­n durch das Institut der deutschen Wirtschaft haben die Infrastruk­turmängel in den vergangene­n fünf Jahren deutlich zugenommen.

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