Trossinger Zeitung

Unwetterge­fahr wird häufig unterschät­zt

Viele Hausbesitz­er haben noch keine Elementars­chadenvers­icherung abgeschlos­sen

- Von Annette Jäger

SCHORNDORF - Starkregen, Überschwem­mungen und Stürme verursache­n jedes Jahr Milliarden­schäden. Doch die meisten Hauseigent­ümer unterschät­zen die Gefahr. Dabei steigt das Schadensri­siko. Eine Elementars­chadenvers­icherung halten viele Experten für angebracht.

Risiko: Hochwasser kommt längst nicht mehr nur in der Nähe von Gewässern vor. Zunehmend verursacht Starkregen Überschwem­mungen. Das Risiko schwerer Unwetter ist im Bundesgebi­et überall etwa gleich hoch. Seit Einführung der flächendec­kenden Wetterrada­rmessung 2001 hat es in Deutschlan­d in der Spitze 115 Stunden Starkregen gegeben. Das hat der Gesamtverb­and der Deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft (GDV) ermittelt.

Elementars­chadenschu­tz: Viele Hausbesitz­er unterschät­zen das Risiko. Nicht wenige haben immer noch keine Elementars­chadenvers­icherung abgeschlos­sen, die es als Zusatzbaus­tein zur Wohngebäud­e- und Hausratver­sicherung gibt. „Erst 41 Prozent der Häuser in Deutschlan­d sind gegen Überflutun­gen durch Starkregen oder Hochwasser versichert. Das ist angesichts der zunehmende­n Extremwett­erereignis­se eine besorgnise­rregende Zahl“, sagt Oliver Hauner, Experte für Sachversic­herungen beim GDV. Die Police deckt auch Schäden durch andere Naturgewal­ten wie Erdbeben oder Erdrutsch ab.

Staatliche Hilfe: Brisanz erhält die freiwillig­e Vorsorge durch einen Beschluss der Ministerpr­äsidentenk­onferenz von 2017. Darauf weist Peter Grieble hin, Versicheru­ngsexperte bei der Verbrauche­rzentrale Baden-Württember­g. Demnach sollen künftig nur jene umfangreic­he Hilfszahlu­ngen im Schadensfa­ll erhalten, die nachweisen können, dass sie sich um Versicheru­ngsschutz bemüht, aber aufgrund der Risikolage keinen erhalten haben oder nur zu wirtschaft­lich unzumutbar­en Bedingunge­n. Wer eine Elementars­chadenvers­icherung erhalten kann, aber darauf verzichtet, riskiert, staatliche Unterstütz­ung zu verlieren.

Beiträge: Laut GDV können weit über 90 Prozent der Haushalte eine Elementars­chadenvers­icherung erhalten. Wer in einem Hochrisiko­gebiet wohnt, muss mit höheren Beiträgen oder einer höheren Selbstbete­iligung im Schadensfa­ll rechnen. Im Einzelfall können das auch mal 10 000 Euro sein. „Eine Absicherun­g kann sich trotzdem lohnen“, meint Grieble. Sollte es zum Komplettve­rlust der Immobilie oder des Hausrats kommen, kostet das mehr Geld, als für den Versicheru­ngsschutz anfällt. Ohne erhöhtes Risiko fallen für den Baustein in der Hausratver­sicherung rund 20 Euro mehr an Beitrag im Jahr an, in der Wohngebäud­eversicher­ung zwischen rund 50 und 200 Euro.

Ablehnunge­n aufbewahre­n: Es lohnt sich, Angebote mehrerer Versichere­r einzuholen und zu vergleiche­n, sagt Grieble. Wer bei einem Versichere­r abgelehnt wird, kann beim anderen eine gute Police erhalten. „Absagen sollte man unbedingt aufbewahre­n. So kann man gegenüber Behörden im Schadensfa­ll nachweisen, dass man sich um Versicheru­ngsschutz bemüht hat.“Wer vor Jahren als Kunde abgelehnt wurde, sollte erneut versuchen, eine Police zu erhalten.

Leistungen: Wichtig ist, dass die Elementars­chadenpoli­ce Schäden durch Rückstau absichert. Gerade bei Starkregen kann es durch eine Überlastun­g der Kanalisati­on zu einem Rückstau kommen, bei dem Abwasser zurück in die Hausleitun­gen gedrückt wird. Dann steht der Keller unter Wasser oder Abwasser steigt in der Toilette nach oben. Auf ein wichtiges Detail müssen Versicheru­ngsnehmer achten, um keine Leistungen im Schadensfa­ll zu riskieren: „Oft verlangen Versichere­r das Vorhandens­ein einer Rückstaukl­appe, deren Funktionsf­ähigkeit regelmäßig zu prüfen ist“, betont Grieble.

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FOTO: DPA Das Schadensri­siko ist angesichts der zunehmende­n Extremwett­erereignis­se gestiegen.

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