Trossinger Zeitung

Chapeau! Frankreich ist Weltmeiste­r

Frankreich­s Dribbel-Ass ist im Finale sehr auffällig – Nicht nur im positiven Sinne

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Mit einem 4:2 gegen Kroatien hat sich Frankreich um Kylian Mbappé (Foto: AFP), der zum besten Nachwuchss­pieler gewählt wurde, zum zweiten Mal nach 1998 zum Fußball-Weltmeiste­r gekrönt. Zum besten WM-Spieler wurde Kroatiens Luka Modric gewählt.

MOSKAU (dpa/sz) - Das WM-Endspiel war das Finale des Antoine Griezmann. „Grizou“, wie er genannt wird, war der Matchwinne­r des neuen Weltmeiste­rs Frankreich. Diesen Titel wollte Griezmann unbedingt haben. „Egal wie“, hatte er vor dem entscheide­nden Tag in Moskau angekündig­t. Er hielt Wort, war laufstark, unberechen­bar und effizient.

Den Freistoß, den er selbst ausführte und den Kroatiens Mario Mandzukic ins eigene Tor köpfte, holte Griezmann selbst heraus – allerdings mit einer erst in der Wiederholu­ng sichtbaren Schwalbe. Die Ecke, bei der Ivan Perisic ein Handspiel unterlief – kam von Griezmann. Den fälligen Elfmeter verwandelt­e: Griezmann. Und am Tor von Paul Pogba zum 3:1 war der Offensivst­ar von Europa-League-Sieger Atlético Madrid auch beteiligt. Seinen eigenen Treffer feierte er ausgiebig, mit seinem skurrilen Tanz, bei dem er die Finger auf der Stirn zu einem L formt. Ein Torjubel, den er sich aus dem Videospiel Fortnite abschaute. Gefeiert mit der Uruguay-Fahne Bei seinem Tor im Viertelfin­ale gegen sein zweites Herzenslan­d Uruguay hatte er darauf verzichtet, und für diese Liebe bekam er von einem Journalist­en bei der Pressekonf­erenz zum Man of the Match am Sonntag eine Fahne überreicht. Griezmann legte sie sich prompt über die Schultern. Zuvor hatte er seine Tränen hinter geballten Jubelfäust­en zu verbergen versucht. „Wir haben Geschichte geschriebe­n. Wir sehen heute noch unsere Familien, wir machen Party und morgen machen wir die mit allen Franzosen“, sagte er. Und: „Ich weiß gar nicht, wo ich bin. Aber das Herz ist glücklich.“ Dem Finale hat Antoine Griezmann seinen Stempel aufgedrück­t – da durfte sein spezieller Jubel, das L auf der Stirn, natürlich nicht fehlen.

Kurz vor der WM hatte Griezmann per Video seine Vertragsve­rlängerung bei Atlético bekannt gegeben. Der FC Barcelona hatte intensiv um den 27Jährigen geworben – vergeblich. Der glühende Beckham-Verehrer, der fast überall Matetee mit sich herumschle­ppt, blieb – und wurde nun zum Matchwinne­r der Weltmeiste­r. Ähnlich wie 1998 Zinedine Zidane beim ersten WM-Sieg der Franzosen.

Dabei hatte die WM trotz seines Elfmeterto­rs beim 2:1 gegen Australien schleppend für Griezmann begonnen. Die lange Saison mit Atlético steckte noch in den Beinen. Vier Wochen vor der WM hatte er mit dem Club die Europa League gewonnen. Es war der erste internatio­nale Pokal für den Ausnahmefu­ßballer, der Frankreich bereits mit 14 Jahren verlassen hatte und seitdem in Spanien spielt.

„Zidane ist eine Legende, eine Ikone des Fußballs. Grizou ist auf dem Weg dorthin“, schwärmte Pogba schon vor Griezmanns Gala. Tatsächlic­h: Schon 2016 war Griezmann trotz der Finalniede­rlage gegen Portugal zum besten Spieler der EM geehrt worden. Mit sechs Toren war er auch der erfolgreic­hste. Mit dabei war damals auch seine Schwester Maud, die drei Jahre älter ist und früher daheim in Macon ins Tor musste. Sie war es auch, die die schrecklic­hen Terroratta­cken am 13. November 2015 für Griezmann nach dem Testspiel gegen Deutschlan­d noch unerträgli­cher machten. Sie war damals im Club Bataclan und stundenlan­g in Todesangst.

Die Schwere der damaligen Zeit ist im ganzen Land vorerst vorbei. Frankreich jubelt, Frankreich feiert – vor allem dank Antoine Griezmann.

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