Google-Guru revolutioniert das Denken
Frederik Pferdt spricht bei den „Medtech-Shakers“des Aesculap-Werks 39
TUTTLINGEN - Offen sein für Innovationen und die Zukunft sowie die eigene Kreativität und das Selbstbewusstsein wiederentdecken. Das forderte Frederik Pferdt, aus Tuttlingen stammender Google-Mitarbeiter und Dozent an der renommierten Stanford-Universität in Kalifornien, bei den „Medtech-Shakers“des Werks 39 von Aesculap am Dienstagabend in der Kantine des Tuttlinger Medizintechnik-Unternehmens.
Rund 800 Menschen waren gekommen, um dem so genannten „Chief Innovation Evangelist“des Internetriesens zuzuhören. Fast tausend Interessierte hatten sich laut Sören Lauinger, Leiter des Werks 39, angemeldet. Dazu wurden rund 25 Mitarbeiter der Aesculap-Mutter B. Braun Melsungen virtuell hinzugeschaltet. Der Aesculap-Vorstandsvorsitzende, Joachim Schulz, betonte, dass Innovationen die wesentlichen Eckpfeiler seien, „auf denen wir unseren Erfolg begründet haben“. Ihn interessiere, was Google im Bereich der Medizintechnik vorhabe.
Und das ist nach den Worten von Pferdt einiges: So könne das Smartphone aufgrund eines Fotos inzwischen Hautkrebs vorhersagen. „Das Ergebnis ist vergleichbar mit dem von 21 Dermatologen“, sagte er. Google könne mithilfe eines Netzhaut-Scans das Herzinfarkt-Risiko eines Menschen bestimmen, sein Alter herausfinden und erkennen, ob die Person raucht. Mit einer 89-prozentigen Genauigkeit könnten die Innovationen aus dem Hause Google Brustkrebs erkennen. Fortschritt durch optimistisches Denken Große Fortschritte seien möglich, wenn der Wille zum Fortschritt existiere. Daher sollten die Menschen ihre Denkweise ändern und nicht immer auf die Dinge schauen, die negativ oder falsch sind: „Mit einer optimistischen Denkweise können wir eine Revolution starten“, sagte Pferdt. Dazu sei es notwendig, wieder Selbstvertrauen in die eigenen Ideen zu gewinnen. Viele davon würden nicht umgesetzt, weil man sich nicht blamieren wolle: „Wir müssen den Mut wiedergewinnen. Wir haben unsere Kreativität nicht verloren, sondern das Selbstbewusst- sein“, sagte der Google-Evangelist.
Kindergartenkinder würden pro Tag 140 Fragen stellen, Erwachsene hingegen nur noch vier. Doch sei es wichtig, Dinge infrage zu stellen, sich auszutauschen und sich von anderen Menschen inspirieren zu lassen. Deswegen müssten Chefs und Vorgesetzte Offenheit und Optimismus in ihrem Arbeitsumfeld schaffen: „Das schafft Vertrauen und die Möglichkeit des Austauschs.“
Von daher müssten sie bei einer neuen Idee gegenüber dem Mitarbeiter nicht ein „Ja, aber“äußern, sondern ein positiv gemeintes „Ja, und“. Das habe unglaubliche Auswirkungen auch auf die anderen Mitarbeiter, und so würden „radikal neue Ideen“entstehen, wenn gleichzeitig auch Anreize geschaffen werden, etwas auszuprobieren und Fehler toleriert würden. Allerdings: „Niemand macht gerne Fehler“, sagte er. Empathie gegenüber dem Gegenüber zeigen Um als Unternehmen erfolgreich zu sein, müsste man den Nutzer in den Fokus nehmen und „Empathie demjenigen zeigen, der einem gegenüber steht“. In jedem Menschen stecke laut Pferdt, der übrigens Patenkind von Tuttlingens CDU-Stadtrat Rainer Buggle ist, ein Erfindergeist, der eine Zukunft gestalten könne, die wünschenswert sei.
Um selbst nicht in Routinen zu verfallen, würde er kein Restaurant zwei Mal besuchen oder ein zweites Mal im gleichen Hotel übernachten, immer andere Wege zu seinem Arbeitsplatz nehmen und auch andere Dinge nie wiederholen. Pferdt forderte die Zuhörer auf, eine Liste der Routinen zu erstellen, die sie brechen wollen. So könnten sie „Faszinierendes und Neues lernen“.