Trossinger Zeitung

Julius Herburger: „Natur zum Bild umformen“

Kunstmuseu­m Hohenkarpf­en präsentier­t in der Sommerauss­tellung gezielt Landschaft­smalerei

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HAUSEN OB VERENA (sz) - Die Sommerauss­tellung des Kunstmuseu­ms Hohenkarpf­en präsentier­t von Sonntag, 22. Juli bis Sonntag, 11. November, den Maler und Zeichner Julius Herburger (Ravensburg 1900 – 1973). Er zählt zu den bedeutends­ten Malern des 20. Jahrhunder­ts in Oberschwab­en. Vernissage ist am Sonntag, 22. Juli, um 11 Uhr.

Erstmals seit 1980 widmet sich eine Ausstellun­g gezielt Herburgers Landschaft­smalerei. Werke aus fünf Jahrzehnte­n belegen seine künstleris­che Entwicklun­g vom bedeutende­n Frühwerk der 1920er-Jahre bis zu den ausdruckss­tarken, farbkräfti­gen Landschaft­en aus Oberschwab­en und vom Bodensee.

Von 1919 bis 1927 studierte Julius Herburger an der Akademie der bildenden Künste in Stuttgart bei Christian Landenberg­er, Heinrich Altherr und Arnold Waldschmid­t. Sein Frühwerk weist spannende Verbindung­en mit führenden Vertretern der europäisch­en Avantgarde der 1920erJahr­e auf. 1926 und 1928 unternahm er Studienrei­sen nach Paris. Sein Freund Willi Baumeister führte ihn in die Ateliers von Fernand Léger und Piet Mondrian ein.

Er lernte die Herausgebe­r der Zeitschrif­t L’Esprit Nouveau, Amédée Ozenfant und Le Corbusier, kennen. Außerdem setzte er sich mit der Pittura Metafisica und deren Vertretern, wie Giorgio de Chirico, Carlo Carrà und Giorgio Morandi, auseinande­r.

Neben Jakob Bräckle zählte Herburger zu den interessan­ten jungen Malern aus Oberschwab­en und erfuhr bereits früh künstleris­che Anerkennun­g. 1928 beteiligte er sich erstmals an einer Ausstellun­g als Mitglied der Stuttgarte­r Sezession. Außerdem stellte er mit dem Deutschen Künstlerbu­nd Junge Künstler im Berliner Schloss aus.

Im selben Jahr erhielt Herburger einen der vier Staatsprei­se der Stadt Stuttgart für sein Selbstbild­nis mit Maja. Als jüngstes Mitglied des Künstlerbu­ndes nahm er an Ausstellun­gen in Berlin, Essen, Wien, München und Stuttgart teil. In den folgenden Jahren wurden seine Werke in den Stuttgarte­r Galerien Schaller und Valentien, in der Sammlung Borst und in der Galerie Wolfensper­ger in Zürich ausgestell­t.

1937 wurde Herburgers Gemälde „Meersburg“im Rahmen der Aktion Entartete Kunst aus dem Ulmer Museum entfernt. Der im Grunde unpolitisc­he Künstler stand dem Nationalso­zialismus und besonders der Kunstpolit­ik der Nazis ablehnend gegenüber. Gleichwohl zählte Herburger damals zu den am meisten beachteten Künstlern in der Region. In den 1930er-Jahren erhielt er verschiede­ne Wandbildau­fträge.

Sein bedeutende­s Wandbild „Die Freunde“von 1928 im Neuen Gymnasium in Ravensburg wurde 1939 dreifach übertüncht, weil sich Herburger geweigert hatte, das Wandbild mit Hakenkreuz­fahnen zu versehen. Erst 1981 wurde es wieder freigelegt.

1946 zählte Herburger zu den Gründungsm­itgliedern der Sezession Oberschwab­en-Bodensee. Ab 1952 war er Jurymitgli­ed der Stuttgarte­r Sezession und des Württember­gischen Kunstverei­ns. Ausstellun­gen und Ehrungen wie die Verleihung des Bundesverd­ienstkreuz­es 1972 folgten.

Julius Herburgers Werk entwickelt­e sich von der Neuen Sachlichke­it hin zum Expressive­n Realismus und umfasst neben Porträts, Stillleben und Karikature­n insbesonde­re Landschaft­en vom Bodensee und aus Oberschwab­en. Herburgers Nachlass bezeugt seine Mehrfachbe­gabung nicht nur als Maler und Zeichner, sondern auch als Schriftste­ller und Dichter. Spontaneit­ät, leidenscha­ftliches Engagement und nicht zuletzt Humor prägen seine Notizen. Öffnungsze­iten sind: Mittwoch bis Sonntag und an Feiertagen von 13.30 Uhr bis 18.30 Uhr. Kunsthisto­rische Führungen jeden Mittwoch um 17 Uhr und jeden ersten Sonntag im Monat um 16 Uhr sowie nach Vereinbaru­ng.

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