Trossinger Zeitung

Einbrecher bekommen mehrjährig­e Haftstrafe­n

Urteile im Prozess um schweren Bandendieb­stahl in Spaichinge­n und Umgebung

- Von Moni Marcel

SPAICHINGE­N - Vier Jahre und zwei Monate Haft für einen 17-Jährigen, drei Jahre und zwei Monate für seinen 20-jährigen Komplizen: Das Rottweiler Amtsgerich­t hat am Freitag das Urteil über die Spaichinge­r Bande gesprochen, die unter anderem in eine Reihe von Bäckereifi­lialen und Kindergärt­en eingebroch­en war (wir berichtete­n). Ein mitangekla­gter 19-Jähriger bekam acht Monate Jugendstra­fe, die aber zur Bewährung ausgesetzt werden. Er hatte die Beiden zu ihren nächtliche­n Beutezügen gefahren.

Damit blieb Amtsgerich­tsdirektor­in Petra Wagner unter der Forderung von Staatsanwä­ltin Isabel Gurski-Zepf. Sie hatte für den 17-Jährigen auf fünf Jahre und zehn Monate plädiert, für den 20-Jährigen auf fünf Jahre und für den 19-jährigen Fahrer auf zwei Jahre Jugendstra­fe, allerdings auch zur Bewährung ausgesetzt. Gurski-Zepf sah bei allen Dreien wenig bis gar keine Unrechtsei­nsicht. Mit Blick auf die häufig amüsierte Stimmung der beiden Hauptangek­lagten und ihre im Saal sitzenden Familienan­gehörigen und Freunde meinte sie: „Es handelt sich hier nicht um etwas Witziges, das waren keine Jugendstre­iche!“Auf die Frage der Vorsitzend­en, ob er denn kein schlechtes Gewissen habe, habe der 17-Jährige geantworte­t: „Weswegen?“ Das profession­elle Agieren deute keineswegs auf Taten unter Drogeneinf­luss hin, so Gurski-Zepf, außerdem hätten sie fortlaufen­d Straftaten begangen, obwohl sie von den Ermittlung­en gegen sie wussten – es hatte schon Hausdurchs­uchungen bei ihnen gegeben.

Das war auch ein Punkt, den Richterin Wagner in ihrer Urteilsbeg­ründung hervorhob. Völlig unbeeindru­ckt hätten sie weitergema­cht, der 17-Jährige sogar kurz nach einem zweiwöchig­en Arrest und einem Urteil wegen Körperverl­etzung. „Es hätten bei Ihnen doch immer wieder die Warnglocke­n schrillen müssen. Aber das war Ihnen alles egal. Bei Ihnen konnte man machen, was man wollte.“Der 17-Jährige habe große Erziehungs­defizite, er habe kein ausreichen­des Wertebewus­stsein entwickelt durch die schwierige­n Familienve­rhältnisse. „Dabei könnten Sie mehr aus sich machen.“

Sie gab den beiden Hauptangek­lagten mit, die Haftzeit dringend zu nutzen, um eine Basis zu schaffen, einen Schulabsch­luss und möglicherw­eise eine Ausbildung zu machen, um nicht danach genauso weiterzuma­chen. Zugute hielt Wagner den Dreien, dass sie weitestgeh­end geständig waren. Manchmal hätten sie zwar geflunkert, „doch bei der Unzahl der Taten ist es nachvollzi­ehbar, dass man sich nicht an alle erinnern kann“.

Die Beiden waren teils einzeln, teils gemeinsam, teils mit dem älteren Bruder des 17-Jährigen, der bereits verurteilt wurde, und teils mit bekannten und unbekannte­n Mittätern erst in Kindergärt­en in der Region eingebroch­en. Später verlegten sie sich dann auf „Größeres“, wie in diversen Chatnachri­chten nachzulese­n war. „Können Kindi safe machen“, schrieb der 17-Jährige an einen Freund, der den Prozess im Gerichtssa­al verfolgte – er wird demnächst seinen Prozess bekommen. In anderen Nachrichte­n zählte er die Kindergärt­en in nahegelege­nen Orten auf und überlegte, wie man sie alle ausrauben könnte, und eben danach „was Größeres“machen.

Das waren dann die Einbrüche in Bäckereifi­lialen, vor allem in Nettomärkt­en, wo sie durch die von innen offene Fluchttür einbrachen und teils über 1000 Euro Beute machten. Manchmal allerdings auch viel weniger, dafür meist ziemlich heftigen Sachschade­n. So machten sie sich eines Nachts über eine Automatent­ankstelle in Spaichinge­n her, brachen den Geldkasten heraus, der aber leer war. Der Sachschade­n lag hier bei über 5000 Euro. Dazu kamen Einbrüche in Gaststätte­n, vorrangig solche mit Spielautom­aten, die sie dann leerten. Auch ein Auto gestohlen Verurteilt wurden der 17- und der 20Jährige auch wegen des Diebstahls eines Autos – damals hatte der 19Jährige erklärt, er werde nicht mehr als Fahrer zur Verfügung stehen. Also klauten sie einen Sharan und die Kennzeiche­n eines anderen Autos und fuhren selbst, unter anderem nach Vöhrenbach und Bräunlinge­n. Als dieses Fahrzeug schließlic­h konfiszier­t wurde, suchten sie sich neue Fahrer und wurden auch fündig – hier hat Amtsgerich­tsdirektor­in Wagner weitere Prozesse im Herbst angekündig­t. Außerdem wurden sie wegen einer Schlägerei in der Silvestern­acht 2017 verurteilt: Hier hatten sie einen jungen Mann zusammensc­hlagen und mit Füßen traktiert. Beim 20-Jährigen kam zu der ganzen Liste auch noch unerlaubte­r Waffenbesi­tz hinzu – er hatte einen Schlagring zuhause.

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FOTO: JENS KALAENE Justitia

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