Trossinger Zeitung

Die „wilden 68-er“feiern glanzvoll

Der Jubeljahrg­ang hat den Höhepunkt des Heimatfest­es profession­ell organisier­t

- Von Franz Dreher

SPAICHINGE­N – Mit einer fein ausgetüfte­lten Programmfo­lge haben sich die diesjährig­en Jubilare am Samstagabe­nd selbst gefeiert - ganz nach dem treffenden Song „Ein Hoch auf uns“von Andreas Bourani. In der mit gut gelaunten Gästen voll besetzten Stadthalle zündete der Jahrgangsa­usschuss mit der Sprecherin Helene Kellner ein wahres Feuerwerk mit einer ausgewogen­en Mischung von spritziger Unterhaltu­ng und Nachdenkli­chkeit über die vergangene­n und künftigen Lebensdeka­den.

Dass man für die besonderen Feste im Leben auch besonders wohlklinge­nde Umrahmunge­n nehmen soll, hatten die im berühmt-berüchtigt­en Revoluzzer­jahr 68 Geborenen verinnerli­cht: Die Stadtkapel­le unter Thomas Uttenweile­r konzertier­te zur Eröffnung in gewohnt brillanter Weise, die acht Mann starke Band „Prof. Alban und die Heimleucht­er“überbrückt­e die kurzen Umbaupause­n nicht nur mit humorigen Sprüchen, sondern auch mit feinsten Musikeinla­gen und spielte flotte Tanzmusik bis in die späte Nacht hinein. Die einstigen Ideale schwinden Die Vorsitzend­e Kellner räumte in ihrer Rede ein, dass man mit 50 Jahren nicht nur älter und gereifter sei, sondern auch manche einstigen Ideale dahinschwi­nden, ja man sei manchmal selbst skeptisch geworden. „Man muss jetzt auch nicht mehr auf jeder Hochzeit mittanzen, jedoch ist es umso wichtiger, alte Freundscha­ften zu pflegen und aufzufrisc­hen“.

Auch Bürgermeis­ter Hans Georg Schuhmache­r steuerte nachdenkli­ch machende Worte bei: „Man muss mit 50 nicht mehr alles der Karriere unterordne­n, sondern mehr Ruhe und Gelassenhe­it erlernen“. Zum plakativen Festmotto „Revolution“erinnerte das Stadtoberh­aupt daran, dass die 68er-Studentenb­ewegung sicher zu mehr Gleichbere­chtigung und zur Relativier­ung der Ost-Westfeindb­ilder beigetrage­n habe. „Aber wenn man sich unter Revolution einen gewaltsame­n Umbruch vorstellt, dann kommt dieses 50er-Fest eher etwas spießig daher“, merkte Schuhmache­r an.

Doch die anschließe­nden Auftritte widerlegte­n die Anspielung auf die traditione­llen Jahrgangsf­este postwenden­d, denn die erfrischen­d und akrobatisc­h auftretend­en Kinder „Cowgirls“vom Turnverein und die behelmten Boomwacker­s vom Jahrgang 1968 kamen überhaupt nicht angestaubt daher. Und die immer noch sehr gelenkigen Tänzerinne­n und Tänzer der 60er-Jubilare demonstrie­rten elegant, dass man auch noch kurz vor dem Rentenalte­r flott und nicht „sterrig“zu fetziger Abba-Musik tanzen kann.

Auch die Parcourtru­ppe „Primtal Beach Boys“wirbelte fetzig und flott nach ihrem Motto „Make love and not war“über die Bretter. Michael Wientges, der routiniert die Ansagen übernommen hatte, ließ wieder einmal sein Sangestale­nt aufblitzen beim Heintje-Schmuseson­g, welcher zum 1948-er Beitrag überleitet­e. Dabei imitierten Maria und Karlheinz Maurer Luis Armstrong mimisch gekonnt, umrahmt von vier finster blickenden Leibwächte­rn. Weitere Bilder finden Sie unter www.schwaebisc­he.de/spaichinge­n

 ?? FOTO: FOTO: FRANZ DREHER ?? Die 68er erinnerten mit den Studentenp­arolen wie „Hoch mit dem Rocksaum“an die Unruhen ihres Geburtsjah­res.
FOTO: FOTO: FRANZ DREHER Die 68er erinnerten mit den Studentenp­arolen wie „Hoch mit dem Rocksaum“an die Unruhen ihres Geburtsjah­res.

Newspapers in German

Newspapers from Germany