Trossinger Zeitung

Volles Haus für Jens Junginger und Martin Sturm

Stadt kirche verabschie­det Pfarrer und Kirchen gemeindera­ts vorsitzend­en mit vielen Beiträgen

- Von Dorothea Hecht

TUTTLINGEN - Zum Abschied des evangelisc­hen Pfarrers Jens Jung ing er und des Kirchen gemeindera­ts vorsitzend­en Martin Sturm der Tuttlinger Stadt kirche waren am Sonntag alle gekommen: Ober bürgermeis­ter, Stadträte und Kirchen gemeinderä­te, Schul- und Kindergart­en mitarbeite­r, Vertreter der Diakonie, der katholisch­en Kirche, von der Initiative Asyl, vom Gewerbe- und Handelsver­ein – und sogar von den muslimisch­en Gemeinden.

Das volle Haus galt wohl vor allem Pfarrer Junginger: In knapp drei Wochen wechselt er nach Sindelfing­en. Allein die Zahl derer, die sich von ihm verabschie­deten, zeigt, wie sehr er in der Stadt wertgeschä­tzt wird. Die Reden, Gesangsbei­träge und Gedichte taten ihr Übriges.

„Jens Junginger verkörpert eine Kirche, wie ich sie mir immer gewünscht habe: Eine, die weltoffen, sozial und den Schwachen zugeneigt ist.“So formuliert­e es Rose Lovrekovic, die eng mit Junginger in der Ini Asyl, dem Tuttlinger Helferkrei­s für Flüchtling­e, zusammenar­beitet. Er sei „ein Mann der Tat, auf den man sich hundertpro­zentig verlassen kann“. Auch wenn die Zeiten in der Flüchtling­shilfe „härter werden“, spielte Lovrekovic auf das bundespoli­tische Klima an, werde dieser Geist in Tuttlingen weiterlebe­n. Stark für Flüchtling­e engagiert Junginger und seine Frau Heidi Hafner, die seit 1995 in Tuttlingen leben, haben sich in den vergangene­n Jahren in der Flüchtling­shilfe stark eingebrach­t. Unter anderem etablierte Hafner das Café Internatio­nal, einen Treffpunkt für Geflüchtet­e und Ehrenamtli­che. Durch Jungingers Engagement wurde einem jungen Mann sogar Kirchenasy­l gewährt.

Auch sonst habe er „immer wieder überlegt, wie wir dem einen oder anderen Menschen helfen können“, sagte Oberbürger­meister Michael Beck in seiner Dankesrede. Junginger habe es geschafft, die verschiede­nen Dienste für Asyl und Integratio­n zu vernetzen. Darüber hinaus habe er die Fair-Trade-Stadt Tuttlingen mit initiiert – weil es ihm auch darum gehe, Fluchtursa­chen zu bekämpfen, so Beck.

Dass er bei diesem Thema „hartnäckig“bleibt, wie ihm eine Kirchengem­einderätin attestiert­e, zeigte Jungingers Predigt. Gemeinsam mit Martin Sturm ging er auf den Matthäus-Vers „Ihr seid das Salz der Erde, ihr seid das Licht der Welt“ein. Jesus sei nicht nur der nette Versöhner gewesen, er habe auch Streitgesp­räche geführt, sagte Junginger. Deshalb: Aufgeklärt, hinterfrag­end durch die Welt gehen und nicht nur Nabelschau betreiben – das sollten alle tun. Offene Kirche In der Gemeinde selbst war es Junginger und Martin Sturm ein Anliegen, die Kirche offener zu gestalten. Dekan Sebastian Berghaus attestiert­e ihnen „den richtigen Riecher für Themen und Veranstalt­ungen, da sind wir Ihnen immer gern gefolgt“. Unter anderem finden vermehrt Veranstalt­ungen in der Kirche statt, zum Reformatio­nsjubiläum 2017 gab es eine ganze Reihe. Oder: Derzeit wird eine Ausstellun­g des Bildhauers Frank Teufel gezeigt.

Auch eine Idee des Architekte­n beim Umbau der Kirche 1977 ist nun umgesetzt worden. Die Stühle sind für den Zeitraum von Mai bis September, fast parlamenta­risch, im Halbrund angeordnet.

Den Platz vorne am Altar wird nun vermehrt Philine Blum übernehmen. Sie rückt auf den Posten als geschäftsf­ührende Pfarrerin der Stadtkirch­e nach. Schon jetzt hätten sie „saugut zusammenge­arbeitet“, attestiert­e ihr Junginger, der sich am Sonntag „geehrt, aber auch verstanden“fühlte. Sie gäben ihm Rückenwind für die neue Aufgabe in Sindelfing­en. Und: „Die Autobahn kann man ja auch mal wieder in die andere Richtung fahren.“

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FOTOS: DOROTHEA HECHT Evangelium und Predigt trugen Pfarrer Jens Junginger (links vorne) und der Kirchengem­einderatsv­orsitzende Martin Sturm am Sonntag im Wechsel vor.
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Blumen und eine Tasche von Buntgut gab es von OB Michael Beck für Jens Junginger und seine Frau Heidi Hafner.

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