Trossinger Zeitung

Aus der Tasche gegeben

Vettels Rennen endet im Kiesbett – Hamilton fährt in Hockenheim von Platz 14 zum Sieg

- Von Joachim Lindinger

●Brasiliens Fußballsta­r Neymar (Foto: afp) hat sich gegen den Vorwurf der Schauspiel­erei bei der WM in Russland zur Wehr gesetzt. „Mein Fußball besteht vor allem im Dribbling“, betonte der 26-Jährige in São Paulo. „Ich kann nicht zu meinem Gegenspiel­er sagen: ,Mein Liebster, lass mich mal vorbei. Ich will ein Tor schießen.’ Das geht nicht.“Er müsse seinen Gegner umspielen, und häufig werde er gefoult, weil er leichtfüßi­ger sei als die gegnerisch­en Abwehrspie­ler. „Glauben Sie, ich möchte immer nur leiden?“, fragte er. „Nein, denn das tut echt weh. Nach jedem Spiel muss ich mir vier oder fünf Stunden lang Eispackung­en auflegen.“(dpa) Ein Verbleib von Radstar Marcel Kittel (Foto: dpa) im Team Katusha-Alpecin scheint immer unwahrsche­inlicher. Der bei der Tour de France in den Alpen Ausgeschie­dene war während der Tour von seinem Teamchef Dimitri Konyschew in einem Interview kritisiert und des Egoismus bezichtigt worden, nachdem er bei den Sprints der ersten Woche enttäuscht hatte. Danach gab es zwar ein Krisengesp­räch. Dennoch sagte Kittel sport.de: „Es ist schon so, dass ich eine vertrauens­volle Zusammenar­beit als schwierig ansehe. Ich weiß nicht, wie das funktionie­ren soll.“(dpa) HOCKENHEIM - Es war der 77. und – man weiß es – womöglich letzte Große Preis von Deutschlan­d, der 63. der Formel-1-Ära, der 36. auf dem Hockenheim­ring. Und: Es war einer der denkwürdig­sten: Sah das Qualifying am Samstag noch Sebastian Vettel strahlen und Lewis Hamilton zahnen, erlebten die 71 000 Zuschauer 24 Stunden später das umgekehrte Bild. 51 der 67 Runden zeigte der Deutsche in Ferrari-Diensten ein souveränes Rennen, machte das Tempo, verfolgte eine schlüssige Strategie und hatte das Gefühl für den Regen, der kam, ging und kam. In Umlauf 52 aber verlor Sebastian Vettel erst sein Auto, dann den Grand Prix und die WM-Führung. Fahrfehler, Kiesbett, Streckenbe­grenzung. „Ich habe es versaut! Ich habe es versaut! Entschuldi­gung, Jungs“, funkte der Frustriert­e. Dass WM-Widersache­r Hamilton im Mercedes die Gunst der Stunde nutzte und einen famosen Ritt von Startplatz 14 aus mit seinem 66. Karrieresi­eg krönte, dürfte die Laune des Local Hero kaum verbessert haben. Bravourös, aber bei dieser Dramaturgi­e nur Randnotiz: der fünfte Rang Nico Hülkenberg­s, das beste Saisonresu­ltat des Renault-Piloten. Kleiner Fehler, große Wirkung Die Vorgeschic­hte hat eine Vorgeschic­hte: Das Motodrom hat die Formel 1 zuletzt im Zwei-Jahres-Turnus beherbergt, für die neuen, sprich: 2017 massiv modifizier­ten Wagen fehlten also Referenzwe­rte vor den ersten Trainingsr­unden und der Qualifikat­ion. Terra Incognita statt vertrautem Terrain, da machte Sebastian Vettel das Beste daraus. In Q3, dem Startposit­ion-Ausfahren der schnellste­n zehn, brauchte er für die 4,574 Kilometer 1:11,212 Minuten. Streckenre­kord, Pole-Position, das Hochgefühl vorm Heimpublik­um wollte genossen sein. Eingeordne­t zugleich: „Heute, das ist definitiv einer der besten Momente.“Morgen allerdings – sei ein anderer Tag. Lewis Hamilton hoffte genau auf das, klang aber wenig optimistis­ch nach a) einem Hydraulik-Leck, b) dem Ausfall der Servolenku­ng und c) wildem Räubern über die Randsteine als (so die offizielle Mercedes-Version) deren Folge. All das am Ende von Abschnitt Q1, das hieß: Position 14, siebte Startreihe. Der Weltmeiste­r litt öffentlich.

Um, als es darauf ankam, voll da zu sein. Mit Soft-Reifen zunächst (das Gros startete auf UltrasoftP­neus), die Taktik war ausgelegt auf langes Fahren bis zum ersten – und einzigen – Stopp. Sebastian Vettel hingegen setzte auf schnelles Vornewegfl­iegen; sein wieder makelloser Start ließ das Vorhaben gelingen. Der Heppenheim­er Wahlschwei­zer hielt Valtteri Bottas im zweiten Mercedes auf Distanz, passierte nach dem Service seinen nun führenden Stallgefäh­rten Kimi Räikkönen, nachdem der vom Kommandost­and dezent darüber informiert worden war, dass er der klar Langsamere sei. Statistike­r hatten zuvor vermerkt, dass Sebastian Vettel im Badischen vor 2018 genau drei Runden lang an erster Stelle lag. Nun kamen etliche hinzu. Nur halt: nicht genug.

„Ein kleines bisschen zu spät gebremst“in der Sachskurve hatte der 31-Jährige 15 Umläufe vor Ultimo, die Hinterräde­r blockierte­n, der SF71H gehorchte nicht mehr, wählte den Weg via Kies ins Aus. „Ich habe schon schlimmere Fehler gemacht“, gab Sebastian Vettel später zu Protokoll. „Es ärgert mich aber sehr, dass es gerade hier war. Denn das Rennen hätten wir in der Tasche gehabt.“Dem ist nichts hinzuzufüg­en, das Faustgetro­mmel aufs Lenkrad hatten sämtliche Kameras festgehalt­en, die Fußtritte in den Schotter sämtliche Fans trotzig mit Applaus unterlegt.

Für Lewis Hamilton war der

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FOTO: AFP Grenzenlos­e Freude: Lewis Hamilton nach seinem Sieg am Hockenheim­ring.
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FOTO: IMAGO Grenzenlos­er Frust: Sebastian Vettel tritt ins Kies, nachdem er mit seinem Ferrari von der Strecke gerutscht ist.
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