Der Staubsaugerlabel-Streit
Hersteller müssen Testbedingungen nicht offenlegen
LUXEMBURG (dpa) - StaubsaugerHersteller müssen Kunden auf dem EU-Energielabel nicht darüber informieren, unter welchen Bedingungen der Stromverbrauch getestet wurde. Das entschied der Europäische Gerichtshof (EuGH) am Mittwoch in Luxemburg (Rechtssache C-632/16). Hintergrund ist eine Klage des britischen Unternehmens Dyson, das beutellose Staubsauger herstellt. Es hatte der Münchner BSH Hausgeräte – dem Hersteller von Bosch- und Siemens-Staubsaugern – vorgeworfen, beim Staubsauger „VSQ8POWER4“und jedem anderen Modell mit denselben technischen Merkmalen, mangelhafte Angaben zum Stromverbrauch zu machen.
Dyson verweist dabei auf Untersuchungen, nach denen der Stromverbrauch von Staubsaugern steigt, je voller der Beutel wird. Das Energielabel verdeutlicht diese Tatsache Dyson zufolge nicht, und Verbraucher würden so in die Irre geführt.
Die Luxemburger Richter urteilten nun, dass die Verbraucher nach der geltenden europäischen Rechtslage nicht getäuscht werden. Die EUVerordnung lege Gestaltung und Inhalt des Etiketts genau fest, um den Verbrauchern eine bessere Vergleichbarkeit der Geräte zu bieten. BSH begrüßte die EuGH-Entscheidung. Ein Sprecher von Dyson bezeichnete es als „enttäuschend“, dass Verbraucher weiterhin in die Irre geführt würden.
Das britische Unternehmen kann allerdings noch hoffen. Der EuGH entschied am Mittwoch nicht über die Zweckmäßigkeit der EnergieKennzeichnung von Staubsaugern an sich. Zu dieser Frage läuft ein weiteres Verfahren am EU-Gericht zwischen Dyson und der Europäischen Kommission. Verbraucherschutz kritisiert Label Verbraucherschützer sehen das EULabel kritisch. Thomas Engelke vom Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) bezeichnete es als praxisfern. Er sagte, dass der angegebene Stromverbrauch nicht realistisch sei, da der Beutel meist nicht leer sei. Damit würden die Etiketten ihren Zweck letztlich nicht erfüllen.
Es gibt Hinweise darauf, dass der Stromverbrauch mancher Staubsauger bei vollen Beuteln steigt. Eine Sprecherin der Verbraucherinitiative Hausgeräte+ sagte: „Der Stromverbrauch erhöht sich sicherlich mit vollen Beuteln, wie groß der Unterschied ist, lässt sich jedoch nicht pauschal sagen, da das von vielen Faktoren abhängt, zum Beispiel, was und wie viel aufgesaugt wurde.“