Missklang der Religionen
„Ein Lied in Gottes Ohr“von Fabrice Éboué ist einfach gestrickt, aber trotzdem unterhaltsam
usikproduzent Nicolas (Fabrice Éboué) war auf Abwegen, weshalb ihn seine Frau Alexia (Amelle Chahbi) zumindest vorübergehend abserviert hat. Auch beruflich stehen die Zeichen auf Sturm. Nicolas’ neue Chefin führt ein strenges Regime und macht den Produzenten auf der Aktionärsversammlung rund, weil Musik für ihn mehr ist als nur Kommerz. Wenn der Rubel binnen sechs Monaten nicht rollt, werden Nicolas’ Dienste nicht länger benötigt. In dem Film „Ein Lied in Gottes Ohr“wühlt sich der unter Druck Gesetzte mit seiner Assistentin Sabrina (Audrey Lamy) durch einen Wust von Demobändern, fördert aber nur Bizarres und Absurdes zutage. Wo lauert die Marktnische, die es zu entdecken gilt? Dann steht plötzlich die rettende Idee im Raum. In einer Zeit, in der sich die Religionen zunehmend feindseliger begegnen, kann Musik womöglich eine Brücke schlagen! Eine Band aus einem Priester, einem Rabbi und einem Imam wäre bestimmt ein Hit.
Auf der Suche nach den geeigneten Interpreten rennt Nicolas nicht gerade offene Türen ein. Ein katholischer Priester singt zwar wie eine Nachtigall, zeigt sich aber nicht am Showbusiness interessiert. Ein talentierter Rabbi hat sich nach einem traumatischen Erlebnis zurückgezogen. Und der perfekte Kandidat für den Imam ist leider kein Mann Allahs, sondern nur ein charismatischer Kneipensänger.
Mit viel Geduld und Überredungskunst bringen Nicolas und Sabrina ihre drei Wunschkandidaten zusammen. Und tatsächlich gelingt der Coup. Mit schmissigen Popschlagern und „Friede, Freude, Eierkuchen“-Lyrik trifft die Band Coexister den Nerv eines großen Publikums. Hinter den Kulissen geht es allerdings weit weniger harmonisch zu.
Der französische Komiker Fabrice Éboué fungierte als Hauptdarsteller, Autor und Regisseur in Personalunion. Seine Filmgattin ist auch im wahren Leben die Frau an seiner Seite. Das Familienprojekt „Ein Lied in Gottes Ohr“widmet sich einer sensiblen Thematik ohne jede Scheu. Friedliche Koexistenz erweist sich in der Praxis als gar nicht so einfach, wenn sich beim Radiointerview politische und religiöse Verbohrtheiten nicht länger unterdrücken lassen.
Der Humor der Komödie ist recht einfach gehalten und mitunter auch anzüglich. Weil man die Charaktere mag, drückt man aber gern ein Auge zu. Und die Songs der Coexister bohren sich unerbittlich ins Ohr und setzen sich dort fest. Die Welt wird der Film sicher nicht verändern, aber sehr unterhaltsam ist er allemal. „Ein Lied in Gottes Ohr“, Regie: Fabrice Éboué, Frankreich 2017, 89 Minuten. Mit Fabrice Éboué, Audrey Lamy, Ramzy Bedia.